10.Kapitel. Getrennt

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Selina kam mit den Pferd auf den Marktplatz und Nathaniel nahm es dankend entgegen. Avina freute sich, nun wären sie bald wieder an der Schule. So ewig auf der Flucht zu sein war wirklich schrecklich. Sie verstand noch immer nicht warum diese Männer sie verfolgten. Nur wegen den Tod von Selinas Entführern? Das konnte sie sich eigentlich nicht vorstellen. Und dann noch diese Dämonen. Es ergab irgendwie keinen Sinn aber zumindest hatte sie nun ein Schwert mit dem sie sich auch gegen diese Monster zur Wehr setzen konnte. Es war wirklich wunderschön. Die Klinge war so silbernen wie Mondlicht, genau wie der Griff und die Steine passen perfekt dazu. Sogar Nathaniel hatte es neugierig begutachtet. Er fand es sehr interessant, dass sie auch einen Stein hatte der nach dem Auge eines Tieres benannt war und sie erzählte ihm das eigentlich zuerst das Tigerauge geglüht hatte. Jetzt war sie jedoch froh über das Falkenauge. Als größter Stein in der Mitte verlieh er dem Schwert richtig Eindruck und passte viel besser zu den anderen. Der Schmied hatte wohl die ganze Nacht durchgearbeitet, bis sie es am Mittag abgeholt hatte. Es war entsprechend teuer gewesen, doch das war es wert. Der Schmied war wirklich ein Meister seiner Kunst. Das war ja auch die Hauptstadt der Kämpfer und Waffen.
"Es ist wirklich ein schönes Schwert", riss Nathaniel sie aus ihren Gedanken. Er war bereits aufs Pferd gestiegen und Avina kletterte nun ebenfalls auf Kassiopia. Sie wollten gerade los als plötzlich ein Mann aus der Menge herraus stach. Es war einer der fünf die sie verfolgten. Sie konnte ihn sofort an den langen dunklen Umgang erkennen. Den niemand sonst bei diesem schönen Wetter tragen würde und den diese Kerle schon die ganze Zeit an hatten.
Und was war schlimmer als einer diese Typen? Vier weitere die sich langsam aus der Menge herauskristalisierten.

Nathaniel weitete die Augen. Diese Typen hatten sie bereits gesehen. Es war zu spät noch unauffällig zu verschwinden. Er sah sich einen Moment auf dem Markt um und sah die beiden Mädchen anschließend ernst an.
"Ihr reitet durch diese kleine Gasse und schmeißt den Marktstand um. Er wird den Weg versperren." Avina sah ihn sichtbar entgeistert an. "Und was ist mit dir?"
"Ich lenke sie ab. Wir treffen uns bis Sonnenuntergang am Stadttor."
Er sagte das in einem Tonfall der keinen Wiederspruch zuließ und sprang vom Pferd. Selina stieg auf dieses und noch eh Avina wirklich protestieren konnte schlug Nathaniel den beiden Pferden auf den Hintern und sie preschten los. Nun sowieso nicht mehr so schnell zu stoppen, lenkten die beiden Mädchen die Pferde durch die Gasse. Selina befolgte seinen Rat und brachte den maroden Gemüsestand mit einen Tritt zum einstürzen so, dass der Weg hinter ihnen versperrt wurde. Eigentlich war es unnötig, er wusste diese Männer jagten ihn und nicht die beiden Mädchen, doch das konnte er ihnen nicht sagen.
Natürlich hatten die Kerle den Krach bemerkt und nun war auch der letzte auf ihn aufmerksam geworden. Er rannte ohne sich noch einmal umzudrehen davon und diese Kerle hinterher.
Er hoffte sie schnell abzuschütteln, doch nun rannte er schon mindestens zwanzig Minuten vor ihnen davon und wurde immer übermüdeter. Diese Typen wollten einfach um keinen Preis von ihm ablassen.
Etwa ein gesamtes Stadtviertel hatte er schon hinter sich gebracht und er rannte von einer Straße in die andere. Die Zeit verging und verging. Ab und zu drückte er sich in eine Lücke zwischen zwei Häusern und dachte er hätte sie schon abgehängt, doch sie tauchten immer wieder auf und er musste weiter rennen. Langsam zweifelte er daran, ob er es vor Sonnenuntergang zu den Mädchen schaffen würde. Am liebsten hätte er sich von seinem Schwert befreit. Es war ein ordentliches Gewicht aber es war ihm viel zu wichtig um es wegen dieser Typen auf einer staubigen Straße fallen zu lassen. Mal wieder verließen ihn die Kräfte und er drückte sich in den Schatten der sich nun immer mehr in der Stadt verbreitete. Diesmal erschienen diese Kerle nicht, doch er traute sich nicht aus den Schatten zu treten und zu den beiden Mädchen zu laufen. Er wollte sie auf keinen Fall auf ihre Spur führen. Der Schatten schien ihm gerade sein einziger Freund zu sein.
Trotzdem traute er sich nicht hinaus und plötzlich wurde ihm auch bewusst warum. Es war nicht mehr still es war einfach zu still. Nichts war zu hören, keine Leute in der Nähe, kein Hund der irgendwo in einer Gasse bellte, keine Blätter im Wind, absolut gar nichts. Eine ganz und gar bedrohliche Stille. Sein sechster Sinn hatte ihn im Schatten gehalten und dann hörte er es plötzlich. Schritte in der Nebengasse. Im Dunkeln stehen bleiben, war nun keine Option mehr. Er wollte weiter rennen doch vor ihm in der Gasse waren plötzlich zwei dieser Männer. Er wollte sich umdrehen und in die andere Richtung rennen doch da tauchten die anderen drei auf. Nun war er umzingelt.
Rasch zog er sein Schwert und einer der drei Typen zu seiner linken kam auf ihn zu.
"Nathaniel warum willst du gegen uns kämpfen? Das hat doch keinen Zweck. Komm einfach mit und wir vergessen diesen ganzen Vorfall."
"Weil ich keine Lust mehr habe, nach seiner Pfeife zu tanzen. Ich habe ein eigenes Leben."
Er konnte es selbst erst realisieren als er es ausgesprochen hatte. Eigentlich wollte er nur den beiden Mädchen helfen und dann zu seinem alten Leben zurückkehren doch inzwischen sah es anders aus.
"Benimm dich nicht wie ein unreifer Teenager.", spottete der Typ.
"Du bist erwachsen und kennst deine Pflichten."
"Meine Pflichten können mir gestohlen bleiben!", rief Nathaniel und griff dem nahestehensten der Männer an. Es war der, der so eine große Klappe hatte. Leider hatte dieser aber auch gute Reflexe und schaffte es noch sein Schwert zu ziehen. Trotz allem hätte Nathaniel ihn im Kampf sicher besiegt, hätten nicht auch die anderen vier ihre Waffen gezogen und er konnte nicht alle gleichzeitig abwehren. Sie drückten ihm die Spitzen ihrer Schwerter rund um den Körper gegen den Bauch.
Eine falsche Bewegung und er wäre tot. Jetzt wurde es Zeit sich zusammen zu reisen. Nathaniel griff nach den Waffen der beiden Männer hinter ihn und packte sie an der Klinge. Sie schnitten leicht in seine Finger doch er sties sie zurück und rammte ihre Griffe in die Bäuche der beiden Männer. Sie stützten und er lief schnell einige Schritte rückwärts eh die anderen reagieren konnten. Weit kam er allerdings nicht, eh sie ihm nachsetzten.

Als Avina und Selina ihre Pferde bremsen konnten, waren sie schon weit vom Marktplatz entfernt. Selina hatte den Stand umgetreten, also konnten sie auf diesem Weg auch nicht zurück. Avina hätte dennoch am liebsten umgedreht, doch Selina hielt sie davon ab.
"Nathaniel kann schon auf sich aufpassen. Lass uns einfach beim Stadttor auf ihn warten."
"Nagut", gab sich Avina geschlagen. Was wollte sie jetzt auch machen?
Sie folgte Selina durch die immer voller werdenden Straßen Richtung Stadttor. Sie stellten sich in eine geschützte Ecke und Avina beobachtete neugierig das Treiben am Tor. Viele Händler mit Wägen drängten sich dort und Avina entdeckte eine Gruppe Reiter. Sie trugen Kleidung mit Umhängen die sofort erkennen ließen das sie nicht einfach irgdwer waren. Sie zeigten das königliche Wappen und dann sah sie ihn. William, ihren Bruder. Wäre er allein, so hätte sie ihm gerne gezeigt, dass sie hier war doch all diese Männer bei ihm konnten nur bedeuten das ihre Eltern wohl einen Suchtrupp nach ihr ausgeschickt hatten. Vielleicht sogar mehrere. Sie zog also ihre Kapuze auf und etwas tiefer ins Gesicht. Natürlich entging ihr nicht das auch Selina die kleine Gruppe anstarrte. Eigentlich logisch der Prinz war nicht jeden Tag so weit entfernt vom Schloss anzutreffen. Aber wusste sie überhaupt, dass er der Prinz war? Sie selbst hatte sie schließlich nicht erkannt. Allerdings war sie auch nicht samt Gefolgschaft an die Schule gekommen und was hätte sie sonst für einen Grund ihn so anzustarren. Sie wandte den Blick erst ab als er durch das Tor verschwunden war. Avina seufze leise. Sie hatte ihn nicht mal begrüßen können.
Selina war der Seufzer nicht entgangen und sie fragte: "Was hast du?"
"Ach ich mach mir nur Gedanken."
"Wegen Nathaniel?"
"Ja", nutzte Avina die ihr angebotene Ausrede. Sie konnte ja nicht erzählen, dass sie gerne den Prinzen 'Hallo' gesagt hätte, weil er ihr Bruder war. Gelogen war es dennoch nicht, sie standen nun schon eine ganze Weile hier und Nathaniel war immer noch nicht zu sehen. Selina versuchte sie zwar zu beruhigen, doch der Himmel wurde immer röter und schließlich dunkler und nachtschwarz.
Avina wurde immer aufgeregter. "Er müsste längst hier sein."
"Ich weiß."
"Er hatt doch Sonnenuntergang gesagt."
"Ich weiß."
"Warum kommt er dann nicht?"
"Ich weiß nicht.", antwortete Selina und rollte mit den Augen.
"Was machen wir jetzt?", wollte Avina wissen doch ihre Freundin kannte die Antwort auch nicht. Sie kam jedoch nicht dazu es dieser mit zu teilen, da in dem Moment jemand Avina auf die Schulter tippte. Sie drehte sich um und sah in das Gesicht eines jungen Mannes, der sie streng und zu gleich glücklich ansah.  "Prinzessin wir haben Euch endlich gefunden."

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