5.Kapitel. Normaden

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Sie aß noch eine Scheibe Brot, das ganz nebenbei gemerkt langsam ziemlich trocken wurde, und packte dann ihre Sachen zusammen. Sie löschte gründlich das Feuer und ihren Durst, bevor sie den Wasserschlauch noch einmal komplett füllte und eine stellte suchte an der sie den Fluss überqueren konnte. Ihr Pferd konnte zur Not auch ein Stück schwimmen, doch nur ohne Strömung. Also musste sie eine Stelle finden an der das Wasser möglichst flach und ruhig war.
Avina hoffte so eine Stelle etwas weiter Flussabwärts zu finden und hatte Glück. Es gab eine Stelle an der sich ein Haufen zweige zwischen Steinen verhackt hatte, wodurch die Stöhmung unterbrochen wurde. Avina sah sich noch einmal um, doch es war niemand in der nähe. Natürlich nicht sie war mitten im Nirgendwo. Also zog sie sich bis auf die Unterwäsche aus und lief langsam ins Wasser. Kassiopeia vertraute ihr und folgte ihr beinahe wiederstandslos ins Wasser. Der Fluss war dort auch nicht besonders breit und sie kamen problemlos hinüber. Avina führte Kassiopeia rückwarts aus dem Wasser und zurück ans Ufer, als sie plötzlich etwas Spitzes an ihrem Rücken spürte.
"Ganz langsam umdrehen!", verlangte eine raue Stimme hinter ihr und Avina drehte sich schluckend um. Vor ihr stand ein Mann mit dunkeler Haut und geflochtenen, schwarzen Haaren in denen sich Holzperlen und Federn befand. Ein Nomade.
Der Mann hielt ihr den Sperr in seiner Hand nun an die Kehle und fragte "Was hast du hier zu suchen?"
Wer sie war, interessierte ihn nicht. Sie war eine Fremde und eine mögliche Bedrohung.
"I..ich will nur nach Karbhan." stotterte Avina und der Nomade musterte sie.
"Du? Reist alleine durch unser Gebiet?"
"Ich muss schnell dort hin und hatte keine Zeit erst noch einen Suchtrupp zusammen zu stellen."
"Suchtrupp?", fragte der Nomade und musterte sie erneut. Was Avina ziemlich unangenehm wurde, da sie noch immer in Unterwäsche war.
"Ja, Suchtrupp und ich würde mir gerne etwas anziehen, bevor wir weiterreden."
"Nein" entschied der Nomade. "Erst sagst du mir, wen du suchst und keine Lügen!"
Avina konnte es nicht fassen, konnte sie sich nicht erstmal anziehen? Statt länger darüber nach zu denken, oder sich eine Lüge auszudenken, beschloss sie einfach die Wahrheit zu sagen und ihre Zeit in Unterwäsche zu verkürzen.
"Ich muss meiner Freundin helfen. Sie wurde entführt weil ... nunja ... du glaubst mir sicher nicht"
"Versuchs!"
"Weil sie ein Gestaltwandler ist."
Der Nomade lachte Avina zu ihrer Überraschung nicht aus, sondern ließ den Speer langsam sinken. Ohne weitere Erklärung sagte er: "Zieh dich an und folge mir!"
Avina hatte wohl nicht wirklich eine Wahl, weshalb sie schnell Oberteil und Hose über die nassen Sachen zog und ihm nach ging, sobald er los lief. Der Nomade führte sie zwischen dden letzten Bäumen hindurch, bis sich vor ihr eine einzige Landschaft aus Gras auftat. Bis zum Horizont war nichts anderes zu sehen als Gras und in der Entfernung ein paar bunte Punkte. Je näher sie ihnen kamen um so deutlicher konnte Avina erkennen das es Zelte ware. Zelte, zwar aus zusammengeflicken Leder, aber bemalt in allen Farben des Regenbogens. Das musste ihr Dorf sein und Avina fragte:
"Wo führst du mich hin?"
"Zu jemanden der mir sagen kann, ob du die Wahrheit sprichst."
Avina nahm das schweigend hin. Darüber musste sie sich keine Sorgen machen, denn sie hatte die Warheit erzählt. Allerdings wurde ihr immer mulmiger, bei jeden neugierigen Blick der auf ihr haften blieb, während sie zwischen den Zelten entlang ging. Sie durfte hier keine Zeit verschwenden.
Der Nomade stoppte nun vor einen Zelt und klopfte erst gegen einen der Gerüststöcke eh eine Stimme rief: "Tretet ein."
Der Nomade folgte der Anweisung und Avina tat es ihm gleich. Sie konnte ihre Überraschung nicht verbergen, als vor ihr im Zelt ein Fuchs saß. Der, wie die Nomaden mit vielen Federn, Perlen und Reifen geschmückt war.
Er saß nahezu majestätisch anmutend in der Mitte des Zeltes und Avina fragte sich, wer gesprochen hatte bis der Fuchs den Mund öffnete und sprach.
"Wen hast du da mitgebracht Nahel?"
Avina starte ihn ungläubig an
"D...der Fuchs kann reden."
"Mädchen ich heiße Angeni Sinopa und nicht der Fuchs, außerdem bin ich eine Frau", tadelte sie die Füchsin eh sie fragte: "Dürfte ich auch deinen Namen erfahren?"
"Entschuldigt, ich bin Avina", antwortete diese und die Füchsin meinte: "Schon besser" eh sie Nahel ansah. "Wieso hast du sie hier her gebracht?"
"Sie behauptet auf der Suche nach einem Gestaltwandler zu sein", antwortete der Nomade prompt und Angeni weitete die Augen.
"Geh hinaus, ich will alleine mit ihr sprechen."
Wieder gehorchte Nahel sofort und ließ Avina mit Angeni allein. Erst jetzt traute sie sich das Zelt einmal genauer zu betrachten. Obwohl es ausser einem Fell auf dem Boden nicht viel gab. An der Decke hingen allerdings  verschiedene Kräuterbündel die das Zelt mit ihrem unverwechselbaren Geruch ausfüllten.
Als die Plane hinter Avina wieder ruhig vor dem Eingang hing, sagte Angeni zu Avina: "Dreh dich um", und diese tat es mit etwas Skepsis. Es dauerte nur wenige Momente eh Angeni sagte: "Du kannst mich wieder ansehen."
Doch als Avina sich umdrehte saß kein Fuchs vor ihr, sondern eine Frau. Sie wirkte jung und schön, obwohl sie etwas altes und weises ausstrahlte und es war sofort zu erkennen, dass sie nicht einfach den Platz mit dem Fuchs getauscht hatte, sondern dieser war. Ihre langen Haare hatten die Farbe des Fuchsfells. Die Goldenen Armreifen die vorher an den Vorderläufen des Fuchs befestigt waren, hingen nun an ihren Oberarmen. Die lange Kette, aus vielen Schnüren, mit Perlen und Federn bedeckte ihren ganzen Oberkörper, viel mehr als der dünne Streifen Stoff den sie über ihren Brüsten und ihrer Hüfte trug. Das deutlichste aber war, dass sie noch immer den Fuchsschwanz hatte, der ebenfalls mit Goldenen Reifen geschmückt war. Das selbe galt für ihre Ohren. Sie hatten noch immer Fuchsform und waren innen blau angepinselt. Hätte es Avina nicht besser gewusst hätte sie geglaubt, sie säße vor einer Göttin. Aber sie wusste. "Ihr seid ein Gestaltwandler."
Angeni nickte und sah Avina mit ihren orangegelben Augen aufmerksam an.
"Also erzähl mir von dem Gestaltwandler, den du suchst."
"Sie ist meine Freundin und wurde von ein paar miesen Kerlen verschleppt. Ich muss ihr helfen und um sie einzuholen eben direkt Richtung Karbhan statt den Umweg über die Stadt im Osten", erklärte Avina und Angeni hörte aufmerksam zu. Am Ende ihrer Ausführungen nickte sie und sagte: "Das ist eine gute Begründung, um unser Land zu durchqueren. Es ist uns heilig und wir mögen keine Fremden mit bösen Absichten. Wilderer die Tiere nur wegen ihres Fells töten und nicht zum Überleben oder Diebe die uns bestehlen. Mit denen machen wir kurzen Prozess, doch ich sehe du hast ein reines Herz."
Sie stand aus dem Schneidersitz auf in dem sie gesessen hatte und suchte etwas zwischen den Kräutern. Schließlich hielt sie Avina eine Kette hin. Es waren nur zwei längliche Perlen an einen Lederband und in der Mitte zwischen ihnen der Zahn irgendeines Tieres.
"Damit solltest du ohne erneute Störung weiter reisen können."

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