Hillary und Lily hatten Laureen und Madison endlich dazu bewegen können, ihre dreckigen Wäscheberge unter ihren Betten als unansehnlich zu empfinden. Dazu ergriffen sie nun schon seit Anfang der Woche alle möglichen Mittel. Hillary hatte sich geweigert, Madison ihre kleinen Zöpfchen neu zu flechten, wenn sie dazu in einem Haufen aus alten Federkielen und angetrockneten Tintenfässern sitzen musste. Lily hatte Laureen alle Bücher, von denen sie geglaubt hatte, sie verloren zu haben, unter die Matratze gelegt.
Um Laureens Rückenschmerzen und Madisons unordentlicher Frisur beizukommen, hatten sie entschieden, einen Säuberungstag einzulegen. Bis in die hinterste Ecke griffen sie, die Hauselfen machten schon seit Längerem einen großen Bogen um ihr Zimmer. Ginny war mal wieder unauffindbar, also machte sich Lily daran, die übergroßen Staubmäuse unter ihrem Bett zu beseitigen.
„Ein Wunder, dass du das überhaupt noch machst. Nach der Treppenaktion würde ich mich weigern, mit ihr in einem Schlafsaal zu schlafen!", stellte Laureen bestimmt fest. Lily zuckte nur mit ihren Schultern. „Wusstest du, dass sie allen erzählt hat-" Madison unterbrach sie. „Von ihren Brüdern hat erzählen lassen, meinst du wohl!" „Ja, aber das macht die Sache auch nicht besser. Auf jeden Fall dachte hinterher jeder, du könntest keine Treppen hochgehen." „Ja, aber das genau versteh ich nicht!" Lily atmete eine Staubwolke ein und kam hustend unter Ginnys Bett hervor. „Ich meine, der gesamte Gemeinschaftsraum war voller Leute, die müssen das doch gesehen haben. Zumindest ein paar."
„Natürlich. Aber Fred und George haben jedem eingeredet, dass sie sich getäuscht haben. Und keiner würde die beiden als Lügner bezeichnen. Besonders, weil Percy ja auch noch Vertrauensschüler ist." Hillary fischte eine pinke Unterhose unter ihrem Bett hervor. „Also meine ist das nicht. Kann mir bitte jemand erklären, wie die dahin gekommen ist?" Laureen Kopf tauchte aus ihrem Koffer auf. „Oh, das ist meine! Seit wann klaust du Unterhosen?" Lily verzog ihr Gesicht zu einer Grimasse. Sie war froh, dass die pinke Unterhose das Thema Ginny ersetzt hatte.
„Ratzeputz.", murmelte Lily halbherzig zu ein paar Staubflusen, die auf ihren Umhang geflogen waren. Sie ließen sich nicht beirren, vielleicht gefiel es ihnen dort. Sie ließ sie kleben und wendeten sich den weitaus größeren Verwandten der Flusen zu. Doch neben diesen, fanden sich auch ein mit Federn besudelter Umhang und eine leere Farblose unter Ginnys Bett. Vorsichtig drehte Lily sich zu den anderen um, aber niemand schien das metallene Klappern der Dose gehört zu haben.
Am Ende des Zimmers hatte Laureen alle abgebrochenen Federkiele auf einem Haufen zusammengesammelt. Ihr Versuch diesen Haufen zum Mülleimer fliegen zu lassen, war gründlich schief gegangen. Letztendlich kehrte sie die Spur aus Federkielen, die sich von ihrem Bett bis zum Mülleimer zog, einfach auf einem alten Zaubertrankaufsatz zusammen und schmiss den Aufsatz gleich hinterher. „Hast du eine Leiche gefunden oder warum machst du so ein Gesicht?", fragte Madison, die gerade eine undefinierbare gelbliche Masse mit spitzen Fingern in die Höhe hielt und die Nase rümpfte. „Nein, sie hat nur missbilligend zur Kenntnis genommen, dass ich meinen Aufsatz über die richtige Kesselgröße dem Mülleimer gewidmet habe."
Lily schnaubte, war insgeheim aber erleichtert über die Ausrede, die Laureen ihr gegeben hatte. „Und ansonsten? Erfolgreiche Grabungen unter Ginnys Bett?" „Nein, also erfolgreicher als du war ich sicher nicht. Außer einer beträchtlichen Menge an Staub und einem paar schmutziger Socken ist hier nichts." Mit einem Schlenker ihres Zauberstabes ließ Lily tatsächliche ein gräuliches Stoffbündel aus der letzten Ecke herbei fliegen, schob aber gleichzeitig den Umhang tiefer unter das Bett.
Bevor sie nicht wusste was das war, und was es zu bedeuten hatte, würde sie es den anderen nicht zeigen. Sie wollte keine Kopfschmerzen riskieren und darüber nachdenken, wieso sie das machte. Schließlich hatte Laureen ja eigentlich Recht. Nach der Treppenaktion hatte Ginny es nicht verdient. Sie verdrängte das schlechte Gefühl indem sie es als schlechtes Gewissen abtat und in dem hintersten Winkel ihres Kopfes fest verschloss.
DU LIEST GERADE
1 - Aschemädchen
FanfictionHP Fan-Fiction • Nach Jahren zwischen dicken Schlossmauern, dutzenden Büchern und einem dicht gewobenen Kokon aus Geheimnissen beginnt Lilys erstes Jahr an der Hogwartsschule für Hexerei und Zauberei. Unsicher, mit der stetigen Angst, ihre Verbindu...