Sie faltete das Papier wieder zusammen. „Dann hast du ihn ja wirklich gerettet, Jasper." „Natürlich.", sagte er. Sie schwiegen einen Augenblick. „Fast ist es, als würde der Baum wirklich leben.", sagte Lily dann leise und für einen Augenblick nahmen sie beide das sanfte pulsieren des Baumes unter ihnen war. „Glaubst du, das Herz des Baumes ist hier?" Jasper legte seine Hand auf das Holz, genau dort, wo sich alle Äste zusammen fanden und in den dicken Stamm übergingen. „Ja, bestimmt.", erwiderte Lily.
Dann zog Jasper etwas aus seiner Hosentasche hervor und übertönte den zaghaften Herzschlag des Baumes unter ihnen. Auf seiner Handfläche lag eine kleine Schachtel. „Was ist das?" „Damit macht man Feuer.", antwortete Jasper ihr. Er nahm ein kleines Hölzchen heraus. Mit einem ratschen entzündete sich der Kopf des einzigen Streichholzes, das Jasper mitgebracht hatte. Vorsichtig schirmte er die Flamme gegen den Wind ab.
Lily hielt die herausgerissene Buchseite zwischen sie. „Jetzt ist es allein unser Geheimnis.", wisperte Lily und in ihren Augen spiegelte sich das Feuer, bis die Flammen an ihren Fingerkuppen leckten und sie das Papier losließ. Es erlosch auf dem Holz des Stammes, bis nur noch Asche übrigblieb. Mit einer Armbewegung ließ Jasper sie vom Wind davon tragen. „Wir sollten wiederkommen, wenn er blüht." Jasper lehnte sich zurück und schaute durch die kahlen Äste in den Himmel empor. „Ja, das sollten wir.", bestätigte Lily und tat es ihm gleich.
„Allerdings müssen wir dann daran denken, dass wir mehr Essen mitnehmen. Schließlich sind dann keine Beeren mehr da!" Jasper nahm zwei Beeren und war eine hoch in die Luft. Lily sprang auf und öffnete den Mund. „Wir werden besser.", stellte sie fest und ließ die Beere zwischen ihren Zähnen zerplatzen. Sie schmeckte ein kleines bisschen nach Lakritz. „Man müsste dem Honigtopf ein paar Beeren geben. Das wäre der neue Kassenschlager!" Lily grinste und Jasper leckte sich ein bisschen von dem roten Saft ab, der ihm über die Finger rann. Sie saßen noch eine Weile da, wohlwissend, dass sie nie mit dem Honigtopf über diese Beeren verhandeln würden. Jetzt gehörte der Baum nur ihnen.
Sie saßen einander gegenüber, jeder an seinen Ast gelehnt, die Füße nur einen Fingerbreit voneinander entfernt. Bis Jasper auf einmal begann, nervös mit seinem Schuh gegen den ihren zu tippen. „Was ist los?" „Ich habe noch eine zweite Überraschung." Lily sah ihn erstaunt an. „Die da wäre?" „Slytherin spielt gleich. Und wir werden uns das Spiel zusammen anschauen." „Achja?" Lily zog die Augenbrauen hoch. „Sie spielen doch gegen Hufflepuff. Ihr Slytherins seid doch da sowieso der Meinung, dass das nicht sonderlich spannend wird." Jasper schaute sie verdutzt an.
„Du kennst dich mit Quidditch aus? Das wäre doch mal ganz was Neues." „Ja, ich kenne mich sehr wohl mit Quidditch aus.", sagte Lily beleidigt. „Zum Beispiel weiß ich auch, dass Gryffindor erst wieder nächsten Monat spielt." Jetzt wirkte Jasper wirklich überrascht. „Schau nicht so!" „Es tut mir ja leid, aber bis vor ein paar Wochen, kanntest du noch nicht einmal den Unterschied zwischen Klatscher und Quaffel!" Lily lachte laut. „Ehrlich gesagt, kenne ich mich immer noch nicht mit Quidditch aus." Jasper atmete erleichtert aus.
„Ich wollte das Spiel am Samstag eigentlich als Ausrede für McGonagall nutzten, damit ich meine Strafarbeit später abgeben darf" „McGonagall ist deine Hauslehrerin! Denkst du nicht sie weiß wann ihr Haus spielt?" Jasper schüttelte belustigt den Kopf. „Sev weiß auch nicht, wann Slytherin spielt. Er merkt das erst, wenn sein Haus mehr Punkte abgezogen bekommt als sonst." Lily biss sich auf die Zunge und hoffte, dass Jasper ihren Ausrutscher nicht bemerkt hatte.
„Sev?" Er runzelte misstrauisch die Stirn. Sie blinzelte eine Millisekunde länger, als sie es normalerweise tat, trotzdem röteten sich ihre Wangen. „Ein... Spitzname. Nur unter den Gryffindors." „Nicht ein bisschen zu nett für euren Hasslehrer?" Sie spürte den metallischen Geschmack von Blut in ihrem Mund. „Wenn es sich netter anhört, hat man nicht so viel Angst.", sagte sie nur und stand dann auf. Jasper schaute sie immer noch komisch von der Seite an. Lily hoffte auf eine Rettung, egal in welcher Form.
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1 - Aschemädchen
FanfictionHP Fan-Fiction • Nach Jahren zwischen dicken Schlossmauern, dutzenden Büchern und einem dicht gewobenen Kokon aus Geheimnissen beginnt Lilys erstes Jahr an der Hogwartsschule für Hexerei und Zauberei. Unsicher, mit der stetigen Angst, ihre Verbindu...