// Twenty-nine //

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// Rebecca //

Ich beobachte Harry, wie er unruhig auf seinem Platz hin und her rutscht, sich räuspert, um mich dann anzusehen.

In mir herrscht eine angespannte Stimmung, welche mir äußerlich sicherlich nicht anzusehen ist. Während Harry mit jeder Sekunde, die verstreicht, immer nervöser wird, sitze ich einfach nur still da, beobachte ihn mit wachsamen Augen.

Mein Puls rast, das Blut rauscht in meinen Ohren. Seitdem der Dunkelhaarige plötzlich wieder vor mir stand, haben wir mit keinem Wort die fremde Frau, vom Flughafen, erwähnt. Doch die Frage, ob er mit ihr zurückgekehrt ist, stelle ich mir trotzdem. Ist sie vielleicht der Grund, warum sich der Brünette nicht vom Flughafen abholen lassen wollte? Hat er versucht auf diesem Weg zu verhindern, dass Niall dieser Schlampe begegnet. Weiß sie von mir und Mady? Ist ihr bewusst, was sie kaputt gemacht hat, dass sie eine Familie zerstört hat? 

Die Angst vor dem, was er mir gleich zu sagen hat, nimmt mir fast die Luft zum atmen.

Als Harry gestern das Zimmer von Madison, im Krankenhaus, betreten hat, waren für einen kurzen Augenblick alle Sorgen der letzten Woche, und vor allem der letzten Stunden vergessen. Für einen klitzekleinen Moment flüchtete ich mich eine Seifenblase, durch die ich die Welt verschwommen sehen konnte. Es gab darin nur mich und den einzigen Mann, den ich je geliebt habe. Dieser kurze Augenblick, als ich in seinen Armen lag, er mich umarmt hat, wie er es immer getan hat, es fühlte sich gut an. Vertraut, warm und sicher. So, wie ich mich immer in seiner Nähe gefühlt habe.

Ich wollte diesen Moment, mit aller Macht, hinauszögern. Ihn genießen, darin versinken und alles vergessen, was mich so verletzlich macht. Doch viel zu schnell platzte diese Blase.

Madison lag noch immer im Krankenhaus und Harry war die ersten Stunden nicht an meiner Seite. Ist es mein Recht ihn für sein Fehlen zu verurteilen? Auch wenn dem nicht so ist, dennoch tue ich es. Tief in meinem Inneren werfe ich ihm sein Fehlen vor.

Der Vater, meiner Tochter, war nicht da, als es ihr schlecht ging. Ich musste den Ärzten Rede und Antwort stehen. Habe in ihren Blicken erkannt, was sie dachte. Warum ich kein Auge auf meine Tochter hatte? Wie es so weit kommen konnte, dass sie, mit einer massiven Alkoholvergiftung, im Krankenhaus gelandet ist.

Die Frage einer Krankenschwester, ob ich allein erziehend sei, konnte ich nur mit einem Eigentlich nicht beantworten. Zu diesem Zeitpunkt war ich mir ja nicht einmal mehr sicher, ob mein Mann je wieder zurück kommen würde. Hatte er doch nur Stunden zuvor geschrieben, dass er es genießen würde, von allem, was sein altes Leben betraf, Abstand zu nehmen.

Aber, wenn er es doch genossen hat, warum habe ich dann das Gefühl, als hätte er uns vermisst? Bilde ich mir etwa ein, dass seine Umarmung genauso viel Sehnsucht ausgestrahlt hat, wie meine? Harry sich unsicher in meiner Nähe verhält, weil er nicht weiß, wie er mit mir umgehen soll? Ist es ein Trugschluss, dass es sich so anfühlt, als würde er mich noch immer lieben? Sind der Schmerz und die Reue, in seinen grünen Augen nur eine Illusion?

Spielt meine Wahrnehmung mir vielleicht einen fiesen Streich, um mich in dem Glauben zu wiegen, Harry und ich hätten eine Zukunft, weil er noch immer der Mann für mich ist und es nie ein anderer sein kann? Will mein Herz mir vorgaukeln, da wäre keine andere Frau in seinem Leben, obwohl ich genau weiß, dass dort eine ist? Bis jetzt habe ich diesen Gedanken nach hinten gedrängt - sicher abgeschirmt. War ich doch einfach nur froh, dass der Dunkelhaarige wieder da ist. Doch diese Fragen sind dennoch stetig präsent.

Nun aber, sitzt er vor mir und will mit mir reden. Ich habe ihn um kein Gespräch gebeten, weil ich Angst habe wieder in dieses tiefe Loch zu fallen. Ein weiteres Mal wird mein Herz es vermutlich nicht ertragen können, in kleine Stücke gerissen zu werden, wie in dem Moment, als Harry die Tür hinter sich zugezogen hat, um mich zu verlassen.

DropOut || Harry StylesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt