Schnell überfliege ich die Textnachricht, welche mir meine Frau auf ihrem Handy vor die Nase hält. Das Herz rutscht mir augenblicklich in die Hose, als ich den wütenden Blick bemerke, den Rebecca mir zuwirft.
Scheiße, ich hatte gehofft, dass sie meine Notlüge in der letzten Nacht nicht durchschaut. Ich wollte nicht, dass die Dunkelhaarige auf falsche Gedanken kommt, oder sich Sorgen machen muss.
Gerade lief es wieder so gut zwischen uns und als würde Maxin das wissen, meldet sie sich genau in diesem Moment. Ist somit augenblicklich wieder präsent und erinnert mich daran, was für eine Dummheit ich mit ihr begangen habe.
„Wer hat dir wirklich geschrieben in der letzten Nacht?", bohrt meine Frau gnadenlos weiter.
Sie weiß sehr wohl, wer mir geschrieben hat. Die hübsche Frau mir gegenüber ist nicht dumm, aber in diesem Augenblick unglaublich wütend. Ihr Brustkorb hebt und senkt sich schwer.
Ich biete ihr an, ins Wohnzimmer zu gehen, damit wir uns in Ruhe hinsetzten können, um uns zu unterhalten. Diesen Vorschlag blockt sie allerdings erbarmungslos ab. Verschränkt stattdessen ihre Arme vor dem Oberkörper und funkelt mich aus den dunklen Augen aufgebracht an.
Mit zorniger Stimme, aber leise genug, damit Madison, welche oben in ihrem Zimmer ist, nichts hören kann, spricht sie: „Sag es einfach, war es die Schlampe, die dir geschrieben hat?"
Bei ihrer harschen Wortwahl, die ich so nicht von ihr gewohnt bin, zucke ich kaum merklich zusammen. Nickend bestätige ich ihre Vermutung.
„Aber es ist nicht so, wie du denkst", versuche ich sie noch in der gleichen Sekunde zu besänftigen.
„Was glaubst du denn, dass ich denke, wie es ist?"
Während die Worte ihre Lippen verlassen, wirkt ihr Auftreten unterkühlt. Die gestrafften Schultert, der starre Blick und ihre zusammengepressten Mund, lassen keine Zweifel übrig, wieder möchte sich Rebecca hinter einer harten Schale verstecken. Die gleiche Strategie, wie auch schon, als ich ihr meinen Seitensprung gestanden habe. Fuck, mir wird bewusst wie sehr sie jetzt gerade Angst haben muss, dass ich sie erneut verletze.
Aus diesem Grund beginnt Rebecca auch wieder eine emotionale Mauer zwischen uns errichten. Das muss ich versuchen zu verhindern, da ich nicht weiß, ob die Dunkelhaarige es noch ein Mal zulassen würde, dass ich diese niederreissen kann.
Gerade erst hat sie begonnen, erneut Vertrauen zu mir zu fassen und mir zu verzeihen. Das alles setzte ich nun, mit nur einer unüberlegten Notlüge, in der letzten Nacht, leichtfertig aufs Spiel.
Ohne auf ihre abwehrende Haltung einzugehen schließe ich sie in meine Arme. Halte die Schönheit fest und lasse auch nicht los, als sich meine Frau aus meiner unnachgiebigen Umarmung winden möchte.
Diese Umarmung ist im Augenblick so bildlich für unsere ganze Situation in den letzten Monaten. Wir lieben uns, aber gleichzeitig stehen wir uns immer wieder gegenseitig im Weg.
Geheimnisse und Lügen prägten unseren Alltag, um den jeweils Anderen nicht zu verletzen, oder mit den eigenen Problemen zu belasten. Wir wollen unsere individuellen Träume verwirklichen, aber den Partner nicht hergeben. Wir brauchen einander, weil wir nicht ohne den jeweils Anderen können. Dennoch wehren wir uns in manchen Momenten gegen diese offensichtliche Anziehung.
Egal, ob sich unsere Träume unterscheiden und nicht immer Hand in Hand gehen. Ich werde dennoch an ihnen festhalten. Genauso, wie ich niemals Rebecca aufgeben kann. Immer werde ich um sie kämpfen.
Man kann eben nur gewinnen, wenn man bereit ist zu kämpfen.
Und verdammt, ich weiß, dass die Brünette, die sich nun nicht mehr in meinen Armen windet, sich stattdessen erschöpft gegen meinen Oberkörper sinken lässt und ihr Gesicht in meinem T-Shirt vergräbt, genauso wenig aufgeben wird, um unsere Ehe zu ringen.

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DropOut || Harry Styles
FanfictionHarry Styles muss aus seinem Alltag, der ihn zusehends kaputt macht, aussteigen. Immer tiefer versinkt er in eine dunkle Spirale aus Selbstzweifeln und unerfüllten Wünschen. Eine Fremde weckt in ihm das Bedürfnis, ein Abenteuer erleben zu wollen. ...