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Frankfurt, 04.10

-Ceyda-

"Was willst du mir erzählen?".

"Komm mit mir mit", sagte sie und wir liefen um die Ecke in ein türkischen Café.

"Also es war so. Ich weiß nicht wie ich anfangen soll", zögerte sie.

"Es waren viele Jahre zuvor. Ich war noch Schwanger von dir und dein Vater plante eine Firma zu gründen. Als du dann 6 Jahre alt warst, erfolgte dies. In zwei Jahren also als du 8 warst, waren wir die beste Firma in Frankfurt. Damals hatte dein Vater ein Kumpel der mit der Zeit zur Konkurrenz wurde und sie dann mit der Zeit schlecht miteinander wurden, da wir besser als die waren. Er brach den Kontakt mit Güney ab und Güney war es egal, denn er sah ihn als falschen Freund und ignorierte ihn. Dann kam die Zeit in dem der Krieg ausgelöst wurde", sagte sie und ich wurde aufmerksamer.

"Es kam der Gerüch, dass Güney mit seiner Frau geschlafen hätte", sagte sie und ich traute meinen Ohren nicht.

"Was?", fragte ich geschockt.

"Und als der Freund dies herausbekam, fing  der Krieg an. Denn du weißt ja in unserer Kultur ist die Ehre das Wichtigste", fuhr sie fort.

"Aber natürlich stimmte es nicht, doch er war sich ziemlich sicher, dass Güney dies tat und drohte ihm. Es dauerte nicht lange bis Ebru für zehn Jahre weg war", sagte sie.

"Und warum sagt ihr mir das nicht?!", wollte ich unbedingt wissen.

"Was sollten wir dir denn sagen? Du warst noch klein und wir hatten die Hoffnung aufgegeben Ebru jemals zu finden. Es wurde uns öfters gesagt, sie sei gestorben und es reichte uns schon, dass wir daran gelitten hatten. Wir wollten dich nicht in die Sache miteinziehen. Du warst noch klein und wir dachten", sagte sie und wurde von mir unterbrochen.

"Ihr dachtet euch Ceyda ist klein und wird sich sowieso nicht an sie erinnern", beendete ich ihren Satz und sie schaute auf den Boden.

"Habt ihr euch nicht die Frage gestellt, was sein würde, wenn sie je zurück kommt?", fragte ich und sie konnte mir immer noch nicht in die Augen sehen.

"Du hast recht. Ich bin die schlimmste Mutter der Welt. Ich gehe euch nicht mehr über den Weg. Hauptsache euch  geht's gut", sagte sie und stand auf um zu gehen.

Eine Träne fiel mir über das Gesicht und mein Herz zerbrach in viele Stücke. Sie war meine Mutter und zu jeder Zeit da, als ich sie brauchte. Ich könnte sie jetzt nicht einfach gehen lassen. Klar werde ich immer auf sie sauer sein, denn sie hat mir meine Schwester verborgen.

"Warte Anne", sagte ich und hielt sie am Arm zurück.

"Ceyda", sagte sie nur und zerbrach in Tränen.

"Anne beruhig dich", versuchte ich es.

"Weißt du eigentlich welche Albträume mich nachts quälen? Ihr alleine irgendwo draußen?
Ich habe euer Geruch vermisst. Es fehlt ein großer Teil meines Herzes", sagte sie schmerzhaft.

Ich sah es ihr an. Sie bereute es wirklich.

"Wie geht es euch? W wie geht es E Ebru?", fragte sie zitternd.

"Ganz gut. Uns geht es besser als zuvor", sagte ich.

"Kizim, bitte verzeiht mir. Ich weiß es war der größte Fehler meines Lebens. Aber ich hatte auch viel darunter gelitten. An den Geburtstagen von Ebru, die ich jedes Jahr in mir selbst gefeiert habe, weil es verboten wurde dir etwas zu erzählen. An den Tagen wo du sagtest, dass du dir so sehr eine Schwester wünschst, da es mit Emir nicht immer klappte. Das alles musste ich in mir selbst erleben. Oder am schlimmsten sind die Fotos von der Kindheit von Ebru. Als du jedes Mal fragtest wer das sei und ich sagen musste, dass du das wärst", sagte sie mit Tränen.

Der Kampf der FreundschaftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt