Selina sah sich um und fand sich in einer Kutsche wieder, die sich ziemlich schnell fortbewegte. Die fünf Männer, die sie angegriffen hatten, hatten sich aufgeteilt, sodass zwei vorne auf dem Kutschbock saßen und drei neben der Kutsche her ritten. Diese Typen unterhielten sich über sie.
"Wir werden in wenigen Minuten ankommen. Der König wird uns schon erwarten."
"Hoffentlich wird er nicht allzu wütend sein. Wir sollten ihm Nathaniel und die Gestaltwandlerin mitbringen. Wenn er herausfindet, dass wir ihm nur die Gestaltwandlerin mitbringen ... "
Selina fragte sich, woher sie wussten, dass sie eine Gestaltwandlerin war und was Nathaniel damit zu tun hatte.
"Der Sohn des Königs wird uns folgen, da er bestimmt schon herausgefunden hat, dass wir seine Freundin haben und sie ins Schloss bringen wollen."
Meinten sie etwa Nathaniel? Oh nein, das durfte nicht wahr sein. Sie wurde von ihren beiden einzigen Freunden angelogen. Sie lauschte weiter."Meinst du? Er kann ziemlich dickköpfig sein."
"Er wird sich seinem Vater Nicht direckt widersetzen. Das hat er noch nie. Außer ist die Prinzessin ist auch schon im Schloss und der König will sie in wenigen Tagen zu seiner Frau machen. Wenn die Gerüchte stimmen wird Nathaniel dies nicht zulassen wollen. Außerdem ist es gar nicht seine Art so einen Unsinn zu veranstalten er kriegt sich sicher ein jetzt wo die zwei weg sind."
Sie wussten also, dass Nathaniel und Avina sozusagen ein Paar waren.
"Findet ihr nicht, dass es im Inneren der Kutsche verdammt still geworden ist?"
Selina hielt den Atem an.
"Vielleicht ist sie tot.", meinte einer hoffnungsvoll.
"Wovon soll sie denn bitte gestorben sein, du Idiot?"
"Ich werde mal nachsehen."
Selinas Herz schlug panisch vor sich hin.
"Lass das! Wir werden gleich da sein und ich will nicht extra anhalten müssen, um dann von einer tollwütigen Frau angefallen zu werden, die am Schluss noch entkommt, weil ihr zu unfähig seid, zu warten, bis wir auf dem eingezäunten Schlossgelände sind."
Sie atmete aus. Sie wollten sie ins Schloss bringen, doch was wollten sie dort mit ihr?
Sie spürte wie sich die Straße unter den Rädern der Kutsche veränderte.
Es gab ab hier keine Schlaglöcher mehr, wegen denen sie sich den Kopf an der Kutschdecke stoßen konnte. Sie war etwas dankbar dafür, dass die Straße nun mit flachen Kopfsteinpflaster ausgelegt war.
Schließlich hielt die Kutsche an und die Männer brachten die Pferde weg. Wenige Augenblicke später, rissen sie die Tür auf und zerrten sie hinaus. Sie stemmte sich mit ihrem ganzen Gewicht dagegen, doch als sie Schwertklingen an ihrem Rücken spürte, gab sie nach und folgte widerwillig den Männern, die an ihren Armen zerrten. Als sie versuchte sich zu verwandeln, flüsterte einer der Kerle ihr ins Ohr: "Wenn du dich verwandelst, ist das das letzte was du tust. Hier sind jede Menge gut ausgebildete Kämpfer und viele Magier. Du wirst es nicht lebendig hier raus schaffen."
Sie ergab sich ihrer momentanen Lage und stapfte mit ihnen über den Hof, auf das Holzportal des Schlosses zu. Ein mulmiges Gefühl, beschlich sie und plötzlich schossen ihr die Bilder des Traumes wieder in den Kopf. Der furchtbare Mann mit den gelben Augen erschien vor ihrem inneren Auge und ihr Fluchtinstinkt überkam sie, doch sie bemühte sich, ihn zu unterdrücken.
Die Männer führten sie durch das Portal und die Treppen im Eingangsbereich hinauf, bis sie schließlich vor einer Tür stehen blieben. Sie klopften an und die Stimme des Grauens drang in ihre Ohren.
"Herrein," sagte sie barsch.
Die Männer öffneten die Tür und sie traten in den Thronsaal. Er wäre wunderschön gewesen, wenn nicht überall Blut geklebt hätte. Doch ihre Aufmerksamkeit glitt schnell zu dem Mann auf dem Thron. Er lächelte sie grausam an und als er sprach, wäre Selina am liebsten zur Tür wieder hinaus gerannt.
"Sehr gut, sehr gut. Ihr habt den Auftrag erfüllt wie es scheint. Und nun, Avina, entweder du stimmst der Hochzeit zu, oder du siehst wie deine Freundin stirbt."
Erst jetzt sah Selina zu dem Thron neben ihm. Darauf saß Avina mit tränenüberströmten Wangen. Sie sah den König mit grauenerfülltem Blick an. Auch wenn sie nicht wusste wovon der Mann sprach konnte es nichts gutes sein. Sie bemerkte auch Nathaniel, der zwischen zwei wachen stand die ihn zwar den direkten Weg zu Avina versperrten, jedoch einen gewissen Abstand zu ihm hielten. Es sah fast aus als hätten sie Angst sich an ihm zu verbrennen. Warum unternahm er nichts? Sie sah das er immernoch sein Schwert trug und mit ein paar Wachen würde jemand wie er doch kurzen Prozess machen. Vielleicht lag es andem Mann mit dem langen schwarzen Umhang der ebenfalls dort stand. Er hielt einem Stab in der rechten Hand und schien schon etwas älter, doch sein Haar war nicht grau sondern immernoch schwarz. Der Stab und auch seine ganze Ausstahlung liesen vermuten lies das er ein Magier war. Vielleicht hielt ihn ja ein Zauber gefangen.
Als Avina nicht die gewünschte Antwort gab sondern einfach überfordert schwieg, nickte der König einem der Männer hinter Selina zu. Noch eh sie sich umdrehen konnte spürte sie einen stechenden Schmerz in ihrer Körpermitte. Sie sah auf ihren Bauch hinab. Der Kerl hatte ihr ein Schwert in den Rücken gestoßen, das nun vorne herauslugte. Die Klinge wurde zu allem Überfluss auch noch gedreht und Selinas Beine gaben nach. Sie hustete, doch dabei kam nicht nur Luft sondern auch Blut aus ihrem Mund und hinterließ den Metalenen Geschmack von Tod auf ihrer Zunge. Am Rande ihrer Wahrnehmung bemerkte sie wie Nathaniel einen Schitt nach vorn tat. In dem Moment griffen die Männer zu und auch wenn sie ihren griff nach einem bedrohlichen Blick seinerseits wieder lösten ließen sie ihn nicht durch.
Doch das bedeutet er konnte sich bewegen. Sie verstand es nicht.
Avina wollte zu ihr rennen, doch eine der Wachen schubste sie brutal zurück auf den Thron. Sie schrie etwas, doch Selina hörte nicht was. Die Schmerzen die durch ihren Körper pulsirten forderten ihre gesamte Aufmerksamkeit.
Doch was auch immer sie gesagt hatten daraufhin gab der König einer anderen Wache ein Zeichen, die mit einem Fläschchen mit roter Flüssigkeit angerannt kam.
Der Mann hinter ihr zog sein Schwert aus ihrem Leib und ließ sie zu Boden fallen. Der Mann mit dem Fläschchen träufelte etwas von der roten Flüssigkeit in ihre Wunde und sie konnte spüren, wie sich ihr Körper wieder zusammensetzte. Es schmerzte furchtbar. Als der Heilungsprozess vollendet war, rollte sie sich auf den Bauch und übergab sich.
Das war einfach zu viel für sie. Der König, nun mit zufriedenem Grinsen auf seinem Gesicht, befahl seinen Wachen, sie in einem der Kerker unter zu bringen.
Die Kerle packten ihre Arme und schleiften ihren geschwächten Körper hinter sich her.
Sie liefen viele Treppen hinunter, bis sie vor einer kleinen Zelle standen und ein weiterer Mann aus der Dunkelheit auftauchte. Er schloss die Tür auf und die Wachen warfen sie hinein.
Sie sah sich kurz um. Es war keine richtige Zelle, es war ein kleiner Raum in dem eine kleine Schlafniesche im Stein eingelassen war, mit einem Eimer und einer kleinen Schüssel die mit Wasser gefüllt war.
Sie zog sich in die Niesche und brach erschöpft zusammen.
![](https://img.wattpad.com/cover/90142949-288-k519919.jpg)
DU LIEST GERADE
Larwenia - Die Komplette Reihe
FantasyKurzbeschreibung: Avina wollte lediglich auf eine Schule für Magie doch dann wird ihre beste Freundin entführt und nicht nur das. Der Feindliche König des Nachtbarlandes Xadrien übernimmt die Herrschaft in Larwenia. Wie sollen die zwei Mädchen gege...