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Die Stunden nach Lilys Gespräch mit Dumbledore waren schnell vergangen. In den Kerkern hatte sie Sev geholfen, die Vorratsschränke für die Schüler zu ordnen, danach hatte sie sich mit einem Buch in ihre Hängematte gelegt. Aber es hatte alles nichts genutzt. Ihre Gedanken kreiselten in ihrem Kopf herum, lenkten sie ab, sodass sie mehrere Sätze doppelt lesen musste.

Als sie Hagrid seine Hütte verlassen ließ, gab sie es auf und legte das Buch beiseite. Metis, dessen Kopf Lily während des Lesens gekrault hatte, miaute beleidigt. Die Nervosität, die ihr während des Lesens nur unterschwellig Bauchschmerzen bereitet hatte, kehrte mit neuer Stärke zurück, als Lily begann sich die Schulkleidung anzuziehen und ihre wenigen Sachen in einen kleinen Koffer zu packte. Kurz schaute sie in den kleinen Handspiegel, der, von einem dünnen Garn gehalten, von einem ihrer Regalböden hing.

Ihre Haare waren aufgeplustert, standen auf merkwürdige Art und Weise von ihrem Kopf ab. Ihre Haut war so weiß, dass die blaue Ader unter ihrem linken Auge noch stärker hervortrat, als normalerweise. Ihre Haare waren zu Rot, ihre Augen zu grün für ihre käsige Haut. Sie widerstand dem Drang sich auf ihre Unterlippe zu beißen und dachte stattdessen an das, was Professor Kesselbrand ihr gesagt hatte. Rot, die Farbe des Lebens, des Feuers, der Energie. Grün, die Farbe der Hoffnung, der Erde. Du hast sie beide, hatte er gesagt und ihr dann gezeigt, wie man den hässlichsten Pilz der Welt, den Schrumpfmorchel, aus dem Boden bekam und zubereitete.

Verglichen mit dem Schrumpfmorchel, kam ihr ihr eigenes Spiegelbild direkt viel freundlicher vor. Unentschlossen rückte sie ihren Koffer noch ein wenig herum, ließ in zunächst gerade zur Wand liegen, bis sie ihn wieder schräg rückte. Shelby würde den Koffer später mitnehmen, sodass sie ihn hinterher in ihrem Schlafsaal wiedersehen würde. In ihrem Schlafsaal, den sie mit vier anderen Mädchen würde teilen müssen.

Im Koffer nahmen all ihre Bücher, angefangene Pergamentrollen und Zaubertrankfläschchen mehr Platz ein als ihre dunklen Umhänge und ausgewaschenen Strickpullover. Ganz oben auf ihre Sachen legte Lily ihren Zauberstab. Sie besaß ihn schon, seitdem sie acht Jahre alt war, sie hatte ihn zusammen mit Sev bei Mr. Ollivander gekauft. Schon Wochen zuvor hatte sie angefangen, ihn zu überreden, ihn schon beinahe zum Kauf des Zauberstabes gezwungen in dem sie ihm damit gedroht hatte, ihm den seinen zu Klauen. Schließlich hatte er es aufgegeben, vielleicht war er aber auch einfach nur zu genervt von ihrer ständigen Fragerei gewesen.

Als Sev dann endlich überzeugt gewesen war, hatte er Mr. Ollivander geschrieben. Er hatte behauptet, eine junge Hexe würde nicht von einem Zauberstab auserwählt werde, doch er hatte, wider Erwartens, kein Recht behalten. In seinem Laden hatte sie Stunden um Stunden verbracht, sich seinen Versuchen sie aus seinem Laden zu befördern gewehrt. Sev hatte schon all seine anderen Einkäufe für das kommende Schuljahr getätigt, ein Zimmer in einer kleinen Herberge gekauft um dem tropfenden Kessel zu schaden, den er fast mehr verabscheute als Gryffindors in seinem Unterrichtsraum, aber als er in Mr. Ollivanders Laden zurückkehrte, fand er den Zauberstabmacher im hinteren Teil seiner Werkstatt und Lily alleine in den Gängen.

Sie war durch die Reihen gestreift, hatte ihre Handflächen über die Kartons gleiten lassen, bis sie ein warmes Kribbeln verspürt hatte. Im allerletzten Winkel seines Ladens, bei dem sie sich nicht sicher war, ob der Zauberstabmacher sich dort noch auskannte, hatte sie ihren Stab gefunden. Sie war noch heute stolz auf Mr. Ollivanders Worte: „Ihr habt euch eine große Aufgabe ausgesucht. Aber wenn du ihn mit genügend Feinsinn und Achtsamkeit handelst, dann wird man noch einiges von dir hören." Mr. Ollivander hatte bedeutungsvoll genickt und Lily war ein warmer Schauer über den Rücken gelaufen.

Sev hatte stolz auf sie herunter geblickt und seitdem war Lily immer gut mit ihrem Stab zurechtgekommen. Er hatte durchaus seine Eigenheiten, beispielsweise verabscheute er stumpfsinnige Magie und drehte sich wie ein Kreisel, wenn er seine Spitze nicht in Richtung des Verbotenen Waldes zeigte, aber Lily hatte sich an ihn gewöhnt und wollte ihn nicht mehr missen. Sie strich behutsam über das rotbraune Holz, das ihrem Haar so sehr ähnelte.

1 - AschemädchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt