Kapitel 6 - From Grey to Silver

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Dunkelheit. Ein Zischen an meinem Ohr. „Warte nicht auf mich."... Stille.

Jemand schüttelte mich. Nur das leise Pfeifen des Windes war zu hören, vermischt mit schwerem Atem. Ich blinzelte. Sternenhimmel. Ich befand mich unter klarem Sternenhimmel. Jemand war über mich gebeugt und aus den zunächst schemenhaften Konturen formte sich Cedric Diggorys besorgtes Gesicht. Keine Dunkelheit. Doch auch keine Quidditchweltmeisterschaft. Das Gekreische war verstummt.

„Alicia? Geht es dir gut?"

Meine Augen weiteten sich, als ich in sein Grau blickte, und mein Herz machte einen albernen Sprung. Ich robbte eilig zurück, richtete mich auf und Schmerz durchfuhr meinen Rücken als auch meinen Kopf, als hätte mich ein schwerer Gegenstand getroffen.

„Ja..." flüsterte ich. „Mir geht es gut. Dank dir." Der Wind zerrte an meinem Haar.

Wir sahen einander an, bis Cedric den Kopf schüttelte. „Nein, das war nicht ich. Das warst du." Sein Brustkorb hob sich schwer an, als er einatmete. „Ich habe bloß nach dem Portschlüssel gegriffen. Aber du---" Er stockte.

Die Wiese unter meinen Händen fühlte sich saftig, vom Tau geküsst an. Als ich nichts darauf erwiderte, glitt sein Blick mein Gesicht entlang, fuhr hinab an mein Kinn, hoch zu meiner Stirn, wo er kurz ruhte und dann wieder zurück zu meinen Augen.

„Du bist verletzt." sagte er und da fühlte ich erstmals die kalte, brennende Stelle, die der Wind an meiner Stirn hinterließ. Vorsichtig tastete ich danach und ein leichter Schmerz durchzuckte mich, als ich in etwas Warmes griff. Als ich meine Fingerspitzen wieder zurückzog, klebte Blut daran. Nicht viel, vermutlich nur eine kleine Wunde.

„Das ist nichts." murmelte ich, wich seinem Blick aus. „Bist du verletzte?" Als ich zurücksah, hatten sich meine Augen immer weiter an das fahle Mondlicht gewöhnt und ich erkannte mehr von seinen Gesichtszügen. Noch immer war da dieser besorgte Ausdruck, doch zugleich wirkte er nicht überzeugt von meiner Antwort. Dann schüttelte er leicht den Kopf.

„Nein. Mir geht es gut." Sein Haar wirkte zerzaust, in seinem Gesicht waren Reste des Rauchs, der uns entgegengeschlagen war, doch da war nirgends Blut, nur ein kleiner Kratzer an seiner Nase.

Er stand er auf und streckte mir seine Hand entgegen. Im nächsten Moment hievte er mich hoch und ich fand mich auf wackeligen Beinen wieder. Es fühlte sich nicht so recht an, als hätte ich wieder festen Boden unter den Füßen.

Cedric hatte mich die ganze Zeit über beobachtet. „Wann hat man dir das Ausführen von Zaubern gelehrt?"

Überrascht blickte ich zu ihm hoch. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte... Mir wurde kalt, weshalb ich meine Arme um meinen Brustkorb schlang. Sollte ich ihn anlügen?

Selbst für mich schien all das so unwirklich. Realitätsfremd. War das gerade tatsächlich ich gewesen, die in Windeseile ihren Zauberstab gezogen und einen Schutzzauber ausgesprochen hatte? Mein erster ausgeführter Zauber mit einem Zauberstab. Doch... wie? Es war, als hätte ich auf einmal eine Liste voller Wissen über die magische Welt und Zaubersprüchen abgerufen, nur damit diese einmalige, auf seidenem Faden gewobene Verbindung einen Augenblick später wieder abreißen konnte. Ich hatte diesen Zauber bereits aus den studierten Büchern gekannt. Protego, ein Schutzzauber. Es war nicht so, als hätte ich einen mir völlig unbekannten Zauber angewandt. Doch für eine Sekunde - und länger war es tatsächlich nicht gewesen - war mein Kopf nur so mit Informationen überschwemmt worden. Wie man ihn anwendete, wie man ihn ausführte. Und genauso schnell, wie diese Information gekommen war, war sie auch wieder verschwunden. Puff.

Und weshalb war uns diese seltsame Kapuzengestalt gefolgt? War sie hinter Cedric oder gar Harry her gewesen? Nach all dem, was ich bisher erfahren hatte, wäre es durchaus denkbar. Erneut packte mich Sorge um Harry und die anderen. Ob es ihnen gut ging? Hatten sie es rechtzeitig zum Portschlüssel geschafft?

Till the End (Harry Potter FanFiktion)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt