Kapitel 36 - If I lose you

443 27 6
                                    



Ein erschrockenes Japsen nach Luft drang aus meiner Kehle, als ich wie wild mit den Armen ruderte, um nicht zu fallen. Feines Gestein rieselte den dicht bewachsenen Abhang hinunter und das dabei entstehende Geräusch glich dem von einem Haufen Sand, der langsam durch die Finger glitt. Nur etwas... markanter. Eckiger, in Form von winzigen Steinen, anstatt von Sandkörnern. In einem simplen Moment der Unachtsamkeit hatte ich mein Gleichgewicht verloren. Er war nur von kurzer Dauer gewesen, nicht mehr als ein Wimpernschlag. Gefolgt von einem festen Griff, der sich um meinen Unterarm schlang und mich wieder zurück in die Sicherheit zog.

„Alles in Ordnung bei dir?" fragte Cedric, seine Brauen hatten sich in der Mitte zusammengezogen und Besorgnis war ihm wie ein Stempel ins Gesicht gepresst.

Ich nickte. „Ja... ja, natürlich. Ich bin nur etwas erschöpft."

„Sollen wir eine Pause einlegen?"

„Nein, es geht schon." Um ehrlich zu sein, schmerzten meine Beine. Ich hatte weder das richtige Schuhwerk für diese Wanderung – oder was auch immer das sein sollte - an, noch war ich es gewohnt so lange bergauf zu laufen. Noch dazu in Cedrics Tempo und in der Dunkelheit. Keine Ahnung, ob er einfach Sportlergene hatte oder die letzten paar Jahre zu viele Stunden am Quidditchfeld verbracht hatte. Aber als trimagischer Champion musste man wohl Schnelligkeit und Ausdauer besitzen. Eine Menge Ausdauer. Ich hingegen war Durchschnitt. Durch und durch Durchschnitt. Schon früher in der Schule war ich weder gut noch schlecht gewesen, was meine Mitschüler trotzdem nicht daran gehindert hatte, mich als Letzte in Völkerball oder diversen anderen Ballsportspielen zu wählen. Aus purer Boshaftigkeit. Sogar die dicke Holly war vor mir gewählt worden, und deren einzige Funktion war darin bestanden, als Schutzschild für die besseren Spieler zu dienen. Ein verachtendes Schnauben entwich mir bei diesem Gedanken unbeabsichtigt.

„Sicher?" fragte Cedric, offensichtlich unsicher darüber, ob es ihm gegolten hatte.

„Ja, keine Sorge." Meine Worte glätteten sogleich seine Stirnfalte und er nickte, setzte im Anschluss seinen Weg fort, jedoch ohne sonderlich weit zu kommen. Tief Luft geholt sprach ich nun endlich das an, was mir in den letzten Stunden so vehement auf der Zunge gelegen war. „Cedric? Denkst du, deine Eltern mögen mich?" Meine Stimme klang bedrückt, als hätte mir jemand einen Stein in den Magen gelegt. So wurden meine Worte beinahe von den hohen Rufen einer Eule übertönt. Selbst der Wind hätte sie mit Leichtigkeit verschlucken können. Doch Cedric hatte es genau gehört. Er verlangsamte sein Tempo abermals, bis er schließlich an Ort und Stelle stehen blieb. Langsam drehte er sich zu mir um und senkte dabei seinen Zauberstab, um mich nicht zu blenden. Eine helle Lichtquelle leuchtete an dessen Spitze, damit wir den Weg vor uns deutlich sehen konnten. Es war mitten in der Nacht, vermutlich würde die Uhr bald schon 12 schlagen und der Mond war hoch oben am Himmel als vollkommene, runde Scheibe zu sehen. Vollmond. Sein fahles Licht erleuchtete auch ohne unser Zutun die Umgebung beachtlich, wenngleich nicht ausreichend. Warf schwache Schatten der großen Tannenbäume oder ließ die seidenen Fäden eines Spinnennetzes im Schein glänzen.

„Um ehrlich zu sein... ich weiß nicht so recht."

Wie ein schneller, intensiver Stromschlag überkam es mich, ehe ich ihm sanft gegen die Schulter boxte, das neckische Blitzen in seinen Augen bemerkend. „Ich meine das ernst. Es war doch irgendwie komisch, oder etwa nicht? Diese ganze Situation war einfach so seltsam und ich war so unendlich nervös. Ich habe zu viel geredet, viel zu viel geredet. Wie ein Wasserfall. Schlimmer als die Niagarafälle. Also rein als Metapher. Weißt du, was ich meine? Das hast du doch bemerkt, oder? Auf einmal konnte ich nicht mehr aufhören und---"

Cedric begann plötzlich von einer Wange bis zur anderen zu grinsen.

„Was?" fragte ich, zunächst leicht verwundert, ohne im ersten Augenblick zu bemerken, welch ansteckende Wirkung es auf mich hatte und wie sehr sich meine Gesichtszüge innerhalb eines Sekundenbruchteils erhellt hatten. Als hätte jemand das Licht angeknipst.

Till the End (Harry Potter FanFiktion)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt