Kapitel 8 - Meant to be

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„Erstklässler hier her!" rief ein riesiger, haariger Mann und schwenkte die Laterne in seiner Hand wild hin und her, die quietschte und schepperte. Als ob er nicht ohnehin durch sein Aussehen genug Aufmerksamkeit erregen würde.

„Willst du nicht auch?" fragte mich Harry und gab mir einen kleinen Stoß in die Richtung des Mannes. Hallow kreischte in seinem Käfig auf, Harry mit seinen großen, gelben Augen fixierend.

„Ich bin doch keine Erstklässlerin!" meinte ich etwas eingeschnappt und holte augenblicklich Eulenkekse hervor, um Hallow etwas ruhig zu stimmen. Er schlang sie gierig hinunter, ließ Harry aber auch weiterhin nicht aus den Augen.

„An deiner Stelle würde ich trotzdem hingehen, immerhin bist du Neuzugang." warf nun Hermine ein und ich drehte mich seufzend um, als ich plötzlich mit dem Gesicht voran geradewegs in den Bauch des riesigen Mannes rannte. Wie in einen Gymnastikball. Hallow gab dieses Mal keinen Mucks von sich, obwohl er durchgeschüttelt wurde.

„Oh." Ich schürzte meine Lippen, legte meinen Kopf in den Nacken und sah verdutzt zu ihm hoch. Zu groß für einen Normalwüchsigen, zu klein für einen Riesen – laut Lehrbüchern.

Noch bevor ich mich entschuldigen konnte, lachte er, was sich viel eher nach einem tiefen Brummen anhörte.

„Hallo ihr drei. Guten Sommer gehabt?" begrüßte er die Gryffindors, trug dabei ein breites, verschmitztes Lächeln im Gesicht, bevor sich sein Blick auf mich legte. „Du bist wohl die Neue, Alicia, nicht wahr? Ich habe hier irgendwo ein Pergament für dich... warte... es muss gleich hier sein..." er tastete seinen gesamten Mantel ab. „Es war doch noch vor einer Minute hier..." Ein zweites Mal kramte er in allen seinen Taschen herum, konnte aber nichts finden. „Naja, jedenfalls sollst du mit mir kommen. Dumbledore lässt dich grüßen und hofft, dass es dir hier in Hogwarts gefallen wird."

Mit den Erstklässlern? Na toll... aber egal. Das hier war mein Tag und ich war nun endlich in Hogwarts angekommen. Zumindest fast. Ich war so nervös und überwältigt von all den neuen Eindrücken, dass ich Angst hatte, meine Knie würden jeden Augenblick nachgeben. „Danke." sagte ich und zwang mich nach dieser kurzen Überraschung zu einem Lächeln. „Und ja, das wird es ganz bestimmt."

„Ich bin übrigens Rubeus Hagrid, dein Lehrer in Pflege magischer Geschöpfe. Du kannst mich Hagrif nennen." Dabei reichte er mir die Hand und als ich sie annahm, schüttelte er sie so stark, dass ich glaubte, mir gleich die Schulter auszurenken. „Wir sollten uns beeilen, sonst fahren uns die Erstklässler noch davon. Man weiß nie was denen dieses Jahr schon wieder einfällt. Um deinen Koffer und deine Eule kümmere ich mich." Mit diesen Worten legte er leicht seinen mächtigen Arm um meine Schulter und schob mich voran. Die Laterne quietschte und schepperte erneut bei jedem seiner Schritte. Fast schon etwas beschämt setzte ich mich in das schaukelnde Boot und bekam teils fragende und teils wissende Blicke von den Erstklässlern zugeworfen. Das war also die Fahrt über den See, von der Cedric gesprochen hatte. Ich lehnte mich über das Boot hinaus und starrte in das dunkle Wasser. Eine Gänsehaut überzog meine Arme und mein Herzschlag beschleunigte sich, so als würde das Wasser Unheil bedeuten. Als würde mich etwas darin in die Tiefe ziehen wollen. Ich spürte regelrecht, wie mein Körper der Schwerkraft nachgab. Mühsam zog ich mich zurück, weg vom Wasser, saß wie festgewachsen auf meinem Platz, fühlte, wie mich ein Schwindel übermannte, der sich wenige Sekunden später verflüchtigte. Ich war noch nie eine sonderliche Schwimmerin gewesen und ich hatte auch nicht vor, es jetzt zu werden. Diese Fahrt würde hoffentlich nicht zu lange dauern...

Die Erstklässler starrten mich unverhohlen an und ich starrte zurück, solange, bis sie ihren Blick abwandten. Ich, unter all diesen kleinen Gestalten. Noch nie war ich glücklicher darüber gewesen, dass mich Dumbledore in den vierten Jahrgang gesteckt hatte, konnte mir kaum ausmalen, wie es sein würde, wenn ich mit ihnen in einer Klasse sitzen und Hausaufgaben erledigen würde. Wehleidig sah ich hinüber zu den anderen, die noch immer am Bahnsteig standen, sich aber langsam aber doch in Richtung eines anderen Weges begaben. Für einen kurzen Augenblick hatte ich die Hoffnung, niemand würde mich auf diesem Boot unter den Erstklässlern sehen, doch Hagrid musste mir ja unbedingt seine grelle Laterne direkt ins Gesicht halten, sodass man mich ja schön von der Ferne erkennen konnte. Einige Mädchen am Bahnsteig blickten in meine Richtung. Eine dunkelhaarige kicherte hämisch, während die andere, ein etwas bulligeres Mädchen, es ihr gleichtat. Die dritte, sie trug schulterlanges, blondes Haar, wandte sich stattdessen mit verschränkten Armen ab.

Till the End (Harry Potter FanFiktion)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt