Reges Treiben herrschte im Zauberministerium. Hexen und Zauberer jeder Größe, jeden Alters, jeder Nation stürmten die langen, schwarzen Marmorgänge auf und ab. Ob in abgetragenen Hemden eingekleidet, in vornehmen Anzügen oder langen, eleganten Roben, eines hatte der Großteil von ihnen gemein: Auf ihren Gesichtern spiegelte sich Müdigkeit wider, die sich in Form von hängenden Lidern oder dunklen Augenringen bemerkbar machte. In manch anderen Gesichtern war es Stress oder Hektik, die den mangelnden Schlaf überschattete. Die Szenerie ähnelte einem Kommen und Gehen, wie es im Bilderbuche stand.
Unter all den Zauberern befand sich ein mittelgroßer, blonder Mann mit schütterem Haar. Sein Arbeitsinstrument war nichts weiter als sein eigener Zauberstab, den er stets bei sich trug und wie seinen eigenen Augapfel zu hüten wusste. Sein Name war Arnold Friedlich. Ein hin und wieder etwas aufmüpfiger jedoch höflicher und sehr engagierter Mann. Keiner seiner Kollegen würde ein schlechtes Wort über diesen guten Herrn zu verlieren wissen, seine Arbeit stets gründlich und gewissenhaft erledigend. Noch nie war über ihn eine Beschwerde jeglicher Art eingetrudelt. Eine Rarität in seiner Abteilung.
Dieser Tag, der dritte Sonntag des Monats, begann für ihn wie jeder andere im Ministerium und doch verlief nichts wie geplant.
Angefangen bei der piepsigen Kinderstimme, die an Friedlichs Ohr drang, als er durch den goldenen Torbogen trat, um ins Innere seiner Abteilung zu gelangen. Inmitten davon saßen zwei kleine Mädchen mit dem Rücken zu ihm gewandt. Eines der beiden hatte glattes, karamellfarbenes Haar, das ihr beinahe bis zur Hüfte reichte. Das andere Mädchen hingegen trug goldglänzendes Haar in leichten Wellen, knapp bis über die Schultern. Kinder sah man selten hier.
„Was ist ein Muggel?" fragte letztere, doch ihre Stimme wurde kaum einen Moment später von anderem Stimmgewirr übertönt.
„Schon gehört? Xenophilius Lovegoods Frau Pandora hat es erwischt. Ist gestern bei einem ihrer Zauberexperimenten tödlich verunglückt. Eine Tragödie sag ich dir." erzählte eine Kollegin aufgelöst in einer kleinen, angesammelten Runde, zog damit alle Aufmerksamkeit auf sich, während Friedlich die ersten Bürotische hinter sich ließ. Ohne es zu bemerken, machte Friedlich kurzzeitig Halt. Pandora Lovegood tot? Das konnte nicht sein.
Doch bevor er sich in das Gespräch seiner Kollegen einbringen oder sich gar weitere Gedanken darüber machen konnte, rief ihn ein anderer Kollege in Form von wilden Handbewegungen zu sich. Als er näherkam, sah er Schweißperlen auf dessen Stirn glänzen.
„Irgendein Scherzkeks hat es wohl für besonders witzig gehalten Occamy-Eier in einem Hühnerstall zu platzieren. Du kannst dir das Chaos ausmalen." erklärte dieser kurzangebunden, während er sich eilig seinen Mantel überzog, zeitgleich fassungslos den Kopf schüttelnd. „Die zwei da..." Er deutete mit seinem Kinn in Richtung der beiden Mädchen, während er die obersten Knöpfe zuknüpfte. „... sind Zeugen von Magie geworden. Unsere einzigen Zeugen. Ich habe sie erst vor wenigen Minuten hierhergebracht, konnte mich noch nicht darum kümmern. Sie befanden sich in einem Baumhaus inmitten Londons." Er beugte sich über seinen Schreibtisch, nahm die nächstgelegene Feder und kritzelte etwas auf einen abgerissenen Zettel. „Die Adresse. Könntest du dich bitte um die beiden annehmen und herausfinden, was zum Barte des Merlins diese Verunstaltung verursacht hat?"
„Verunstaltung?" Friedlichs Brauen trafen sich in der Mitte seiner Stirn, während er auf die gekrakelte und schlecht leserliche Schrift seines Kollegen starrte.
„Du kannst es nicht übersehen." Mit diesen Worten klopfte ihm sein Kollege bereits zweimal auf die Schulter und verließ eiligen Schrittes die Abteilung. Unter dem Türrahmen stieß er beinahe mit jemand anderem zusammen. Die zweite Merkwürdigkeit an diesem Tag. Es war Derwent. Sollte er nicht weiterhin beurlaubt sein? Aus der Ferne nickten sich die beiden kurzerhand zu, bevor sich Friedlich, seinen Zauberstab bereits gezückt, an seine Arbeit machen wollte und seinen Weg zu den Mädchen fortsetzte. Beide hatten sich in der Zwischenzeit in seine Richtung gedreht und musterten ihn mit Gesichtsausdrücken, die nicht hätten unterschiedlicher sein können.
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Till the End (Harry Potter FanFiktion)
FanficWas wäre, wenn dein Brief für die Aufnahme an Hogwarts auf mysteriöse Weise verschwinden und nach 3 Jahren im Ministerium auftauchen würde? Was wäre, wenn du während dieser Zeit nichtsahnend unter ganz gewöhnlichen Muggeln gelebt hättest, und nun...