Kapitel 56 - Infiltration behind these Walls

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Die Kutschen standen abfahrbereit. Die Schüler strömten den Hang hinauf und zwängten sich gruppenweise in sie hinein. Gemeinsam mit Daphne, Pucey und Zabini stieg ich aus dem Hogwarts Express und zu viert standen wir da und streckten uns am Bahnsteig zunächst alle durch. Ein schmerzhaftes Knacksen war aus Puceys Richtung zu vernehmen.

„Ich bin schon darauf gespannt, welches Gedicht der Sprechende Hut dieses Mal für uns bereithält." meinte Daphne.

„Belehrende Worte wie immer." Zabini warf einen kühlen Blick in Richtung des Schlosses. „Er steht Dumbledore in nichts nach."

Alle zusammen setzten wir uns in Bewegung. Überall um uns herum waren strahlende Gesichter über den anstehenden Schulbeginn zu erblicken. Wenige Meter entfernt erspähte ich die verschmitzten Visagen von Crabbe und Goyle, von deren Kehlen ein tiefes, dümmliches Lachen dröhnte. Vor ihnen schlenderte Malfoy und als sich sein Kopf in meine Richtung bewegte, richtete sich mein Blick auffällig schnell wieder nach vorne.

Nur einen Augenblick später zupfte jemand an meinem Ärmel. Instinktiv wollte ich die Hand abschütteln, erwartete regelrecht in das Gesicht von Malfoy zu blicken, doch es war Harrys.

„Ich komme gleich nach. Haltet mir einen Platz in eurer Kutsche frei." ließ ich dem Rest zukommen, im Augenwinkel Hermine und Ron beobachtend, die beide mit Abstand hinter Harry standen. Ihren Gesichtsausdrücken nach zu urteilen, wirkte es fast schon so, als hätten sie Magenschmerzen.

„Dann lass dir mal lieber nicht zu viel Zeit." Daphnes Augenpaar glitt über die Gryffindors, wobei sich ihre Mundwinkel in Richtung Erde verzogen.

Kurzzeitig sah ich ihnen hinterher, bevor ich mich Harry zuwandte.

„Es tut ihnen leid." sagte er. „Alles. Also das, was sie über dich gesagt haben."

„Aha." Mein Brustkorb hob sich stark an, als ich mit trockener Stimmlage fortfuhr. „Und warum können sie mir das nicht persönlich sagen und schicken dich als ihre Posteule?"

„Weil sie befürchten, du würdest nicht mit ihnen reden."

Nun, vielleicht kannten sie mich doch nicht so schlecht, wie ich dachte.

„Ich überlege es mir."

Harry drehte sich zu Ron und Hermine um und nickte ihnen zu. Dann setzten wir uns in Bewegung, gingen ein Stück weit nebeneinanderher.

„Du, Harry..." begann ich, meine Lippen fest aufeinandergepresst, unsicher darüber, wie ich meine nächsten Worte formulieren sollte. „Dieses Foto, das dir Moody gezeigt hat... Als er von den Longbottoms sprach, handelte es sich dabei um Nevilles Eltern?"

Harry sah mich an und erst nach einigen, wenigen Schritten erwiderte ich seinen Blick. Sein Grün wirkte unruhig.

„Ja. Frank und Alice Longbottom."

„Was ist mit ihnen geschehen? Ich meine, er lebt doch bei seiner Großmutter, nicht wahr?"

Harry nickte. „Nachdem Voldemort damals verschwunden war, haben einige Todesser Nevilles Eltern aufgesucht und sie gefoltert. Sie dachten, die Longbottoms würden wissen, wo sich Voldemort aufhält." Harry machte eine kurze Pause und leises Krähen hallte in der Ferne über das Getuschel der Schüler hinweg. „Beide haben Langzeitfluchschäden davongetragen und liegen bis heute im St. Mungos."

Das Geräusch meines starken Atemzugs hallte in meinen Ohren. „Das tut mir leid für Neville."

„Mir auch." sagte er und die nächsten Meter Fußmarsch verliefen stumm. Zumindest so lange, bis Harry plötzlich stehen blieb und auf die Boote deutete, mit denen die Erstklässler über den See zum Schloss gebracht wurden. Augenblicklich wurde ich daran erinnert, dass ich letztes Jahr noch das Vergnügen gehabt hatte, damit über den See zu fahren, gemeinsam mit Hagrid, obwohl ich damals gleich im 4. Jahrgang eingestiegen war. Sie waren noch leer, doch die Neuankömmlinge versammelten sich gerade um eine Person, die die Erstklässler zu sich rief. Und in diesem Moment verstand ich. Es war nicht der Halbriese. Professor Raue-Pritsche, unsere Lehrerin in Pflege magischer Geschöpfe, stand an Ort und Stelle. Auch Hermine und Ron war ihre Verwunderung klar anzuerkennen und sie alle tauschten einen besorgten Blick. Abgesehen von mir, die diese Tatsache als eher weniger aufregend empfand. Konnte ja sein, dass Hagrid dieses Jahr einfach mal passte und oben beim Lehrertisch saß und sich sehnlichst auf das Essen freute, krank war, oder was auch immer... Im Gegenteil zu den Gryffindors befasste ich mich auch nicht weiter damit.

Till the End (Harry Potter FanFiktion)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt