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Der gefrorene Tau barst unter ihren Füßen, als Lily und Jasper die Wiesen hinunter rannten. Und obwohl sie noch nichts Verbotenes taten, klopfte Lilys Herz so schnell, als wolle es davon fliegen. Jasper stoppte an einem kleinen Verschlag, der seitlich aus der Schlossmauer hinausragte. „Alohomora." Jasper öffnete das Schloss mit einem dumpfen Klacken, obwohl die Tür schon seit langem nicht mehr in ihren Angeln hing und man sie auch einfach hätte beiseite stellen können.

„Hier befand sich mal ein provisorisches Quidditchfeld, deshalb wurden hier alte Besen untergebracht. Jetzt gibt es natürlich eine neue Besenkammer, aber viele der Besen hier fliegen trotzdem noch. Und niemand vermisst sie, wenn sie mal für einen halben Tag ausgeliehen werden." Jaspers Augen glänzten stolz und auch Lily konnte ihre Begeisterung nicht verbergen. Der Schuppen erschien in dem trüben Licht einer einzigen Öllampe, die von der Decke baumelte.

Fenster gab es keine, soweit Lily es beurteilen konnte. Der Schuppen musste innerhalb der Schlossmauern liegen. Sie musste blinzeln, bis sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnten.

Überall waren Besen zu sehen. Sie stapelten sich, lagen kreuz und quer übereinander. Manche Besen waren durch riesige Spinnennetze miteinander verwoben, weitere hingen, von hauchdünnen Fäden gehalten, von der Decke hinab. Andere waren schlicht und ergreifend mit Stahlbügeln an den Wänden befestigt. Die steinernen Wände waren vor lauter Reisigzweigen und Besenstielen kaum noch zu erkennen, jeder Millimeter an Platz war genutzt worden.

Selbst der Boden war über und über mit mottenzerfressenden Quidditchumhängen, ausrangierten Quaffeln und verrosteten Torhüterringen bedeckt, sodass sie sich zunächst mühsam durch die Unordnung wühlen mussten.

"Das ist echt unglaublich!" „Du hast nie Quidditch gespielt oder?" „Ich saß noch nie auf einem Besen. Unsere erste Flugstunde wurde immer weiter nach hinten verschoben." „Dann wird sich das heute ändern. Du brauchst einen guten Besen, der gleichmäßig aufsteigt und nicht zu direkt auf kleine Änderungen reagiert, wen du am Anfang noch unsicher bist." Geschäftsmäßig und genau prüfend durchstreifte Jasper den dämmrigen Raum. „Natürlich sind die hier alle nicht so gut- Aber für den Anfang wird es wohl gehen."

Lily nickte, obwohl sie mit Sicherheit keinen Besen aus dem 13. Jahrhundert von einem der letzten Jahre hätte unterscheiden können. „Hast du einen eigenen Besen?" „Natürlich!", antwortete Jasper, beinahe schon etwas entrüstet. „Aber mein Vater erlaubt es mir nicht, ihn mitzunehmen. Nur wenn man einen festen Platz im Quidditchteam hat, oder ab dem vierten Jahr, darf man einen eigenen Besen mitbringen."

Jasper nahm viele Besen in die Hand, hielt sie kurz in der Hand, als wolle er ihr Gewicht überprüfen, bis einer seinen Ansprüchen zu genügen schien. „Es sind zwar einige Reisige abgebrochen, aber das sollte nicht allzu schlimm sein." Er reichte ihn Lily. Bis auf eine Kerbe in der Mitte des Stiels schien der Besen noch annähernd perfekt zu sein. „Das ist ein Shooting Star. Nicht besonders schnell, aber stabil in der Luft."

Lily nickte nur, sie hatte noch keine Vorstellung davon, wie dieses dünne Stück Holz sie Meter über den Boden tragen sollte. Jaspers Besen dagegen, ein Moon Express wie er ihr gerade erklärte, wirkte im Vergleich zu ihrem ziemlich verlottert. Sein Stiel wies zwar keine Kerbe auf, dafür aber schien sein Schweif mehr aus fehlenden oder abgeknickten Reisigen zu bestehen als aus geraden. „Zu Hause habe ich einen Nimbus Zweitausend und seit Weihnachten nun auch einen Nimbus Zweitausendeins. Der geht ab wie eine Rakete!"

Lily wurde von den ganzen Besenkategorien schon ganz schummrig im Kopf, daher nickte sie ihn nur wissend an und folgte Jasper hinaus ins Freie. „Du fliegst häufig, oder?" „Natürlich, mein Vater sponsert die Falmouth Falcons, ich bin sogar schon in ihrem Stadion geflogen!" Lily nahm sich vor, Ginny nach dieser Quidditchmannschaft zu fragen.

1 - AschemädchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt