Kapitel 24 - Unstable Magic

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Die Tage vergingen oder zogen viel eher an mir vorüber. Ich konnte nicht schlafen. Etwas schien mich ständig wach zu halten. Sobald ich abends meine Augen schloss, schossen unzählig viele Bilder in meinem Kopf wie ein Ping Pong Ball her. Bilder von meinen Eltern, die sich in ihrer Geheimniskrämerei zurückzogen und mich im Nirgendwo zurückließen. Bilder von den tiefen Schrammen der alten Weide, die sich unweigerlich in mein Gedächtnis gebrannt hatten. Doch was mich am meisten beunruhigte, waren jene Bilder, die ich nicht richtig zuordnen konnte. Sie zeigten einen Mann im schwarzen Umhang. Er griff mich an. Ununterbrochen lösten sich Flüche von der Spitze seines Zauberstabes und rasten geradewegs auf mich zu. Es war angsteinflößend.

Doch heute war alles schlimmer.

Das Knarren des morschen Holzbodens dröhnte gefährlich in meinen Ohren, als würde er jeden Augenblick unter meinen Füßen nachgeben. Es war finster, kein einziges Licht brannte in dem riesigen Haus. Sie war beinahe vollkommen, die Dunkelheit. Nur das fahle Lichte des Mondes, der hoch oben am Himmel als ganze Scheibe zu sehen war, erleuchtete die finsteren Ecken und ermöglichte es mir, meine eigenen Hände vor meinen Augen zu erkennen.

Ich befand mich inmitten eines Wohnzimmers. Eine dicke Staubschicht bedeckte die Möbel und noch dickere Spinnenweben zierten die Ecken. Die Möbel sahen alt aus und durch die Wände zogen sich lange Risse, bis an die Decke. Eine Vorhangstange hing schräg herab, nur mehr an einer Seite an der rissigen Wand befestigt. Gegenüber davon stand ein Bücherregal, dessen Regale durchgebrochen waren. Ein paar Bücher lagen lose und teils aufgeschlagen auf dem Holzboden. „Die Märchen von Beedle dem Barden" war auf dem Einband eines der Bücher zu lesen. Dieses Haus war bestimmt schon seit über einem Jahrzehnt unbewohnt und war auch mindestens so lange nicht mehr gepflegt oder gar betreten worden.

Unter dem Regal war das Stück einer Schlangenhaut zu sehen. Ein Teil davon war nahezu zur Gänze erhalten, während der andere bereits zu Staub zerbröselt war. Das Quietschen einer Türe zerriss die Luft und erschrocken drehte ich mich um. Bloß eine einzige Tür führte aus und in den Raum, doch die war nach wie vor geschlossen. Das Geräusch eines umfallenden Stuhls hallte von den Wänden wider, vermischt mit dem Klirren von Glasscherben. Aber alles in diesem Raum befand sich an Ort und Stelle, nichts hatte sich verändert. Auch die Fensterscheiben waren ganz, wenngleich so schmutzig, dass man kaum mehr einen Blick nach draußen wagen konnte. Auf einmal wirbelte Staub am Boden auf und stieg in einer Spirale hoch. Ein leises Säuseln ertönte, als würde jemand zu mir sprechen. Der Staub stieg immer höher und höher, als er plötzlich geradewegs in meine Richtung gedonnert kam und mir mitten ins Gesicht peitschte. Schützend gab ich meine Arme davor und taumelte zurück. Die Stärke des Windstoßes entriss mir beinahe den Boden unter den Füßen.

Leises Plätschern von Wasser vermischte sich mit dem Tosen des Windes. Als ich es wagte meine Augen zu öffnen, blickte ich geradewegs in einen grellen, grünen Blitz, der mit rasender Geschwindigkeit auf mich zu kam.

„Bei Merlins Besen!" Eine gedämpfte Stimme drang an mein Ohr. „WILL SIE UNS EIGENTLICH UMBRINGEN?"

Einige dumpfe, aufeinanderfolgende Geräusche folgten. Ähnlich denen, die ich gerade noch in meinem Traum wahrgenommen hatte. Als ich meine Augen öffnete, starrte ich in zwei Gesichter. Unterschiedliche Gefühle zeichneten sich darauf ab. Daphne schien besorgt, Pansy würde mich, ihrem Blick nach zu urteilen, am liebsten unter die Erde befördern.

„HAST DU DENN VÖLLIG DEN VERSTAND VERLOREN?" brüllte mich Pansy an, sie war im Gesicht ganz rot angelaufen, sah aus, als würde sie gleich wie eine Bombe hochgehen.

„Was?" fragte ich schläfrig und rieb mir die Augen. Irgendwie waren meine Füße ganz kalt. Die Zahnrädchen in meinem Kopf hatten sich noch nicht in Bewegung gesetzt, es herrschte Stillstand. Es musste mitten in der Nacht sein und langsam aber doch rang sich der Gedanke zu mir hindurch, dass es doch seltsam war, dass alle Zimmergenossinnen wach und ihre Reaktionen vielleicht nicht die üblichsten „Guten Morgen"-Gesten waren. Doch ich hatte nicht die geringste Ahnung, was hier los war. Träumte ich noch?

Till the End (Harry Potter FanFiktion)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt