Jannik

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Am kommenden Morgen erwachte Helene etwas irritiert neben mir.
"Guten Morgen.", lächelte ich sie sanft an. "Dir auch einen guten Morgen.", murmelte sie verschlafen und sah im Bett hinab.
Da es mir dann doch etwas frisch die Nacht wurde, nahm ich mir meine Decke und Kissen und legte mich wieder zu Helene. Also jeder brav getrennt von einander. So erklärte ich es ihr auch, welches sie schmunzeln ließ.
"Hast Du denn trotzdem gut geschlafen?" - "Hm, ja. Ich glaube schon.". Und sofort griff Helene nach ihrem Handy.
"Was machen die denn so lange? Ich meine, Marco ist hier in der Stadt und die müssen ihn doch endlich finden!".
Ungeduldig sah sie darauf und auch eine Träne floss sofort wieder.
"Hoffentlich geht es Jan irgendwie gut.". Helene suchte ein Bild von beiden aus glücklichen tagen heraus und betrachtete es. Ich sah es mir ebenfalls an und musste lächeln, als ich beide glücklich zusammen strahlen sah.
"Sie finden ihn. Ganz sicher.".
Helene nickte und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, während sie dann aus Bett stieg zum duschen. Während sie im Bad war, musste ich mir eingestehen warum ich damals noch kein Interesse an Helene entwickelte. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Mit dem Gedanken stand auch ich auf und sah mich durch die Service Karte. "Gehen wir runter zum Frühstück oder soll ich uns was kommen lassen?", klopfte ich leise an und fragte. "Lass uns runter gehen!". Etwas später kam Helene dann auch fertig aus dem Bad und lächelte. Der erste griff galt ihrem Handy wieder. "Wieder nichts.... Ich hab so ein komisches Gefühl heute, Flo.". Erklärte Helene mir und strich sich sanft über den Bauch, während sie mich ansah. "Wad meinst Du?", deutete ich abwechselnd zu dem Baby und ihrem Handy. "Keine Ahnung. Irgendwas ist komisch.", ließ sie sich aufs Bett fallen während ich mich schnell im Bad zurecht machte.

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Während Helene und ich uns durch das Frühstücksbüffet probierten, war sie wenigstens ein paar Minuten abgelenkt. Das Handy trug Helene trotzdem ständig bei sich.

Anbei nahm ich mir die aktuelle Tageszeitung vor.
"Wann musst Du wieder zurück?" - "Ich bleibe solange, bis es geklärt ist. Während Du im Bad warst, habe ich mit meinem Manager telefoniert. Es gibt auch Skype.", lachte ich los.
"Hm, ok. Aber Du musst nicht extra wegen mir bleiben, ich komme auch alleine zurecht!". Entschlossen erklärte Helene es mir, doch fiel mir anbei gleich der gestrige Abend ein.
"Was lachst Du so?" - "Naja, gestern Abend. Du hast Dich so erschrocken. Mach Dir keinen Kopf um meinen, das geht schon klar.".
Dann aßen wir weiter und ich reichte Helene den Immobilien teil der Zeitung, auf Wunsch.
"Schau mal! Ein Gutshaus ist zu verkaufen. Würdest Du es mit mir mal ansehen fahren?". Ich sah mir die Anzeige an und stellte fest, das es doch mehr Sanierungs bedürftig ist als in gutem Zustand. "Da wird bestimmt viel zu machen sein!" - "Egal. Ich habe nur gerade überlegt. Jan, unsere Tochter, oder vielleicht irgendwann unsere Kinder in so einem Haus. Unsere Familie könnte ebenfalls mit dort leben!" - "Na Du hast eine Fantasie.", sah ich Helene skeptisch an. "Warts ab! ..... Oh Moment!", zog Helene ihr Handy aus der Hosentasche und ging ran. Ihre weit aufgerissenen Augen ließen mich schließen, das etwas passiert sein muss. "Ja, wir komm leb sofort hin!" und dann legte Helene auf. "Was ist?" - "Das war die Polizei. Ich soll so schnell wie möglich dort hin kommen, mehr haben sie nicht gesagt. "Na vielleicht haben sie ihn ja!" - "Das wäre schön. Und dann ist Jan auch wieder bei mir.". Helene war jetzt richtig euphorisch gewesen und voller Hoffnung fuhren wir sofort zur Polizei. Doch dort erhielten wir eine positive, wie auch negative Erkenntnis.

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"Nun drängel mich doch nicht so!".
Helene ging die Fahrt einfach nicht schnell genug. Jede rote Ampel kommentierte sie. Sowie auch jeden Schleicher vor uns.

Doch schon als wir ankamen, wandte sich ihre Euphorie.
"Also Frau Fischer, wir haben eine denke ich sehr gute und eine schlechte Nachricht für Sie!" - "Die gute zu erst!", warf Helene ein.
Angespannt lehnte der Beamte sich zurück und faltete seine Hände vor sich.
"Wir konnten Ihren Mann letzte Nacht festnehmen. Doch von seinem Bruder fehlt jede Spur. Auch will er partout nicht sagen, wo er sich befindet. Seit Stunden wird er verhört, jedoch erfolglos.".

Sprachlos blieb Helene wie versteinert sitzen. "Wissen Sie, also...", versuchte ich mich an einem Satz. Allerdings stoppte ich den schnell, du die Wortwahl etwas karg war.

Dann bat der Beamte Helene und mich ihm zu folgen. Hinter einem Sicherheitsglas, das er uns nicht sehen konnte, beobachteten wir das Geschehen.

