NEUN

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Adam

Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich sie an, nicht fähig auch nur einen Ton über die Lippen zu bekommen. Ich konnte kaum glauben, wer mir da gegenüberstand. Zum Glück fand ich schnell meine Stimme wieder und setzte mein charmantestes Lächeln auf. »Pardon, ich wusste nicht, dass solch eine Schönheit hinter der

Bar steht.« »Wollen Sie mich für dumm verkaufen?«, giftete sie mich an. Mit hochgezogenen Augenbrauen musterte ich sie. »Du hast mich also erkannt?« »Natürlich, so ein blödes Gesicht vergisst man nicht einfach. Du bist der Spinner vom Café.«

Autsch, das tat weh. Ihre Bemerkung kratzte viel stärker an meinem Ego, als gewohnt. Normalerweise sollten mich solche Kommentare meiner zukünftigen Patienten völlig kalt lassen. Aber nicht bei Cassy. Irgendetwas an ihr zog mich magisch an. Nahm mich gefangen. Und ich wollte rein Garnichts dagegen unternehmen.

»Hör zu, es tut mir leid. Das gestern ging wirklich zu weit. Ich weiß nicht was in mich gefahren ist.«, versuchte ich sie zu besänftigen. »Und sie meinen wirklich mit solch einer Entschuldigung ist es jetzt getan? Dass die „Schlampe" jetzt einfach die Klappe hält?« Ganz ruhig, Adam. Das wirkt sich gar nicht gut auf deinen Ruf aus, wenn du ihr jetzt dein kleines Klappmesser ins Auge stichst. »Sie haben mich einfach mitten auf der Straße beleidigt. Was habe...« »Ich kann mich nur wiederholen. Es tut mir wirklich leid. Ich hatte kein Recht, dich so anzugehen. Du hast allen Grund sauer auf mich zu sein.« Stur verschränkte Cassie die Arme vor der Brust. Sie machte es mir aber auch so verdammt schwer.

»Wieso tanzt du nicht mit mir?« Ich wusste nicht, woher der Einfall plötzlich kam. Später muss ich gestehen, dass dies der beste war, den ich je hatte. »Mit Sicherheit nicht. Ihr reichen Schnösel seid doch alle gleich. Wer sind Sie? Ein Politiker, oder vielleicht auch ein Schauspieler? Ich hab's: Ein Mafia-Boss.« Lächelnd unterbrach ich sie: »Wie verlockend die Idee auch ist, dich weiter über meinen Beruf raten zu lassen. Ich bin Schönheitschirurg« Anscheinend überraschte sie meine Antwort, denn sie starrte mich mit offenem Mund und hochgezogenen Augenbrauen an ehe sie antwortete: »Irgendwie habe ich jetzt damit nicht gerechnet. lm Vergleich zu den Anderen Sind Sie ja sogar

erschreckend normal.«

Sie hatte Recht. Die Gästeliste stellte die perfekte High Society dar. Neben Schauspielern,

Politikern und Mitglieder der amerikanischen Mafia, enthielt die Liste ebenfalls die Namen von Sektenführern und Milliardären. Aber wenn sie von meinen nächtlichen Tätigkeiten wissen würde, würde sie nicht mehr so schlussfolgern.

Ich tat gekränkt: "Willst du damit etwa sagen, dass ich gewöhnlich bin? Vermutlich sogar durchschnittlich?" Aus irgendeinem Grund faszinierte mich die junge Frau. Ich wollte sie besitzen. Wollte wissen wie sich ihre Schreie in meinem Keller anhörten. Und sehen wie Blut ihre perfekte, weiße Haut färbte.

"Nein, ganz und gar nicht. Sie sind alles andere als gewöhnlich. Ich finde nur Ihren Beruf ziemlich harmlos im Vergleich zu den anderen." Wenn sie nur wüsste. Verlegen senkte sie den Blick und stellte mir meinen Gin auf den Tresen. Sie hatte mir also verzogen. Mission geglückt!

Ungeniert musterte ich sie als eine mir allzu bekannte Stimme mich rief: »Doktor Adam Smith, hier haben Sie sich also versteckt.« Mrs. Thompson stakste auf mich zu. Die Enden ihrer fliedernen Stola, welche sie sich locker um die Schultern gelegt hatte, wippten bei jedem Schritt hoch und runter. Ich musste ein gequältes Stöhnen unterdrücken und antwortete gereizt: »Mrs. Thompson, haben Sie weitere

Falten entdeckt, oder hätten Sie vielleicht Interesse an einer Ganzkörperstraffung?" Die junge Frau hinter der Bar unterdrückte ein Schmunzeln bei meinem Kommentar.

»Der Doktor, immer so witzig und erfrischend.«, versuchte die Alte die Situation zu entspannen und lachte nervös auf. Trotzdem machte sie auf dem Absatz kehrt, was mir zeigte, dass sie sehr wohl gekränkt war. Das ließ mich aber kalt.

Mit einem breiten Grinsen drehte ich mich zu der Barkeeperin um: "Jetzt nachdem du meinen Namen weißt, verrätst du mir deinen?« Die junge Frau lächelte warm und reichte mir ihre Hand: »Cassie. Cassie Harper.« Ich ergriff ihre ausgestreckte Hand und küsste ihre Fingerspitzen. Sie hatte so unglaublich zarte Haut. Cassie lächelte schüchtern "Cassie. Kurzform für was?« »Woher wissen Sie, dass es eine Kurzform ist?«, fragte sie erstaunt. Ich grinste. »Hinter solch einer interessanten Frau, steckt bestimmt ein außergewöhnlicher Name.« Als ich ihren verwirrten Gesichtsausdruck sah schoss ich noch schnelle ein » Was nicht heißen soll, dass „Cassie" nicht schön ist.« hinterher. Sie lächelte warm.

»Cassiopeia. Mein richtiger Name lautet Cassiopeia.

In Liebe, Dein ErlöserWo Geschichten leben. Entdecke jetzt