// Twenty-two //

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Ich mustere Maxin angestrengt. Was soll ich mit dieser Information anfangen? Ihre Worte klingen, ohne jeden Zweifel, absolut ernst. Ebenso zeigte ihre Mimik keine Anzeichen dafür, dass sie scherzen würde.

Ich schlucke schwer und möchte sie fragen, was sie meint, als Louis sich zwischen uns drängelt und uns jeweils eine Wasserflasche hin hält.

"Na ihr zwei Hübschen? Alles in Ordnung? Der Buddha ist beeindruckend, nicht wahr?"

Bei seiner letzten Frage wendet der junge Mann sich an mich. Ich nicke nur und drehe den Verschluss der Flasche auf, um einen großen Schluck zu trinken. Die ungewohnte Hitze macht mir doch etwas zu schaffen. Schon nach diesem kurzen Aufenthalt fernab von klimatisierter Räumen, habe ich das Gefühl, dass ich völlig ausgetrocknet und kaputt bin. Sicherlich trägt der Schlafmangel seinen Teil dazu bei.

"Wie siehts aus? Habt ihr Lust auf eine echte Thai-Massage?", fragt Maxin uns.

"Wenn du mich massieren möchtest, bin ich bereit Babe", kommt es, wie aus der Pistole geschossen, als Antwort von Louis.

Maxin lässt ihre grünen Augen über den jungen Mann, der rein vom Alter her, perfekt zu ihr passen würde, wandern. Ihrem Blick kann man auch dieses Mal nicht entnehmen, was sie genau denkt.

"Ich dachte an die Massageschule, die sich hier auf dem Gelände befindet. Die Schüler brauche Übungsobjekte und eine so gute Thai-Massage habe ich noch nirgendwo anders erhalten."

Louis und ich, wir sehen uns an. Stumm treffen wir die Vereinbarung, dass das eine gute Idee ist und so liege ich, keine zehn Minuten später, auf eine Pritsche und ein junges Mädchen massiert mich. Sie sieht zumindest sehr jung aus. Allerdings habe ich hier auch noch niemanden gesehen, der wirklich alt ist. Ich gewinne langsam den Eindruck, als würden thailändischen Menschen nicht so schnell altern, wie Engländern.

Mit ihren geübten Fingern knetet die junge Thai meinen verspannten Rücken durch. Ich schließe die Augen und genieße die kraftvollen Berührungen, welche ich ihren kleinen Händen gar nicht zugetraut hätte.

Seid ich das Hotel verlassen habe, habe ich keinen Gedanken mehr an meinen Probleme verschwendet. Ich wage zu behaupten, dass ich im Augenblick so zufrieden und entspannt bin, wie schon lange nicht mehr.

Ich sollte an zu Hause denken. Ich sollte an meine Frau, meine Tochter und an meine Freunde denken. Ich sollte dadrüber nachdenken, wie es beruflich weiter gehen wird. Ich sollte mir Gedanken machen, wie ich die Dinge wieder gerade biegen kann.

Ich sollte ein schlechtes Gewissen haben.

Ich sollte so viel, aber in diesem kleinen Moment genieße ich einfach die Ruhe, um mich herum und entspanne mich. Für einen kleinen Augenblick kann ich los lassen und gefühlt nach Jahren das erste mal wieder richtig durchatmen. Ist es verboten, dass ich mir diesen winzigen Moment gönne?

Der Tag zieht nur so an uns vorbei und schnell geht die Sonne über Bangkok unter und die Lichter der Stadt funkeln erneut und ziehen mich wieder in ihren Bann.

Es ist schon spät und noch immer hängt uns der Jetlag in den Knochen. Louis liegt auf dem Bett und da er bereits seid zwanzig Minuten kein Wort mehr gesagt hat, scheint er vor dem laufenden Fernseher eingeschlafen zu sein. Ich sitze in dem Sessel, halte mein Handy in der Hand.

DropOut || Harry StylesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt