PROLOG

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Genüsslich leckte ich das schallachrote Blut von der Spitze des frisch geschliffenen Küchenmessers und ließ die warme Substanz meine Zunge liebkosen. Der metallische Geschmack traf jede meiner Zellen und erregte mich bis ins Mark. Wie ich es liebte. Für einen Moment konnte man über Leben und Tod entscheiden. Lasse ich dich noch etwas am Leben oder hacke ich dir gleich ein Bein ab? Zugegeben, dieser Spruch war etwas daneben, aber ich glaube Sie verstehen was ich meine. Man konnte Gott sein.

Langsam umkreiste ich meine Patientin, wie ich all diejenigen nannte, welche meinen Keller von Innen sehen durften. Ihre blonden Extensions klebten an ihrer schweißnassen Stirn und sie zitterte. Vor Angst. Oder vielleicht auch, weil es ohne Kleidung in meinem nichtbeheizten Keller ganz schön kalt werden konnte. Vielleicht hätte sich Jo, wie meine Patientin hieß, lieber einen Sommertag anstelle eines kalten Herbstabends ausgesucht, um an die kleine Bar an der Ecke vom Greenland-Stadtpark zu gehen. Vielleicht wäre sie auch lieber nicht mit einem wildfremden Typen mitgegangen, in der Hoffnung ein weiterer One-Night-Stand würde genauso berauschend wie Alkohol wirken und sie ihre geplatzte Verlobung vergessen lassen. Aber aus Fehlern muss man lernen. Oder wie mein Deutschlehrer immer sagte: Auf eine Aktion, folgt eine Reaktion.

Ich umkreiste meine Patientin weiter, welche gefesselt auf dem metallenen Behandlungstisch lag und beugte dabei leicht meinen Kopf. Wie ein Löwe, der gerade einer Antilope auflauert und den richtigen Moment abwartet, um zuzuschlagen. Aus der frischen Platzwunde an ihrer Schläfe quoll Blut und ich beobachtet wie ein Tropfen sich seinen Weg über ihren Haaransatz bahnte, auf den Rand des Tisches fiel und von dort auf den schachbrettartig gekachelten Boden tropfte. Ein wunderschönes Bild. Das dunkle Blut bildete einen perfekten Kontrast zu ihrer weißen Haut, welche durch die stark hervorgetretenen Adern leicht bläulich schimmerte.

Jo wimmerte: »W... Was hast du v... vor?« Irritiert blieb ich stehen. Sah man das etwa nicht? »I... Ich will das n... nicht. B... Bitte hör auf.« »Oh Jo. Meine kleine, süße Jo.«, sagte ich mit einem bemitleidenden Tonfall, »Wenn ich das nur gewusst hätte. Ich dachte, dass du heute etwas Spaß haben willst.« Ich verschränkte die Arme vor der Brust und sah sie mit gespieltem Bedauern in den Augen an. »Autsch.«, flüsterte ich, während ich mir auf die Unterlippe biss und die Augen zusammenkniff. »Ich vermute, dass ich dich wohl falsch verstanden habe, als du deine Hand auf mein Knie gelegt und mir einen Kuss auf die Wange gegeben hattest. Wie es aussieht haben wir beiden völlig verschiedene Ansichten von Spaß.« Ein lautes Lachen kam über meine Lippen, bevor ich gespielt bestürzt weitersprach: »Dem Himmel sei Dank haben wir es noch rechtzeitig bemerkt. Stellt dir nur vor, ich hätte dir bereits einen Arm abgehackt. Vielleicht sogar das Bein. Oh, Gott, oh, Gott, oh Gott. Das wäre ein ganz schöner Schock für dich gewesen, meinst du nicht auch?« Insgeheim dachte ich, dass ich ihr mit meiner lustigen Geschichte ein Lächeln entlocken konnte, doch das Gegenteil war der Fall: »Du kranker Scheißkerl. Lass mich sofort frei!« Jo zerrte wie verrückt an den Ketten, welche sie auf dem Tisch fixierten. Ein hoher Ton entstand, als Metall auf Metall schlug. Im Bruchteil einer Sekunde hatte ich mich über sie gebeugt und ihr Kinn mit einem festen Griff umschlossenen. »So fordernd, das liebe ich.« Wieder ertönte mein lautes Lachen im Keller, doch eine plötzliche Nässe in meinem Gesicht, ließ mich verstummen. Jo hatte mir tatsächlich ins Gesicht gespuckt. Langsam erhob ich mich von ihr, darauf bedacht ihren Blick, welcher nun voller Angst war, mit meinem gefangen zu halten. Mit meiner behandschuhten Hand trocknete ich mein Gesicht und wischte sie dann an der ledernen Schürze, welche ich um meinen Armani-Anzug trug, ab. »Bitte, wie du willst.«

Während ich mich Jo wieder näherte, nahm ich das Küchenmesser zur Hand, hielt es an der Spitze zwischen Daumen und Zeigefinger und schlug mit dem Griff mehrmals gegen meinen Handballen, während ich mit der Zunge schnalzte: »Ach, meine liebe Jo. Ich hätte es dir so angenehm wie möglich gemacht. Vielleicht hätte ich dich sogar gehen lassen. Aber du wirst ja sicher verstehen, dass ich dich nun töten muss.« Tränen liefen über Jo's Wangen während sie laut schluchzte. Ihre Augen waren voller Angst. »Na, na, na. Sieh mich nicht so an! Das hast du dir selbst zuzuschreiben. Für alles, was jetzt folgt, trägst allein du die Verantwortung.« Mit diesen Worten hielt ich das Messer hoch über meinen Kopf und rammte es ihr im nächsten Moment in die rechte Schulter. Jo schrie als das Messer ihre zarte Haut durchstieß und die Muskeln durchtrennte. Langsam und qualvoll drehte ich den Griff und spürte einen Wiederstand als die scharfe Klinge an ihrem Knochen schabte. Aus Jo's Mund drang nur noch ein leises Röcheln, während ich das Messer mit einem Ruck aus ihrer Schulter zog. Ich wischte die blutverschmierte Klinge an meiner Schürze ab und liebkoste daraufhin ihre Brüste. »Weißt du Süße, du bist wirklich schön.«, sagte ich, während ich das Messer unterhalb ihrer rechten Brust ansetzte. »Wenn man auf künstlich steht.« Mit diesen Worten versenkte ich das Messer tief in ihrer Haut und begann es mechanisch nach rechts und links zu bewegen. Bei jedem Schnitt schrie Jo lauter und ich war einmal mehr froh etwas weiter außerhalb der Stadt zu wohnen. Achtlos warf ich die Brust in einen schmiedeeisernen Eimer, welcher unter dem Behandlungstisch stand.

In Liebe, Dein ErlöserWo Geschichten leben. Entdecke jetzt