Die Weihnachtstage vergingen und der Schulbeginn rückte leider schon wieder in greifbare Nähe. Mit Ginny und manchmal auch Hermine, schien die Zeit noch viel schneller zu vergehen. Sev bekam Lily nur kurz zu Gesicht, als sie sich bei ihm für den extra klein zusammenfaltbaren Kessel und das Zaubertrankbuch mit zahlreichen Anmerkungen bedankte. Er hatte verstimmt gewirkt und sie beschlich die vage Vermutung, dass er wusste, wie eine Vielzahl kleiner Stinkekügelchen unter seine Tür gekommen war.
Fred und George hatten 'die Tat', wie sie es nannten, gemeinsam mit Ginny geplant, um sie im Umgang mit ihrem Weihnachtsgeschenk zu schulen. Lily verließ Sevs Büro nach kurzer Zeit, den Geruch von verwesendem Tier gemischt mit Kloake, in der Nase. Außerdem unternahm sie viele Spaziergänge, beinahe schon kleine Wanderungen mit Claire durch den Verbotenen Wald. Zwei Dinge hatte Professor Kesselbrand ihr mitgegeben, die Befolgung dieser Regeln war Voraussetzung gewesen für ihre gemeinsamen Ausflüge.
Der Verbotene Wald war nicht ohne Grund verboten, obwohl Lily bisher um die schlechten Erfahrungen herum gekommen war. In ihm lebten viele Tiere und Pflanzen, die selbst für erfahrene Zauberer schwierig zu bewältigen waren, geschweige denn für sie selbst. Ebenfalls gefährlich war der Wald an sich, die Orientierung zu behalten war mit das wichtigste.
Deshalb lauteten die wichtigsten zwei Regeln: Zeige Respekt und Hochachtung vor allen Lebewesen des Waldes und fange erst an zu laufen, wenn du zuvor den Kopf gesenkt hast. Wenn dann immer noch Gefahr besteht, muss man allerdings umso schneller laufen. Die zweite Regel lautete, halte dich an die Flüsse und Bäche, sie führen alle zum schwarzen See zurück.
Mit Professor Kesselbrand zusammen hatte Lily nie Angst gehabt, vielleicht weil er selbst nie Angst verspürte. Genauso wie jeder Mensch hat auch der Wald schöne und düstere Seiten. Claire verspürte auch keine Angst, sie genoss es in den vollsten Zügen, dass sie so viel laufen konnte, wie sie wollte. Sie sprang über den vereisten Bächen hin und her und ließ die Eisränder abbrechen, wenn sie die Entfernungen falsch abschätzte. Sie kehrten erst zurück, als Lily sich sicher sein konnte, dass alle Kutschen, die die Rückkehrer vor dem Schloss ablieferten, schon wieder umgedreht waren. Mit von der Kälte geröteten Wangen und kalten Fingerspitzen trat sie erst am Abend den Rückweg an.
Auf der Treppe vor dem Eingangsportal löste sich Jasper aus dem Schatten eines Pfeilers und rieb sich seine von der Kälte versteinerten Finger. „Deine rothaarige Freundin meinte, du wärst schon seit heute Morgen unauffindbar, ich habe mir gedacht, dass ihr zusammen draußen wart." Er ging in die Knie um Claire zu begrüßen. Sie sprang um ihn herum und bellte ganz hoch vor Freude, ihren Besitzer endlich wiederzusehen. „Danke nochmals, Claire scheint sich wirklich wohl gefühlt zu haben!" „Das hoffe ich doch wohl, obwohl sie sich wirklich freut, dich wiederzusehen."
Lily grinste von einem Ohr zum anderen. „Willst du kurz hier warten, ich bringe nur Claire schnell weg." „Warum?" „Ich hab noch was mitgebracht. Als, mhm- Dankeschön." Lily und Jasper schauten einander kurz verlegen an. Dann verschwand er in den Schatten, begleitet von einem aufgeregt klingelnden Glöckchen. Kaum war er durch die Tür, sprang auch Lily auf. So schnell wie möglich, ohne zu rennen, lief sie in den Gemeinschaftsraum, wo Ron gerade Ginny im Schach schlug. Er hatte ihr die Schneeattacke offensichtlich vergeben.
In der schmalen Schachtel mit dunkelgrünem Band lag die Schreibfeder, die Lily Jasper gekauft hatte. Außerdem enthielt sie eine extra große Packung von Bobs bestem Blubberblasenkaugummi, das nahezu unzerplatzbar war und nach Blaubeere schmeckte. Jasper kam nur wenig später zurück, die Hände hinter seinem Rücken versteckt.
„Ich habe es nicht verpackt, hoffentlich gefällt es dir trotzdem." Mit einer ausladenden Bewegung präsentierte er ihr sein Geschenk. Es war ein kleines Tintenfass, blutrot mit goldenen Rändern. Lily hoffte inständig, dass es kein echtes Gold war. Wenn man allerdings einen Vater hatte, der einem Tarnumhänge schenkte, konnte alles möglich sein. „Es ist mit einem Ausdehnzauber belegt, du kannst so viel Tite einfüllen, wie du möchtest!" Ihre Augen weiteten sich. „Das muss ein kleines Vermögen gekostet haben!"
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1 - Aschemädchen
FanfictionHP Fan-Fiction • Nach Jahren zwischen dicken Schlossmauern, dutzenden Büchern und einem dicht gewobenen Kokon aus Geheimnissen beginnt Lilys erstes Jahr an der Hogwartsschule für Hexerei und Zauberei. Unsicher, mit der stetigen Angst, ihre Verbindu...