Mrs. Norris und die Schrift an der Wand blieben das Gesprächsthema Nummer eins. Egal ob in Geschichte, Kräuterkunde oder Zaubertränke, die gewisperten Gespräche drehten sich immer um die Halloweennacht. McGonagall hatte sich sogar, den Gerüchten zufolge, dazu verleiten lassen, in die Diskussion, die zwei ihrer Schülerinnen führten, mit einzusteigen. Es verwunderte keinen, dass sie Harry Potter in Schutz nahm und ihre Hoffnungen auf Professor Sprouts Alraunen setzte, die gegen Schuljahrsende bereit zur Ernte sein würden.
Professor Lockhart dagegen hatte ganz andere Sorgen. „Schreckliche Ereignisse. Wahrhaftig furchtbare Ereignisse. Der gute Mr. Filch hätte beinahe seine Katze verloren, aber es freut mich, euch mitteilen zu dürfen, dass sie im nächsten Schuljahr wieder leben wird." „Also ist sie tot?", fragte Trevor Colin so laut, dass Professor Lockhart sich dazu gezwungen sah, die Frage seinerseits zu beantworten. „Nein, die gute alte Mrs. Norris wurde versteinert. Wie genau, ist leider noch unbekannt, ich hege jedoch den starken Verdacht, dass es durch einen Transmutationsfluch geschehen ist. Jaja, eine schreckliche Sache, diese Flüche. Wäre ich dabei gewesen, hätte ich den Gegenzauber sprechen können."
Er starrte kurz theatralisch an die Decke, dann blickte er wieder zu Trevor. „Aber so bleibt uns nichts anderes übrig, als auf den Zaubertrank zu vertrauen, den Professor Snape für Mrs. Norris brauen wird. Natürlich habe ich mich selbst dafür bereiterklärt, ich könnte diesen Alraunenwiederbelebungstrank im Schlaf zuzubereiten." Mit einem wichtigtuerischen Nicken unterstrich er seine Behauptung, die Lily nur zu gerne auf die Probe gestellt hätte.
Sev lachte nur kurz spöttisch auf, als Lily ihm von Lockharts Worten erzählte. „Im Schlaf zusammenbrauen.", schnaubte er und seine Lippen kräuselten sich gefährlich. „Wahrscheinlich könnte er ihn noch nicht einmal, wenn man ihm eine Anleitung unter die Augenlider tätowieren würde. Ich werde Monate dafür brauchen, schon alleine, weil er so viele Mondzyklen benötigt." „Ich könnte dir helfen.", erwähnte Lily so beiläufig, als rede sie über ihre morgendlichen Frühstückssgewohnheiten. Sev durchschaute sie sofort. „Du wirst mir helfen, Lily.", sagte er bestimmt.
„Aber zuerst müssen wir dafür erst einmal die Zutaten bekommen. Nicht wenig davon muss normalerweise erst vom Zaubereiministerium genehmigt werden. Selbst wenn alles glatt läuft wird es noch eine Weile dauern, bis wir mit dem Trank beginnen können." „Gibt es keine Vorräte im St. Mungo? Es kann doch nicht sein, dass Mrs. Norris so lange auf ihre Befreiung warten muss! Was wäre denn, wenn es anstatt ihr einen Schüler getroffen hätte!" „Alraunen sind eine tückische Sache. Sie reifen sehr langsam, es ist überhaupt sehr erstaunlich, dass es Professor Sprout gelungen ist... Wie dem auch sei, man kann Tränke mit Alraunen nicht lagern, sie müssen binnen eines kleinen Zeitraumes verabreicht werden, sonst verfällt die Wirkung oder noch schlimmer; sie kippt."
Lily seufzte, da ihnen so wohl oder übel keine andere Möglichkeit blieb, als darauf zu hoffen, dass es keine weiteren Opfer geben würde. „Aber keine Sorge, du wirst dich nicht langweilen müssen. Erinnerst du dich noch an das Vorhaben, an Lockharts Überraschung von der ich dir erzählt habe?" „Ja, natürlich. Was ist damit passiert?" „Ich glaube, er hat sich die Versteinerung zum Anlass dazu gemacht, sein Vorhaben schneller als geplant in die Tat umzusetzen." „Wirst du mir jetzt endlich verraten, was du damit meinst?" „Leider nein, du wirst dich wohl noch ein wenig gedulden müssen. Aber bis dahin – was machen deine Übungen? Steht das Klassenzimmer noch?"
Lily grinste. „Gerade noch so. Ich habe ein bisschen an den ungesagten Zaubern geübt, ich glaube, bald wird es mal wieder Zeit für eine kleine Wiederholung. So, von wegen Schockzauber, Expelliarmus und so." Sie dachte an ihre Duelle mit Sev zurück, er hatte sie jedes Mal innerhalb weniger Minuten besiegt. Lily freute sich schon auf den Tag, an dem sie schneller reagieren würde, indem Sev am Ende unbewaffnet dastand, gleichzeitig aber fragte sie sich, ob dieser Tag jemals eintreffen würde.
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1 - Aschemädchen
FanfictionHP Fan-Fiction • Nach Jahren zwischen dicken Schlossmauern, dutzenden Büchern und einem dicht gewobenen Kokon aus Geheimnissen beginnt Lilys erstes Jahr an der Hogwartsschule für Hexerei und Zauberei. Unsicher, mit der stetigen Angst, ihre Verbindu...