// Thirty //

1.2K 183 496
                                    

Rebecca sitzt noch immer wie eine Statur, in ihrem Sessel, mir gegenüber. Die ganze Zeit über ist sie ruhig, weil ich sie darum gebeten habe. Nur an ihren krampfhaft, ineinander verschränkten Fingern, welche in ihrem Schoß liegen, kann ich erahnen, dass sie lange nicht so entspannt ist, wie es vielleicht auf den ersten Blick, den Eindruck erweckt.

Ich habe Angst vor dem, was nun folgen wird. Schon jetzt weiß ich, dass die Brünette nicht mehr lange so ruhig bleiben wird. Nicht, wenn sie erfährt, dass da mehr mit Maxin war. Dennoch, ich muss ihr die ganze Wahrheit sagen, wenn ich je wieder auf eine Chance von ihr hoffen darf.

"Harry?"

Die Art, wie sie meinen Namen ausspricht, lässt mich schlucken. Leise, zaghaft und schon jetzt höre ich den Schmerz darin, als würde sie etwas ahnen.

"Ich liebe dich. Das habe ich immer und werde ich immer", beteuere ich, "Ich will nur, dass du das weißt."

Noch einmal hole ich tief Luft. Der Blick auf meine Schuhe gerichtet. Bei dem, was ich nun zu sagen habe, kann ich ihr nicht in die Augen sehen. Zu sehr schäme ich mich, für diesen Fehler. Ausserdem habe ich Angst vor dem, was ich darin erkennen könnte. Schmerz, Verachtung, Wut, Verletzlichkeit.

Sie wird mich hassen!

Fuck, auch diese Tatsache wird mich nicht davon abhalten für meinen Fehler gerade zu stehen.

"An meinem zweiten Abend in Bangkok, saß ich draußen, um einen klaren Kopf zu bekommen. Ich konnte nicht schlafen, weil ich immer wieder an euch denken musste. Irgendwann kam Maxin dazu. Wir unterhielten uns. Sie vertraute mir an, warum sie so unbedingt aus London weg wollte."

Die Geschichte der Kurzhaarige lasse ich aus meinen Erzählungen raus. Sie tut eigentlich nichts zu Sache und ich glaube nicht, dass Becky besonders daran interessiert ist, oder Mitleid mit Maxin hätte. Warum sollte sie auch?

"Naja und dann am Ende des Abends, nahm sie meine Hand. Ich dachte, sie wollte sich bei mir bedanken, doch stattdessen hat sie mich geküsst."

Ich nehme wahr, wie meine Frau hörbar Luft holt, dennoch ich sehe sie nicht an.

"Ich habe es unterbrochen. Habe ihr gesagt, dass ich kein Interesse an ihr habe. Ich mir mit ihr nicht mehr als eine Freundschaft vorstellen kann. Ich dachte, sie hätte es verstanden und würde es akzeptieren."

Jetzt wage ich doch einen kurzen Blick auf die Dunkelhaarige. Ihre Hände liegen nun wieder, wie zu Beginn unseres Gesprächs auf den Armlehnen, krallen sich darin fest. Nervös kaue ich auf meiner Unterlippe.

"Dann kam der Abend bevor ich abgereist bin. Wir waren auf einer Party. Die Fullmoonparty, vielleicht hast du schon mal davon gehört. Die Stimmung war ausgelassen, sie tanzte mit anderen Männern, während ich einfach nur für mich war. Ich habe viel getrunken, die Wärme und die ganze Atmosphäre haben dafür gesorgt, dass ich den Überblick verloren habe, wieviel es war. Es gab dann plötzlich so eine Situation, in der Maxin von einem Typen belästigt wurde. Er wollte sich mit Worten nicht vertreiben lassen, also habe ich ihm eine reingehauen. Ich wollte sie nur beschützen. Es war einfach nicht in Ordnung, dass der Kerl sie gegen ihren Willen angefasst hat. Das ist nie in Ordnung. Wir sind dann vor diesem Typen geflüchtet. In der tanzenden Menge untergetaucht. Ab diesem Moment sind meine Erinnerungen nur noch lückenhaft."

"Was hast du mit ihr getan?", stellt mir Rebecca, zum ersten Mal an diesem Nachmittag, eine Frage.

Natürlich weiß meine Frau, worauf ich hinaus will. Sie ist nicht auf den Kopf gefallen und kann eins und eins zusammen zählen. Vermutlich will sie die Wahrheit nur von mir hören. Jetzt gibt es kein zurück mehr. Ich werde ihr all das erzählen, was ich weiß, den Teil der Geschehnisse, der nicht im Nebel liegt.

DropOut || Harry StylesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt