Alles was bleibt, sind die Erinnerungen

Helene

Erika fuhr mit mir sofort ins Krankenhaus. Natürlich dort, wo wir vor ein paar Wochen schon einmal nach Helenes Unfall waren.
Doch noch durften wir nicht zu ihr.
Helene wurde nämlich noch untersucht, nachdem man sie komplett ruhig gestellt bekam.

Diesmal allerdings hatte sie eine andere behandelnde Ärztin, welche sich auch die Informationen von damals aus ihrer Akte sich holte.

"Können Sie mir bitte erklären, seit wann das Verhalten sich von Frau Fischer so veränderte?" - "Das passierte schon gleich nachdem sie wach wurde... Helene verstand alles falsch und reagierte komplett über....".

Wir erklärten der Ärztin Helenes komplettes Verhalten so gut es ging.
Auf ihrem Schild stand, das sie Psychologin ist und doch rief sie eine Kollegin zu sich.

Wieder warteten wir draußen und warteten weiter, bis sie erneut zu uns kam.

"Wir werden Ihre Schwester für eine Untersuchung zum MRT bringen." - "Aber sie ist schwanger!". "Ja das wissen wir. Aber wenn sich unsere Vermutung bestätigen sollte, könnte es böse für sie enden!" - "Was meinen Sie?", hakte Erika besorgt ein.

Die Ärztin sah auf ihr Klemmbrett und zog sich die Brille von der Nasenspitze hoch.

"Wir vermuten ein Blutgerinsel oder eine Blutung im Kopf. Das würde das Verhalten erklären!".

Erika und ich sagen uns entsetzt an.

"Wie kann das passieren? Sie wurde doch damals durch gecheckt hier....." - "Es muss sich nachträglich dann gebildet haben. Aber warten wir zuerst die Ergebnisse ab.". "Muss sie dann wieder operiert werden?", fragte ich die Ärztin welche mir keine konkrete Antwort darauf geben konnte.
"Unser Baby muss ganz schön was mit machen!", sah ich Erika besorgt an während wir wieder warteten.

-----

Nach fast einer Stunde des Wartens wurde Erika schnellstmöglich zu der Ärztin zitiert.
Natürlich nahm sie mich mit.

Wir setzten uns ihr an den Tisch gegenüber und Frau Doktor Fuchs verschränkte ihre Hände in einander.
"Unsere Vermutung hat sich leider bestätigt. Ihre Schwester hat ein Blutgerinnsel im Kopf, welches zu diesen Ausfallerscheinungen führt. Das Gerinnsel hat eine Hirnarterie verstopft, welche auch für einen Schlaganfall verantwortlich ist. Es kommt zu einer Minderdurchblutung des umliegenden Gewebes...." - "Was soll das heißen? Hat sie etwa einen Schlaganfall?!", riss sich Erika die Hand vor den Mund und sah die Ärztin ängstlich an.

"Nein. Noch nicht, aber sie steht kurz davor! Deshalb meine Frage, leider Frau Fischer an Sehstörungen oder Taubheitsgefühl? Sprachstörungen?".

"Sie zwinkerte oft und rieb sich die Augen. Helene meinte nur, das sie hin und wieder verschwommen sieht." - "Ja und sie sagte mir auch mal, das ihr linker Arm hin und wieder kribbelt. Wahrscheinlich eingeschlafen.", fiel es Erika und mir wie Schuppen von den Augen.

Die Anzeichen waren also da, doch es ist uns nicht bewusst geworden was es heißt.

"Ich möchte noch einmal deutlich machen, das dies immer und jeder Zeit passieren kann. Die Wahrscheinlichkeit das es durch den Unfall als Spätfolge resultierte, ist aber wahrscheinlicher..... Daher müssen Sie sich sofort entscheiden, wie wir weiter fort fahren. Denn die Zeit läuft für Ihre Schwester!", sah die Ärztin Erika eindringlich an.

"Ich erkläre Ihnen unsere Therapie. Sie müssen nur noch einwilligen dazu, als direkter Angehöriger!"

Gespannt verfolgte Erika die Therapie Empfehlung und sah sie mit großen Augen an. Überwiegend warf Frau Fuchs mit lateinischen begriffen um sich. Ich verstand nur Bahnhof davon und war mir sicher, das es Erika genauso ging. So unterbrach ich Frau Fuchs, "Entschuldigung, aber könnten Sie uns das auf deutsch erklären? Das wäre wirklich sehr freundlich.".