"Und wenn der Junge dort versauert, von mir erfährt niemand etwas!", hörten wir Marco fauchen und dann entspannt sich zurück lehnen.

"Und wie geht es nun weiter?", wollte Helene wissen.
"Er kommt in Sicherheitsverwahrung. Also er wird Ihnen nichts mehr antun können. Doch müssen wir weiter nach dem Bruder suchen...".

Unbefriedigend war das ganze dann allerdings doch, als wir die Wache verließen. Tapfer hielt Helene durch, aber als wir im Auto saßen konnte sie nicht länger an sich halten und ließ ihnen Gefühlen freien Lauf.

Ich wollte mit ihr zurück ins Hotel. Doch Helene wollte unbedingt nach Hause und dort bleiben.
"Was ist, wenn er ihn auch eingesperrt hat! Niemand weiß wo Jan ist. Wo sollen die suchen, wenn er nichts sagt?". "Jetzt mal doch nicht gleich den Teufel an die Wand!", versuchte ich Helene ein wenig wieder runter zu bekommen.
"Ach Du hast klug reden Flo! Lass mich alleine!".

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"Na i geh ned.". Verdutzt drehte sie sich um, ging dann aber weiter.
"Na wenn Du nicht willst, dann fühl Dich wie daheim!".
Schnell verschwand Helene und ich hörte die Kühlschranktür klappen.
"Also mit Bier, kann ich leider nicht dienen!", hob Helene die Flasche Wasser hoch und nahm noch 2 Gläser aus dem Schrank.

Wehmütig sah Helene um sich und schenkte die Gläser voll.
"Wir sollten uns überlegen, wo dieser Marco ihn versteckt hält!" - "Wenn er überhaupt noch lebt!".
Von dem großen Optimismus vor ein paar Stunden noch, war nicht mehr viel übrig gewesen.
"Nun mal doch nicht alles schwarz!".

Die nächsten Stunden verbrachte ich mehr oder weniger damit Helene auf zubauen. Dann allerdings kam ihr eine Idee.
"Warte!", sprang sie vom Sofa auf und ging schnell nach oben. Die Türen klappten ein paar mal und dann kam sie mit einer großen Kiste wieder runter.
"Was ist das?" - "Das sind Fotos und anderes Zeugs von Jan. Erinnerungen.". "Warum ist das in einer Kiste? Ich beware das anderswo auf!" - "Die sind sich da alle nicht grün  unter einander..."., erklärte Helene mir. Wenn ich es soweit richtig verstanden habe, ist Jan somit allein und hat nur Helene als Familie dann.
Interessiert kramte sie sich durch und betrachtete vieles skeptisch.
"Nach was genau suchst Du eigentlich?" - "Mir fiel vorhin ein, das Marco mir mal von einer Hütte erzählte oder war es ne Bruchbude! Da waren sie als Kinder oft wenns mal Krach gab. Denn müssen doch irgendwelche Dinge davon hier sein!". "Und weißt Du auch, wo sie lebten als Kinder?" - "Hm. Nein.", senkte Helene ihren Blick und ließ alles aus der Hand los. "Aber schau mal hier!". Helene nahm eine gerollte Papierrolle in die Hand und öffnete diese. "Sieht aus wie eine Art Schatzkarte! Also weißt Du?" - "Ja. Aber wohin? Wenn Jan wüsste was ich hier mache! Er würde bestimmt sauer werden!".

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Jedoch brachte uns diese Erkenntnis nicht weiter. Helene suchte sich förmlich durch seine Vergangenheit. Jeder Schrank wurde in den nächsten Tagen komplett auf den Kopf gestellt, in jedem Zimmer. Es haperte eigentlich nur an dem Punkt, wo sie aufwuchsen.

"Es gäbe nur noch die Möglichkeit zurück!" - "Wo zurück?". "In Marcos Haus. Flo, ich halte das nicht mehr lange aus! Seit geschlagenen drei Tagen warte ich schon. Suche ich und werde nicht fündig. Es gibt keinen der sonst irgendwas weiß und Marco redet nicht! Ich muss zurück!".

Begeistert war ich davon nicht. Was genau passierte dort wusste ich, aber das Helene freiwillig dorthin möchte!
Sie davon abzuhalten, war praktisch unmöglich.
Vor kurzem war Helene auch schon dort, zumindest erzählte man es ihr.

"Ich mach Dir einen Vorschlag! Morgen früh fahren wir zusammen hin und schauen!" - "In Ordnung. Wenn es hoffentlich noch nicht zu spät ist.".

Helene fiel es schwer bis Morgen noch warten zu müssen, doch es war sowieso schon stock dunkel draußen gewesen.

"Lass uns zusammen noch einen spannenden Film ansehen." - "Einverstanden.".

So lenkte Helene sich etwas ab und ich war im Inneren auvh froh gewesen. Denn ausgestattet mit Knabbereien und einer Decke, setzte sie sich zu mir.
"Was strahlst Du plötzlich so?". Ich war ein wenig irritiert gewesen.
"Nur so. Ich finde es toll, das wir uns so gut verstehen und Du mir im Moment so bei stehst...... Ich mag Dich Flo.".
Die Art wie Helene mich ansah und wie sie es sagte, war wie Musik in meinen Ohren. Mir wäre es am liebsten gewesen, wenn dieser Abend niemals enden würde.
Doch wird diese Nacht alles bei Helene ändern.

Alles was bleibt, sind die Erinnerungen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt