von vorne

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Überrascht durch ein lautes poltern schreckte ich hoch. Mit einem Blick sah ich das Jannik nicht mehr da war. Schnell schlüpfte ich in meine viel zu weite Hose und schlich langsam zur Tür.
"Oh verdammt.", hörte ich es von unten fluchen.

So setzte ich meinen Weg fort nach unten.

"Hallo.".
Stand ich in der Küchentür.
"Du bist zu früh, oder habe ich Dich geweckt?" - "Hm nein, alles gut.".

Jannik hatte ein reichhaltiges Frühstück vorbereitet. Eier mit Speck, frische Brötchen und einen großen Teller mit frischem Obst.

"Setz Dich bitte.", zog er mir den Stuhl zurück. "Danke.", setzte ich mich und dann goss er mir eine Tasse frischen Tee ein.

Meine Augen inspizierten die große Auswahl, so dass es mir sichtlich schwer fiel mich zu entscheiden.

"Lang ruhig zu Helene. Du hast es wirklich bitter nötig und das Kleine auch.", lächelte Jannik und sein Blick fiel dann auf meine knöcherne Hand.

Langsam und noch vorsichtig versuchte ich mich an etwas Obst.
Sein verschmitztes grinsen blieb mir nicht verborgen. Aber es war ebenso ansteckend.

"Weißt Du.", biss er von seinem belegten Brötchen ab und sprach weiter als er den Mund wieder lehr hatte.
"Ich habe mir überlegt, Du solltest zu Deiner Familie Kontakt aufnehmen oder wir fahren direkt dort hin." - "Nein, das geht nicht!".

Skeptisch zog er die Augenbrauen hoch.

"Aber wieso nicht? Helene sie vermissen Dich ganz sicher." - "Seit dem Urlaub wo ich Marco kennen gelernt hatte, habe ich keinen Kontakt mehr zu Ihnen! Er wollte es nicht. Hat es mir verboten und....".

Ich brach in Tränen aus, denn ich wollte das alles niemals. Doch damals setzte er mich schon so unter Druck und ich vetraute ihm blind.

"Es sind drei Jahre Jannik! Ich kann doch nicht einfach so vor ihrer Tür stehen... Ich kann das nicht!" - "Aber. Du vermisst sie doch sicher, oder?".

Lieb wie er war, reichte Jannik mir sofort ein Taschentuch zum Tränen trocknen. Auch er kannte meine Familie leider nicht. Denn Marco sorgte von Anfang an dafür, mich zu isolieren von der Außenwelt. Er tat alles dafür. Denn in seinen Augen sollte ich nur ihm gehören.

"Sie werden es nicht verstehen!".

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"Wenn Du es nicht versuchst, wirst Du es nicht wissen.".
"Aber... Jannik ich bin schwanger, ich wurde verprügelt und habe ich sie ewig nicht mehr gesehen! Marco, er hat mich für tot erklären lassen! Da kann ich doch nicht einfach so vor ihrer Tür stehen.".

Natürlich wird es ein großer schock für sie sein. Alleine schon deswegen, wie ich momentan aussehe. Ich erkannte mich selbst im Spiegel nicht mehr wieder. Völlig unterernährt, man konnte wirklich jeden Knochen bei mir sehen. Meine früher so strahlenden Augen, waren trübe und haben ihren Glanz verloren. Dunkle Augenringe rundeten das Bild ab. Und dazu ein noch kleiner sichtbaren Beginn eines Babybauches.

"Und sag mal, Du weißt wirklich nicht wie weit Du schon bist?" - "Hm nein. Ich habe keine Zeitgefühl, also ich hab es irgendwann verloren.". "Aber so ungefähr eine Ahnung musst Du dich haben!". Jannik konnte es nicht wirklich nachvollziehen oder verstehen, das ich es nicht wusste.

"Sei Du bitte Tag täglich in so einem grauen dunklen Keller eingesperrt! Ohne Kontakt zur Außenwelt. Ich habe Monate lang kein fern mehr gesehen, geschweige Radio gehört!".

Vielleicht konnte er nun sich etwas in mich hinein versetzen. Jedenfalls legte er sanft seine Hand auf meine. Mit einem lieblichen Blick sah Jannik mich an.

Alles was bleibt, sind die Erinnerungen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt