// Six //

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Gemeinsam sitzen wir stumm im Auto. Während ich fahre und leise den Takt der Musik, aus dem Radio, auf dem Lenkrad mit tippe, starrt Rebecca teilnahmslos aus dem Fenster. Die Schüssel mit dem Salat hält sie auf ihrem Schoß fest.

Immer wieder lasse ich meinen Blick zu ihr rüber wandern. Geistesabwesenden kaut sie auf ihrer Unterlippe. Eine kleine Falte hat sich auf ihrer Stirn zwischen den Augen gebildet. Ich habe den Verdacht, dass sie irgendetwas zu beschäftigen scheint. In der letzten Zeit habe ich immer mehr den Eindruck, als würde sie mich nicht mehr an ihrem Leben teilhaben lassen. Ich traue mich nicht nachzufragen. Vielleicht, weil ich Angst vor ihrer Reaktion habe? Am Ende erfahre ich Dinge, von denen ich vielleicht nichts wissen will. Kann es sein, dass auch sie spürt, dass etwas anders zwischen uns ist? Es muss ihr doch auffallen, dass wir uns scheinbar immer mehr voneinander entfernen.

Unsicher kaue ich an der Innenseite meiner Wange. Erneut sehe ich zu der Blonden. In diesem Moment kreuzen sich unsere Blicke.

„Was ist los?", fragt sie mich mit hochgezogenen Augenbrauen.

Kopfschüttelnd erkläre ich ihr, dass alles okay sei.

„Wie war dein Tag?", stelle ich ihr die banalste aller Fragen, die mir in diesem Moment in den Sinn kommt.

„Wie immer", antwortet sie lediglich, was mich nur zu einem nicken verleitet.

Ich konzentriere mich auf die Straße. Zwischen uns breitet sich eine Stille aus. Eine Stille, die mich unwohl fühlen lässt. Es wirkt als hätten wir uns nichts zu sagen. Es ist diese Art von Schweigen, zwischen zwei Menschen, bei der man weiß, dass es einfach nicht passt. Ich versuche mich zu erinnern, wann es zwischen Becky und mir so weit gekommen ist. Die bedrückenden Ruhe, welche zwischen uns herrscht, lässt meine Laune sinken.

Früher haben wir uns stundenlang, ja gar Nächte lang, miteinander über Gott und die Welt unterhalten. Wir konnten gemeinsam lachen und weinen. Haben uns Halt gegeben. Gerade in den letzten Monaten der Schwangerschaft, habe ich die Nächte mit Becky durchgemacht, weil sie nicht schlafen konnte. Ich kannte all ihre Geheimnisse, jeden Wunsch, umgekehrt war es genauso. Es gab zwischen uns kein unausgesprochenes Wort. Heutzutage ist das anders. Ich habe Geheimnisse und sie hat diese ebenfalls. Da bin ich mir sicher.

Meine Finger finden den Lautstärkeregler des Radios. Etwas Musik wird diese Stille zwischen meiner Frau und mir sicherlich unterbinden. „Blödsinn", lässt die altbekannte, gehässige Stimme, in meinem Kopf, mich wissen.

Weitere zehn, schweigsame Minuten später, biegen wir auf die Auffahrt von Niall's und Ambi's Haus. Die beiden sind zwar erst drei Jahre zusammen, trotzdem war für das Paar bereits nach vier Monaten klar, dass sie zusammen gehören. Sie haben uns alle überrascht, als sie verkündet haben, dass sie sich gemeinsam ein Haus kaufen wollen. Einige, ihrer Freunde, waren der Auffassung, es wäre alles sehr überstürzt. Doch Becky und ich wir haben ihnen geraten, dass sie es durchziehen sollen. Nur ein paar Monate später habe sie ihre Verlobung bekannt gegeben, um direkt im Anschluss nach Las Vegas zu fliegen und dort zu heiraten. Ganz klassisch, mit Elvis und anschließendem Casinobesuch. Ihre Familien waren entsetzt, weil sie nur zu zweit bei ihrer Trauung waren. Doch wen interessiert das? Die beiden sind definitiv auch ohne grosse Hochzeitsfeier glücklich ins Eheleben gestartet. Vielleicht war es ohne den ganzen Stress, welcher dazu gehören würde, besser so. Am Ende hätte es Ihnen noch jemand ausreden wollen. Ich vielleicht, denn wenn ich mir im Augenblick ansehe, was eine schnelle Hochzeit für Folgen haben kann, dann weiß ich nicht, ob ich jemandem dazu raten würde. Rebecca und ich sind verheiratet und trotzdem verbindet uns scheinbar wenig miteinander. Ein Ring am Finger ist kein Garant für eine glückliche Beziehung.

„Hey, da seid ihr ja endlich", freudig werden wir von Amber in Empfang genommen. Ihre schlanken Arme ziehen mich in eine kurze, aber innige Umarmung. Ich muss mich ein ganzes Stück zu ihr runterbeugen, da sie deutlich kleiner ist als ich. Ihre dunklen, welligen Haare trägt sie offen. Mit einem Schmunzeln auf den Lippen, bedeutet sie uns eintreten zu dürfen.

DropOut || Harry StylesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt