Als sie aus dieser Schwärze wieder erwachte, befand sie sich nicht mehr auf dem Fußboden, sondern in einem der weißen weichen Decken im Krankenflügel. Kaum hatte sie ihre Augen für wenige Sekunden geöffnet, wuselte auch schon Madam Pomfrey, die Schulkrankenschwester herbei. „Du hast sehr viel Glück gehabt, kleine Lily."
Sie deponierte eine große angsteinflößende Flasche auf Lilys Nachttisch. „Will mir gar nicht ausmalen, was hätte passieren können." Sie füllte einen kleinen Becher mit der grünlich orange schimmernden Flüssigkeit aus der Flasche. „Du musst aufpassen wohin du trittst, ich will dich nicht noch einmal hier sehen müssen, nur weil du nicht auf die Stufen geachtet hast! Heute ist weiß Gott schon genug passiert. Ein Quidditchspiel und so etwas an einem Tag. Also wirklich. Siehst du, dort hinten? Harry musste auch schon Skelewachs trinken. Allerdings schläft er schon. Dasselbe würde ich dir übrigens auch gleich empfehlen. Du bekommst zwar kein Skelewachs, aber angenehmer wird das auch nicht werden, nein."
Lily setzte sich schwerfällig auf. „Aber.. Ich habe doch auf die Stufen geachtet! Es war nur so, dass ..." „Du musst dich nicht rechtfertigen, das passiert nun mal. Nur hoffentlich nicht zweimal." Madam Pomfrey reichte Lily den kleinen Becher. „Du hast großes Glück gehabt, dass dein Vater das noch vorrätig hatte. Aber eine angenehme Nacht wird es trotzdem nicht werden. Schließlich muss sich dein gesamtes Bein neubilden!" Lily blickte vorsichtig unter die Bettdecke. „Bein neubilden? Warum Bein neubilden?", fragte sie und ihre Stimme hörte sich dabei furchtbar buttrig an. Sie trug immer noch ihren Schulumhang, jedoch schaute darunter nur noch ein Fuß hervor. Sie schluckte. „Wo ist mein Fuß? Wo ist mein linker Fuß?"
„Ein Verschwindezauber. Dazu auch noch sehr schlampig ausgeführt." „Wie kommt ein Verschwindezauber an meinen Fuß?" Die Krankenschwester seufzte. „Du bist auf eine Schülergruppe gefallen, die gerade dabei waren den Verschwindezauber zu üben. So viel Pech haben wirklich nicht viele Leute. Von einer Treppe zu fallen nur um dann von einem Verschwindezauber getroffen zu werden." Sie schüttelte bekümmert ihren Kopf. „Aber sie werden das wieder ganz machen oder? So wie vorher?" „Natürlich Lily. Aber es ist schmerzhaft. Und jetzt runter damit, wir können es schließlich nicht ewig hinauszögern. Es wird dir für das nächste Mal eine Lehre sein." Als Lily den Becher an ihre Lippen hielt, zog ihr sogleich ein beißender Geruch in die Nase.
Der erste Schluck schmeckte gewöhnungsbedürftig, der zweite nach erbrochenem, der dritte einfach nur schrecklich. Nachdem Lily den Inhalt des vierten Bechers herunter gewürgt hatte, überlegte sie ernsthaft, ob die Qualen eines halbe Beines diesen Trank wirklich wert waren. „Hascht du Wascher? Esch brennt!" „Wasser wird dir dabei nicht helfen, fürchte ich. Versuch durch den Mund zu atmen, dann wird es besser." Madam Pomfrey positionierte einen Stapel weißer Kleidung auf ihrem Bettende. „Ziehe dich am besten schnell um und leg dich gleich schlafen. In etwa einer halben Stunde sollte der Trank zu wirken beginnen, bis dahin wünsche ich dir, dass du schon schläfst." Lily hechelte nach Luft und betete, dass Harry wirklich schon schlief. Ansonsten dachte er womöglich, er schlafe neben einem Hund.
Die Krankenschwester verließ den Schlafsaal und Lily befand sich nun alleine vor dem Problem, ihren Schlafanzug anzuziehen, ohne sich dabei hinzustellen, da sich das bei nur anderthalb Beinen schwieriger als gedacht gestaltete. Die Betten um Lily herum begannen sich zu drehen, als sie versuchte, mit ihren Händen an den Schlafanzug zu kommen, aber das war aber wahrscheinlich nur wegen ihrem pochenden Hinterkopf. Nach einigem hin und her schaffte sie es dann aber doch, auch wenn der Schlafanzug unnatürlich schlaff an ihrem linken Bein hinunterbaumelte.
Erschöpft ließ Lily sich in die Kissen zurück sinken und wartete, bis die fröhliche Karusselfahrt in ihrem Kopf ein Ende nahm. Ein letztes Mal betrat Madam Pomfrey den Schlafsaal, befestigte Lilys linkes Knie in einer Schlinge und wünschte ihr mit einem bemitleidenden Tonfall eine Gute Nacht.
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1 - Aschemädchen
FanfictionHP Fan-Fiction • Nach Jahren zwischen dicken Schlossmauern, dutzenden Büchern und einem dicht gewobenen Kokon aus Geheimnissen beginnt Lilys erstes Jahr an der Hogwartsschule für Hexerei und Zauberei. Unsicher, mit der stetigen Angst, ihre Verbindu...