DREIUNDZWANZIG

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Adam

Ich begann zu Sägen. Hier ein Arm, dort ein Zeh. Ein Ohr folgte. Sie war solch eine Schönheit und ich verunstaltete sie jetzt. Aber mit Cassie konnte niemand mithalten. Mein Engel war einfach perfekt. Ich begann der jungen Frau vor mir mit dem elfenbeinfarbenen Skalpell die Haut vom Gesicht zu trennen. Sie hatte schon vor langer Zeit aufgehört zu schreien und das einzige, was sie von der Ohnmacht fernhielt, war das Adrenalin, welches ich ihr in die Blutbahn injiziert hatte.

»Nicht weglaufen, Liebling«, scherzte ich. Dann ging ich in den Kühlraum neben an, in dem ich meine Sammlung hatte. Es stank nach Verwesung. Pfeifend ging ich durch die verschiedenen Gänge, von deren Decke lauter Leichen hingen. Ich kannte sie fast alle beim Namen und für alle anderen hatte ich kleine Kärtchen mit einer Sicherheitsnadel in ihre Brüste gesteckt.

Lächelnd blieb ich vor einer jungen Frau stehen. Sie hatte hüftlanges, schwarzes Haar, dass ihr in sanften Wellen über den Rücken fiel. Viele Wunden zierten ihren zarten Körper und ihre schwarze Spitzenunterwäsche war voller altem Blut. Das Mädchen hatte den Kopf gesenkt. Sie war eine meiner ersten Opfer gewesen und meine Arbeit war damals noch lange nicht so präzise wie heute gewesen.
Ich lachte laut auf als mir der große Schnitt über ihrem Herzen auffiel. Langsam legte ich den Zeigefinger unter ihr Kinn und blickte in ihre leblosen Augen. »Lange nicht mehr gesehen, ehm, ...« mein Blick fiel auf das Namensschild an ihrer Brust. »Leila?«

Lachend ging ich weiter. Ich war auf der Suche nach einer ganz bestimmten, jungen Frau. Sie hieß Eileen und hatte Gesichtszüge wie eine Puppe. Ich hatte sie nur getötet, weil ihre Figur einfach schrecklich war. Eileen bestand zu 80 Prozent aus Silikon und die meisten Behandlungen, hatte sie in meiner Praxis machen lassen. Das einzige, was sie nicht verschandelt hatte war ihr Gesicht. Und genau das brauchte ich jetzt.

Ich lief noch durch drei weitere Gänge, um dann endlich mein Ziel zu erreichen. Eileen stand in einer Ecke. Etwas abgeschottet von den anderen. Sie fragen sich jetzt bestimmt, warum sie da so einsam war. Naja, ich konnte sie nicht hängend lagern. Denn sie war nicht mehr vollständig. Vom Foltern war nur noch ihr Kopf übriggeblieben. Und ihre langen, blonden Extensions. Ihr Kopf lag auf einem einfachen Regalbrett und sie hatte die Augen geschlossen. Ich nahm sie und trug sie zu meinem Opfer in den Behandlungsraum.

Eine blutige Fratze blickte mir entgegen. Ihre Augen hingen auf halbmast. Ich stellte Eileen auf das kleine Tischchen neben sie und begann mit meiner Arbeit. Eileens Gesicht entfernte ich ebenfalls und legte es dann auf die blutende Wunde meines Opfers. Der Hautfetzen passte wie angegossen. Ich schnappte mir Nadel und Faden aus einer Holztruhe und begann zu nähen.

Danach betrachtete ich mein Werk. Sie sah schön aus mit ihrem neuen Gesicht. Nun konnte ich sie Cassie präsentieren. Und hoffen, dass ich sie nun endlich gebrochen hatte.

In Liebe, Dein ErlöserWo Geschichten leben. Entdecke jetzt