"Als ich dort ankam, lag Jack schon Ohnmächtig auf dem Boden."
"Von Tobi war keine Spur."
Ich schaue wie benommen auf meine Hände. "Es ist alles meine Schuld, Tim."
Er schaut konzentriert auf die Straße. "Es ist nicht alles deine Schuld."
"Aber das meiste..."
Ich spiele die Szene, im Auto, immer und immer wieder in meinem Kopf ab.
Ich weiß nicht wie lange ich hier schon im Warteraum sitze. Tim ist öffters mal raus gegangen um zu telefonieren und unser Fehlen in der Schule zu entschuldigen. Die Schwester meinte, sie ruft uns, wenn wir zu Jack können, aber sie hat uns immer noch nicht gerufen. Dieses warten macht mich noch verrückt.
"Hier." Ich schaue zu Tim hoch und nehme den Kakao dankbar an. Er setzt sich stumm neben mich hin und kratzt nervös an seinem Becher rum.
"Du weißt, dass du nichts hättest machen können?"
"Ich... Ich hätte einfach mit ihm gehen sollen und jack sagen sollen, dass alles in Ordnung ist... Dann hätten sie sich nicht geprügelt und er würde jetzt nicht hier sein. Wir würden jetzt nicht hier sein." Ich sehe, wie er mein Handgelenk anschaut, dass mittlerweile Blau geworden ist. Wenn man genauer hinsieht, erkennt man sogar Tobis Handfläche.
"Ich finde er ist genau im richtigen Moment gekommen. Wer weiß, was Tobi dir sonst angetan hätte. Wir wissen ja alle, dass er keine Kontrolle über sich hat... und der beste Beweis dafür ist dein Handgelenk." Er nickt mit dem Kopf in die Richtung meiner Hand, so das ich seiner Bewegung folge. "Für dich ist, gott sei dank, nochmal alles gut gegangen."
Tim hat recht. Für mich ist alles gut gegangen, aber was ist mit Jack?
"Mr. Jack Noel kann jetzt Besuch empfangen." Ich springe sofort hoch und folge der Schwester, ohne sicher zu gehen, ob Tim mitkommt.
Bevor die Schwester die Tür aufmacht, um mich zu Jack zu lassen, dreht sie sich noch einmal zu mir um. "Denk daran, er ist noch sehr erschöpft, also belaste ihn nicht zu sehr, ok?" Sie lächelt mich mitfühlend an und als ich nicke, lässt sie mich ohne ein weiteres Wort rein.
Ich betrete den Raum und wage es nicht einen Schritt weiter zu gehen, als ich Jack im bett liegen sehe. Er hat ein Verband auf dem Kopf und sein blaues Auge ist noch schlimmer geworden. Erst nach einer kurzen Zeit, bemerkt er mich und versucht sich aufzusetzen. Als er schmerzhaft aufstöhnt, kann ich meine Tränen nicht mehr halten.
"Liv... Geht e.." Ich lasse ihn nicht mal aussprechen, denn ich weiß, was er sagen will. Er will mich fragen, ob es mir gut geht. Aber diese Frage ist so überflüssig, denn wer von uns beiden liegt mit einem Verband im Bett?!
"Es tut mir so leid! Ich.. das hätte nicht passieren dürfen. Du hast gar nichts mit dieser Sache zu tun und jetzt liegst du hier, wegen mir. Und ich.. Es tut mir echt unfassbar leid..."
Er lacht auf. Wie kann er jetzt noch lachen?!
"Komm her." Ich schnappe mir einen Stuhl und rücke damit an sein Bett und er nimmt vorsichtig meine Hand. "Wie geht's dir? Und sei ehrlich.",frage ich ihn besorgt und immer noch mit tränen in den Augen. "Also, dafür das ich eine leichte Gehirnerschütterung habe, recht gut." Er grinst und ich kann einfach nicht glauben, wie er jetzt noch Grinsen kann.
"Weißt du, das wichtigste ist, dass es dir gut geht."
Ich kann es nicht fassen. Jetzt liegt er schon wegen mir im Krankenhaus mit einer Gehirnerschütterung und zig blauen Flecken und das einzige worum er sich sorgt, ist das es mir gut geht.
"Du bist ein Idiot, das weißt du oder?" "Jetzt bin ich aber enttäuscht. Ich dachte das du mich nach dieser Tat als Helden siehst und ich 'nen Kuss verdiene."
Ich weiß zwar nicht, wie er jetzt noch scherzen kann, aber mir ist definitiv nicht zum lachen zu mute.
"Dir ist klar, dass es noch viel schlimmer hätte enden können? Du kennst Tobi nicht, aber ich tue es und ich weiß, dass er sich nicht kontrollieren kann."
Langsam begreift er, dass ich es wirklich ernst meine und mich nicht drüber lustig machen kann. Deshalb wird er jetzt auch ernst.
"Deswegen ist es doch gut, dass ich gekommen bin. Guck dir bloss dein Handgelenk an. Noch ein bisschen mehr Kraft und er hätte es gebrochen. Weißt du, lieber kassiere ich ein paar Schläge, als wenn er dir was tut."
Nun weiß ich wirklich nicht, was ich sagen soll. Meine Gesundheit ist ihm wichtiger als seine eigene und das obwohl er mich erst seit ein paar Tagen kennt.
"Wieso?" Ist das einzige, was aus meinem Mund kommt.
Er lächelt mich behutsam an.
"Ich weiß es nicht."
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Sommerregen
Teen FictionKaum sind die Sommerferien und das Reisen vorbei, fängt Livs langweiliges Leben in England wieder an. Wieder der gleiche Alltag: Zur Schule gehen. Freunde treffen. Fernweh. Doch alles ändert sich, als plötzlich ein neuer Junge in die Stadt zieht.