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Am nächsten Morgen wurde Lily von der Sonne geweckt, die durch das Fenster in ihr Gesicht fiel. Alle anderen im Zimmer schliefen noch, nur Metis, die ihren Weg über die Nacht hinweg zu ihr gefunden hatte, begann sich an Lilys Fußende zu räkeln.

Nicht nur Metis war noch spät in der Nacht angekommen, auch die fünfte Mitbewohnerin lag nun in ihrem Bett. Sie betrachtete die schlafenden Mädchen. Ginny hatte ihre Beine angezogen und sich zu einer kleinen Kugel zusammen gerollt, Madison lag, die Gliedmaße von sich gestreckt, auf dem Rücken, genauso, wie sie gestern Abend eingeschlafen war. Das fremde Mädchen dagegen schlief wie eine Statue auf dem Rücken, die Arme seitlich neben ihren Beinen an ihren Körper gepresst.

Hillary konnte Lily von unten nicht erkennen, vielleicht war sie auch schon aufgestanden und zum Frühstück gegangen. Mit den Gedanken ans Frühstück machte sie sich leise fertig um die anderen Mädchen nicht zu wecken und verließ das Zimmer. Im Gemeinschaftsraum herrschte noch gähnende Leere. Lily vermutete, dass sie eine der wenigen Gryffindors war, die es liebte früh morgens, vor allen anderen zu erwachen.

Auch in der großen Halle waren noch nicht viele Schüler anwesend. Der Gryffindortisch glänzte vor gänzlicher Abwesenheit und auch bei den Slytherins saß nur eine kleine Gruppe von drei Siebtklässlern. Bei den Hufflepuffs und Ravenclaws sah die Sache natürlich ein wenig anders aus, und da Lily wenig Lust auf ein einsames Frühstück an ihrem Haustisch hatte, setzte sie sich zu einer Erstklässlerin aus Ravenclaw dazu. Kurz ließ sie ihren Blick über den Lehrertisch gleiten. Sie war zwar vor ihren Zimmergenossinnen erwacht, aber verglichen mit Sev war sie immer noch eine notorische Langschläferin. Sein Platz war leer, nur eine Teetasse verriet, dass er schon gegessen hatte.

Das Mädchen jedoch schien in ihren eigenen Gedanken versunken zu sein. Erst als Lily ihr Frühstück fast beendet hatte, schien ihr auf zu fallen, dass sie die ganze Zeit über dagewesen war. „Ich heiße Luna Lovegood." „Ich bin Aimée Hollow." Lily hatte aus unerklärlichem Grund das Bedürfnis verspürt, sich bei ihr mit ihrem vollen Namen vorzustellen. „Du bist eine Gryffindor." Lily versuchte in ihrer Stimme eine Abwertung zu wahrzunehmen, aber es war bloß eine Feststellung gewesen. „Jaah, aber anscheinend bin ich die einzige Gryffindor die es schafft vor acht Uhr ihr Bett zu verlassen." Luna nickte, als verstände sie ihr Problem und hielte es genauso wie sie selbst für wahrlich fürchterlich.

Langsam trudelten immer mehr Schüler ein, die Haustische füllten sich stetig. Lily vermutete, dass das am ersten Schultag lag. Heute wollte wahrscheinlich noch niemand zu spät erscheinen. Hillary betrat als erste aus ihrem Zimmer die Halle. Auch sie sah sich unsicher um, als suche sie ein bekanntes Gesicht. Lily winkte ihr zaghaft zu, dann ging sie zu ihr herüber. Luna war schon wieder in ihrer eigenen Welt abgetaucht.

Hillary wirkte seltsam alleine ohne Madison. Sie schaute wieder hoch zum Lehrertisch, als hoffte sie, Sev würde doch noch einmal zurückkehren. Aber nur die Astronomie Lehrerin, sowie Professor McGonagall waren zu sehen. Die Astronomie Lehrerin hatte ein durchschienendes Gesicht, tiefe Schatten lagen unter ihren Augen. Wahrscheinlich hatte sie noch gar nicht geschlafen, sondern nahm gerade ihr Abendessen ein. McGonnagalls Haarknoten dagegen saß so fest wie eh und je, etwas anderes hätte sie auch mehr als verwunderlich gefunden.

Die Hauslehrerin legte den Tagespropheten beiseite und erhob sich, ging zu ihnen hinüber. „Miss Hollow und Miss Stone, hier sind ihre Stundenpläne. Ich empfehle ihnen etwas früher aufzubrechen, die meisten finden sich anfangs nur schwerlich in den Kerkern zurecht." Lily nickte, sie hatte die Warnung McGonnagalls, dass es auffällig sein würde, wenn sie alle Wege bereits schon kannte, verstanden.

Zusammen mit Hillary begutachtete sie ihren Plan. Zaubertränke mit Professor Snape. Ginny würde nicht sehr erfreut sein. Sie blickte zum Lehrertisch, an den sich Professor McGonagall nun wieder setzte, und weiter in ihrer Ausgabe des Tagespropheten zu lesen. Sie fragte sich, wie viele Tassen schwarzen Tee Sev heute Morgen getrunken hatte.

1 - AschemädchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt