// Four //

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Der Wirt stellt die georderte Cola vor mir ab, nach welcher ich sofort greife, um einen kräftigen Schluck zu trinken. Die junge Frau beobachtet mich dabei, so wie ich sie über mein Glas hinweg beäuge.

Ihr jungendliches Gesicht wird, unüblich für ihr Alter, durch einen recht kurzen Haarschnitt unterstrichen. In meinem Umfeld befinden sich nur Frauen, die ihre Haare mindestens bis zu den Schulter tragen. Aber dieses Mädchen hier hat an den Seiten die Haare kurz rasiert und nur das Haar weiter oben ist etwas länger. Der weiche Braunton ist mit hellen Strähnen durchzogen. Diese Frisur verleiht ihr ein etwas androgynes aussehen. Doch die Augen, sowie ihre  Lippen lassen keine Zweifel daran, dass mir gegenüber eine hübsche, junge Frau sitzt.

Sie zwinkert mir neckisch zu, als ich noch immer keine Anstalten machen auf ihre Frage zu antworten und sie nun schon viel zu lange anstarre.

Etwas verlegen stelle ich mein Glas wieder auf den Tresen, wische mir mit meinen Fingern von den Mundwinkeln über die Unterlippe.

"Also was treibt dich hier her?", wiederholt sie noch ein weiteres Mal ihre Frage.

Ich erkläre ihr, dass ich eine Runde laufen war, um den Kopf frei zu bekommen und etwas zu trinken vergessen habe.

Nicht ganz überzeugt wandern ihre grünen Augen über meine Erscheinung. Unbewusst verlagere ich mein Gewicht auf dem Hocker und straffe die Schultern. Ihr Blick bleibt an meinen Armen hängen. Die Tätowierungen scheinen ihr Interesse zu wecken. Auch ich reiße meine Augen nun von ihrem Gesicht los und bemerke, dass ihr linker Handrücken fast vollständig mit Tinte bedeckt ist. Ich vermute, dass die bunten Zeichnungen sich über den Arm weiter hoch ziehen, aber da diese durch ein langarmiges Oberteil bedeckt werden, kann ich eben nur Mutmaßungen anstellen.

Um die Stille zwischen mir und der jungen Frau zu unterbrechen räuspere ich mich, setzte mich aufrecht hin.

"Was treibt dich hier her?"

Die Unbekannte wendet ihren Blick ab und sieht in das leere Glas vor sich.

"Ich wollte den Kopf frei bekommen", antwortet sie und wiederholt damit zum Teil meine Antwort.

"Mit Alkohol?", hake ich nach.

Auch wenn diese Frage unhöflich ist, aber es verwundert mich, was eine Frau, in ihren jungen Jahren, an einem Samstag, alleine in einem Pub zu suchen hat. Ausserdem hat sie zu erst begonnen mir Fragen zu stellen. Na gut eine Frage, dennoch sie hat angefangen.

"Du gehst laufen, um dich abzulenken und ich trinke eben", stellt sie unbeeindruckt fest und gibt dem Pubbesitzer ein Zeichen, dass er nachfüllen kann.

"Ich denke, dass meine Variante die Bessere ist", lasse ich sie wissen und nehme einen weiteren Schluck aus meinem Glas.

Ein skeptisches Lachen bekomme ich als Antwort. Sie hält das Glas in ihren schlanken Händen und lässt die Flüßigkeit darin hin und her schwanken, welche ihr nachgeschenkt wurde.

"Wenn das so ist, dann sag mir bist du zu einem Ergebnis gekommen?"

Entwaffnend sieht sie mich an. Ich weiche ihren Augen, welche mich abwartend ansehen, aus. Stattdessen konzentriere ich mich auf das Regal, an der gegenüberliegende Wand, mit den bunten Flaschen. Ohne es zu wollen, beginne ich damit diese zu zählen. Ihr Frage ist berechtigt, natürlich bin ich keinen Schritt weiter, was meine festgefahrene Ehe angeht und meinen Wunsch alles hinter mir zu lassen. Es sind zweiundzwanzig Flaschen.

"Wusste ich es doch. Cheers!", triumphiert sie, als ich ihr eine Antwort schuldig bleibe.

Sie hat mein Schweigen vollkommen richtig gedeutet. Mit ihrem Glas prostet sie mir zu und schüttend den nächsten Drink hinunter. Ich nicke nur zurück, lasse mein Getränk aber unbeachtet auf dem Tresen stehen.

DropOut || Harry StylesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt