Zwei Tage waren seit dem Vorfall mit Karkaroff vergangen und ich fühlte mich zum Glück schon wesentlich besser, obgleich mir seine Worte weiterhin im Ohr hallten. In der großen Halle wagte ich es nicht in Richtung des Lehrertisches zu sehen, bildete mir jedoch unentwegt ein seinen stechenden Blick im Rücken zu spüren. Wie gefährlich er tatsächlich war, war mir erst unweigerlich in jenem Moment bewusst geworden, als sich die Spitze seines Zauberstabs in meinen Hals gebohrt hatte. Was auch immer es war, was ihn dazu veranlasste... es musste ihn beunruhigen, denn andernfalls würde er nicht das Risiko auf sich nehmen und eine Schülerin am helllichten Tage in Hogsmeade bedrohen. Zum Glück war Cedric aufgetaucht. Ich wollte den Gedanken erst gar nicht zu Ende denken, was passiert wäre, wäre dem nicht so gewesen. Kannte Karkaroff meine leibliche Familie? Er hatte meinen Vater erwähnt. Hatte darüber gesprochen, dass wir gemeinsam untergehen würden, dass wir Spielchen spielen würden. Oder... oder, dass mein Vater schon längst untergegangen war. Nach wie vor war ich mir unsicher, wie ich seine Worte interpretieren, oder geschweige denn wie ich darüber denken sollte. Hatte er damit denn überhaupt meinen richtigen, meinen leiblichen Vater gemeint? Kannte er ihn? Was konnte er mit so einer abscheulichen Person wie Karkaroff zu tun haben? Es war unwahrscheinlich, dass damit mein Adoptivvater, Leroy Hastings gemeint war. Weshalb sollte mich Karkaroff wegen den vermeintlichen Plänen eines Muggels bedrohen? Sollte dem tatsächlich so sein, ließ sich mehr oder weniger eines schlussfolgern: Mein Vater musste ebenso ein Zauberer sein.
Dennoch, diese Drohung von Karkaroff hatte mich wachgerüttelt, zugegeben sogar eingeschüchtert. Es war angsteinflößend gewesen, wie aggressiv er sich mir gegenüber verhalten hatte. Dieses gefährliche Funkeln in seinen Augen, seine Worte. Er wusste etwas und dieses Etwas machte ihm Angst. Ich hatte es fühlen können.
Auch hatte ich gestern Cedric und Cho gemeinsam gesehen. Sie waren in der Eingangshalle gestanden und hatten sich unterhalten. Cedric war mit verschränkten Armen vor der Brust dagestanden und was auch immer sie miteinander gesprochen hatten, Cho's Gesichtsausdruck nach zu urteilen, war es nichts sonderlich Erfreuliches gewesen. Unser Gespräch hingegen stand noch aus und meiner Meinung nach, warteten wir beide auf einen guten Moment hierfür. Cedric hatte zudem zurzeit gerade alle Hände voll zu tun. Abgesehen vom Mittagessen, hatte ich ihn weder heute noch gestern im Schloss gesehen.
"Bitte, Harry. Nur für einen einzigen Tag." meinte ich mit einem aufgesetzten Hundeblick und bereits fast auf dem Boden kniend. Über eine Stunde bettelte ich nun schon und versuchte ihn irgendwie von meinem Vorhaben zu überzeugen. Von außen musste es wohl so aussehen, als würde ich ihm gerade einen Antrag machen. Nach unserer letzten Unterrichtsstunde für heute, Verwandlung, hatte ich ihn abgefangen.
„Wofür brauchst du meinen Tarnumhang überhaupt? Etwa für das Verbotene Abteil der Bibliothek?" Harrys Blick war skeptisch, irgendwie schien er nicht ganz glücklich darüber zu sein, was ich ihm aber kaum übelnahm. Mir bewusst, wie viel ihm dieser Umhang bedeutete. Es war immerhin ein Geschenk seines Vaters. Wären meine Eltern tot und das wäre mein Andenken an sie, ich denke, ich würde ihn ebenso äußerst ungern aus den Händen geben. Oder gar nicht.
„So offensichtlich?" entgegnete ich, nachdem ich den Kloß hinuntergeschluckt hatte.
„Eigentlich ja nicht." Dabei zuckte er mit den Schultern. „War nur das Erstbeste, was mir einfiel. Bei dir kann man sich nie sicher sein, was du als nächstes vorhast."
„Ha-Ha? Na komm schon, du kennst mich." grinste ich und er tat mir gleich. „Also, leihst du mir jetzt deinen Tarnumhang oder nicht? Ich werde ihn schon nicht anzünden und einen Freudentanz davor vollführen und dabei murmeln „Ach wie gut, dass niemand weiß, das ich „Alicia Rumpelstilzchen Hastings heiß", okay?"
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Till the End (Harry Potter FanFiktion)
Hayran KurguWas wäre, wenn dein Brief für die Aufnahme an Hogwarts auf mysteriöse Weise verschwinden und nach 3 Jahren im Ministerium auftauchen würde? Was wäre, wenn du während dieser Zeit nichtsahnend unter ganz gewöhnlichen Muggeln gelebt hättest, und nun...