// Thirteen //

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Wie erstarrt stehe ich auf dem Parkplatz. In der Dunkelheit. Alleine mit dieser Frau, an die ich mich, bis vorhin, nicht einmal mehr erinnern konnte.

Ihre Hand brennt wie Feuer auf meinem Gesicht. Obwohl die Berührung sanft ist, fühlt es sich falsch an. So falsch! Und doch ist sie mir so nahe. So nahe, dass ihre Lippen gleich auf meinen liegen.

Bevor sie mich küssen kann, erwache ich aus meine Trance und trete erschrocken einen Schritt zurück. Ihre Hand, welche an meiner Wange liegt, fällt kraftlos hinab.

Ich wische mir über das Gesicht, um ihre Berührung und das dazugehörige Gefühl zu beseitigen.

„Was sollte das denn?", fahre ich sie an.

Bestürzt über meine ruppige Reaktion sieht Janine mich an. Hält sich ihre Hand vor den Mund.

„Ich weiß nicht. Ich war schon früher in dich verliebt, die ganze Schulzeit über. Aber da war immer Rebecca und du hast mich nie beachtet", versucht sie zu erklären.

Ich gehe nervös vor ihr auf und ab, versuche das ganze Szenario zu begreifen.

„Und du dachtest, Scheiße ich nutze die Chance und versuche ihn einfach zu küssen? Sag mal spinnst du. Ich bin verheiratet", schreie ich sie nun fast an.

Ich sollte mich zügeln, um vielleicht nicht noch jemanden auf uns aufmerksam zu machen. Der Gedanke, dass uns jemand gesehen haben könnte, lässt mich schlucken. Was ist, wenn Becky gerade hier draußen war? Doch warum sollte sie? Sie ist drinnen, beschäftigt mit dem Surferboy. Lauscht den Geschichten über sein spannendes Leben. Verabredet sich mit ihm für eine Führung über den Campus. Wo sie studieren wir. Ihren Traum verwirklicht.

Janine macht einen Schritt auf mich zu, das veranlasst mich nur dazu einen von ihr weg zu machen. Sie wird mir nicht noch einmal so nahe wie gerade kommen. Die Brünette bemerkt meine Reaktion und hält in ihrer Bewegung inne.

„Ich hab euch beobachtet", beginnt sie.

Was will sie damit sagen, sie hat uns beobachtet? Oh lieber Gott, lass sie keine verrückte Stalkerin sein, schicke ich ein Stossgebet gegen den dunklen Himmel über mir.

„Also heute Abend", spricht sie weiter und ich atme erleichtert aus, „Du bist verheiratet, aber glücklich bist du dennoch nicht."

Ich fahre mir nervös durch die Haare. Ihre Worte beunruhigen mich.

„Was soll dieser Scheiß? Bildest du dir ein, du kennst mich, weil du mich zwei Stunden auf einer beschissenen Veranstaltung beobachtet hast, auf die ich keinen Bock habe?"

Meine harschen Worte veranlassen sie dazu laut Luft zu holen. Janine kann ruhig wissen, dass ich von ihrer Hobbypsychologie nichts halte.

„Harry es tut mir leid, dass ich-"

Mit erhobener Hand bedeute ich ihr, dass ich keine Lust auf weitere Erklärungen habe. Ohne sie noch einmal anzusehen, drehe ich mich um und gehe zurück Richtung Turnhalle.

Dieser Abend ist eine einzige Katastrophe. Mein Unterbewusstsein hat mich gewarnt, dass dieses Treffen absoluter Blödsinn ist und Janine hat einfach dem Ganzen die Krone aufgesetzt.

Wie kann sie sich einbilden, dass sie weiß, ob ich glücklich bin? Spinnt die eigentlich? Sie sieht mich nach über zehn Jahren wieder, beobachtet mich scheinbar zwei Stunden lang und meint sie hätte mich durchschaut? Diese Frau weiß gar nichts. Ich bin glücklich in meiner Ehe, jetzt wo ich weiß, was für ein Geheimnis Becky hatte. Gut, mein Job nervt mich, mein Chef ist ein Arsch und ich fühle mich in diesem Alltagstrott gefangen, aber das geht doch vielen so. Oder nicht? Das kann die aufdringliche Dunkelhaarige nicht gesehen haben. Oder doch? Wenn es doch so offensichtlich wäre, müssten es nicht auch alle anderen auffallen? Becky? Niall? Madison? Niemand hat irgendetwas gesagt, verdrängen sie die offensichtlichen Anzeichen, so wie ich es tue? Wie ich versuche zu ignorieren, dass ich unglücklich bin. Verdrängung ist so leicht, denn was wir nicht wahrhaben wollen, ist auch nicht da. Richtig?

DropOut || Harry StylesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt