Kapitel 11 - I am no Lion

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Liebste Alicia,

wie schade, dass wir uns diesen Sommer kein einziges Mal gesehen haben. Habe gehört, dass es ein paar aufregende Wochen für dich waren, und du nun auf so etwas wie ein Internat gehst, weit weg von Zuhause. Wie gefällt es dir dort? Hast du schon ein paar nette Freunde gefunden? Wer weiß, vielleicht kommst du mich ja mal in den Weihnachtsferien besuchen, sofern du nach Hause zurückkehren solltest, und erzählst mir alles. Du weißt ja, ich bin eine gute Zuhörerin, selbst wenn mein Gehör nicht mehr das Beste ist.

Grüße,

deine Tante Margret

Lächelnd wachelte ich mit dem Brief herum und zeigte ihn Daphne, als wir gerade in der großen Halle frühstückten.

„Was ist damit?" gab sie fragend von sich und schlürfte laut an ihrem Löffel voll Müsli.

„Meine Tante Margret hat mir geschrieben."

„Ich kann lesen, so nebenbei erwähnt."

„Ach, du verstehst das nicht. Sie ist die einzige Verwandte, der ich nahestehe, weißt du? Es ist einfach schön von ihr zu lesen."

„Verstehe."

„Sag, hast du schlecht geschlafen?" Meine Stirn legte sich in Falten, als ich Daphne heute zum ersten Mal etwas genauer betrachtete. Sie sah blasser aus als sonst, ihr Haar stand ab und dunkle Ringe waren unter ihren Augen zu erkennen.

„Nein." meinte sie und machte erneut laute Schlürfgeräusche. Mit voller Absicht, um mich zu ärgern, hatte ich so das Gefühl. „Ich habe nämlich gar nicht geschlafen."

„Merkt man. Du siehst schrecklich aus."

Sie warf mir einen Blick zu, der eine Gruppe Trolle hätte töten können und ging dann weiter ihrer Beschäftigung, den Schlürfgeräuschen nach. Sorgfältig faltete ich den Brief zusammen und schob ihn in die Innentasche meines Umhangs. Tante Margret kannte ich schon seit ich denken konnte. Sie war so etwas wie eine Großmutter und eine Tante zugleich für mich, obwohl sie genau genommen lediglich meine Großtante war. Jedes dritte Wochenende des Monats kam ich sie üblicherweise besuchen und seltsamerweise hatte ich die Wochenenden immer spaßig und voller Freude in Erinnerungen, obwohl ich nicht einmal wusste, was sie so besonders machten oder was wir großartig unternommen hatten. Und vor allem, weil man in meinem Alter bestimmt besseres zu tun hatte, als mit seiner Großtante abzuhängen.

„Daphne?"

Sie schien im Sitzen eingeschlafen zu sein, zumindest hing ihr Kopf schlaff auf ihre Brust und sie drohte nach vorn, in ihr halbleeres Müsli zu kippen. Ich gab ihr einen Klaps auf den Hinterkopf und sie zuckte ruckartig zusammen und sah sich verwirrt um.

Till the End (Harry Potter FanFiktion)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt