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Der Tag wollte nicht vergehen.

Mom war immer noch nicht zurück, und Dad arbeitete wie immer jm Büro - war also unsichtbar.

Gegen Mittag kam Marlees Mutter um sie abzuholen. Irgendwie hatte ich gemischte Gefühle dabei, und auch Marlee schien es nicht anders zu ergehen. Zum Abschied unarmten wir uns, und tauschten auch Nummern aus.

,,Schreib mir mal, ja?", meinte sie und lächelte. Sie hatte sich wohl damit abgefunden, dass ich und Valentine ein Paar waren und sie nie bei mir landen konnte. Ganz allein schon, weil sie nicht Valentine war.

,,Sicher, wenn du mir auch ab und an mal schreibst", ich grinste leicht, worauf wir beide lachen mussten. ,,Du wirst mir fehlen."

Sie lächelte und gab mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange. ,,Du mir auch Felix."

Ich winkte ihnen noch nach, als sie ins Auto stieg und davon fuhr.

Danach waren sie verschwunden. Ich saß nun draußen auf der Veranda und schaute in den Himmel. Was Valentine wohl grade macht? Ob er mich vermisst?, Dinge wie so etwas wanderten mir durchs Gedächtnis, aber ich fand dies irgendwie entspannend. Als ich nach einer guten viertel Stunde nur Löcher in die Luft gestarrt hatte, wollte ich mich zurück in mein Zimmer begeben, aber als ich an der Tür ruckelte, merkte ich dass diese ins Schloss gefallen war. ,,Echt jetzt?!", verzweifelt suchte ich meinen Schlüssel, fand ihn aber nicht. Er muss auf dem Tisch liegen! So ein Dreck!

Ich war ausgesperrt.

Ich könnte klingeln, aber mir war bewusst dass das höchst wahrscheinlich nichts bringen würde, denn Dad hörte es nie wen jemand klingelte. Ich war schon mal einen halben Tag ausgesperrt gewesen, weil ich etwas aus dem Auto holen wollte. Das ist aber schon Jahre her, und lange war das auch nicht, denn Mom kam nach draußen um zu sehen warum ich so lange brauchte. Jetzt war Mom nicht zuhause. Ich werd einfach warten bis ich vermisst werde, oder Mom nach Hause kommt. Sie sollte eh heute wieder kommen. Ich schaute auf die Uhr. Es war grad mal halb zwei. Mom würde wenn dann erst um fünf Uhr Abends heim kommen. Ich seufzte leise. Was mache ich denn jetzt so lange..?, überlegte ich und lief auf und ab. Nach langem nachdenken und hin und her wandern, beschloss ich einfach in die Stadt zu gehen. Ich hatte sowieso durst, also könnte ich mit ja etwas kaufen. Ein bisschen Geld hatte ich dabei. Vielleicht schaue ich auch noch mal kurz bei Valentine rein..!

Und schon machte ich mich auf den Weg zum nächsten Tante-Emma-Laden. Dieser Ort hier war nicht wirklich eine Stadt, aber Dorf würde ich es auch nicht nennen. Wir hatten schließlich einen großen Park, einen Einkaufsmarkt und noch andere solche Dinge. Aber der Einkaufsmarkt war zu weit weg, also ging ich zu einem kleinen Laden bei der Schule, in dem es eh alles gab.

Ich war grade am Getränkeregal angekommen, als ich zufällig ein paar Leute reden hörte. Ich dachte mir erst nichts dabei, als sie über einige Banden redeten, die hier wohl ihr Unwesen trieben, aber ein bisschen hinhören würde ja nicht schaden, so dachte ich.

,,... Oh Gott, nein, die Roten sind die schlimmsten, glaub mir! Sie haben meine schöne Wand mit ihrem Motto beschmiert! Es hat ewig gedauert das abzubekommen", sagte ein hoch gewachsener Mann mit drei-Tage Bart gerade. ,,Ich schwöre, wenn ich die in die Finger kriege...!"

,,Aber mehr machen die ja auch nicht", mischte sich eine junge Frau ein. Sie sah aus wie eine Lehrerin. ,,Habt ihr denn noch nichts vom Blauen Blut gehört? Die sollen einen der kältesten Typen zum schwitzen gebracht haben!"

,,Blaues Blut? Ich kenne sie unter dem Namen Blauflecken", der Kerl der grade gesprochen hatte, kratzte sich nervös am Hinterkopf. ,,Meine Frau sagt sie hätten einen Wolf als Anführer... Er wird jedenfalls so ähnlich genannt.. Blauer Wolf, glaube ich..."

Blauer Wolf? Rote? Das sind die Banden?, ich hatte schon einiges von ihnen gehört, aber dass sie sich nach Farben benannten war mir neu. Ich hatte auch noch nie etwas mit einem von ihnen zu tun gehabt. Gespannt wie es weiter gehen würde, blieb ich wo ich war und lauschte.

Die Lehrerin - jedenfalls war ich der Meinung sie war eine - ergriff wieder das Wort. ,,So etwas hab ich auch gehört. Ich selbst bin ihm zwar noch nie begegnet, aber dafür habe ich einen Blauen beobachten können, wie er sich mit anderen geprügelt hat!" Die beiden Männer stießen einen erstaunten laut aus. ,,Woher weißt du dass es ein Blauer war?!", fragte einer.

Ich kam fast um vor Neugier!

Die Frau senkte die Stimme als sie antwortete: ,,Ich habe sein Mal gesehen, es war an seinem Knöchel."

Ein Mal? Klingt irgendwie langsam unrealistisch, war meine Meinung und ich verzog nachdenklich das Gesicht. Oder?

,,Vielleicht war es nur ein Tattoo?", meinte der lange und seufzte. ,,Hoffen wir mal du hast dich geirrt. Ich hab keine Lust darauf dass die Blaueb auch wieder aktiv werden."

Die Lehrerin boxte ihn in die Seite und sah beleidigt weg. ,,Als ob ich mir sowas ausdenken würde Brian!" Der andere Typ lachte auf.

Ich hatte genug gehört. Irgendwie war es ganz interessant, aber was konnte man ein paar traschenden Leuten in einem Laden an der Ecke schon glauben? Ich ging zur Kasse, bezahlte mein Getränk und verließ den Laden.

Auf dem Weg zu Valentines Haus, verfluchte ich mich insgeheim selbst, dass ich nicht weiter zugehört hatte. Wer weiß was ich verpasst hatte?!

Ach was!, redete ich mir selbst ein. Als ob sich die Banden so organisieren oder einen gefürchteten Anführer haben. Die haben bestimmt zu viel gelesen...!

Aber insgeheim war ich etwas beunruhigt...

You won't leave my mind. {boyxboy}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt