49.Kapitel. Wiedersehen

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Kyle stand auf. Wie immer ging er als erstes nach unten, um zu trainieren und dabei mit dem Wachen zu sprechen. So erfuhr er immer die neuesten Neuigkeiten. Er kam gerade auf den Hof und merkte sofort, dass etwas nicht stimmte. Es herrschte helle Aufregung und er sah auch gleich den Grund dafür. "NATHANIEL!!"
Er rannte seinen alten Freund entgegen und musste ihn einfach umarmen, obwohl das gar nicht seine Art war.
"Du hast es geschafft. Ich hatte schon Angst, dass Daron hat dich wieder erwischt hatte."
Nathaniel schüttelte den Kopf. Er sah unendlich müde aus. Damit meinte Kyle nicht seine mitgenommen Kleidung und einige, wenn auch nicht allzu schlimme Wunden, sondern seine Augen. Er sah wirklich schlecht aus, doch er war nicht allein. Neben ihm stand ein Dämonenfuchs, der seltsamerweise ganz zahm wirkte.
Kyle konnte seine Fragen nicht mehr zurückhalten.
"Was ist denn passiert?"

Was ist passiert? Wo sollte Nathaniel da nur anfangen?
Nachdem er es an Land geschafft hatte, war er solange er noch Trümmer fand, den Strang entlang gegangen, doch Castiel hatte er dabei nicht gefunden. Allerdings war er auf halber Strecke dem Fuchs begegnet, den er schon an Bord gesehen hatte. Er war verletzt und Nathaniel wusste nicht, was ihn dazu gebracht hatte, doch er hatte seine Wunden versorgt und war ihn seitdem nicht mehr los geworden. Zu Kyle sagte er jedoch nichts davon. Stattdessen meinte er:
"Das würde ich lieber euch allen erzählen."
Kyle nickte und ging vorraus.
Er lief mit ihm hinauf in den Thronsaal und sah sich um.
Kyle redete gerade mit einem der Diener, damit dieser losging und Will und Selina holte. Von Avina sagte er beunruhigenderweise nichts. Der Diener verschwand und einige Minuten später kam William mit der verrückten Gestaltwandlerin rein, die er liebte wie eine Schwester.
"Nathaniel!! Oh Himmel bin ich froh, dich zu sehen.", sagte sie und umarmte ihn stürmisch. Leicht lächelnd erwiederte er die Umarmung und gab Will die Hand, nachdem Selina ihn freigegeben hatte. Er musterte sie kurz von oben bis unten.
"Du solltest wirklich auf deine Ernährung achten, Selina. Ich glaube, du wirst fett.", stichelte er schmunzelnd.
"Sehr witzig. Ich kann auch nichts dafür, dass sich das Kleine schnell entwickelt und größer wird und jetzt will ich wissen, warum du uns so lange warten lassen hast.", forderte sie auf.
"Sollten wir nicht auf Avina warten?", fragte er verwirrt und ahnte bereits schlechtes. Selina sah betreten zu Boden, Kyle traurig aus dem Fenster und Will wirkte, wie ein begossener Pudel und starrte in die Leere.
"Was ist passiert?"
Kyle ergriff das Wort.
"Nun ... äh ... also ... Avina und ich haben in Vars auf dich gewartet und dann dachten wir, dass du schon in Larwenia sein könntest, also sind wir zum Hafen und als ich dort die Überfahrt bezahlt hatte, wurde Avina von den Wachen verschleppt. Als ich sie verfolgte bekam ich mit, was Daron mit ihr vorhatte und da ich gegen die vielen Männer keine Chance hatte, bin ich zurück nach Larwenia, um dort Bericht zu erstatten." Er sah beschämt zu Boden.
Nathaniel platze fast der Kragen als er das hörte.
"Du hast Avina im Stich gelassen? Bei Daron? Bist du noch bei Sinnen? Was hat er überhaupt mit ihr vor?", schrie er durch den Saal.
"Er will sie nach Kalistrien verkaufen, um seinen Handel abzuschließen.", flüsterte Selina so leise, dass es ein normaler Mensch nicht gehört hätte.
"BITTE WAS?!? Wieso geht sie keiner holen? Ihr könnt sie doch nicht im Stich lassen!", schrie er.
"Entschuldige bitte! Aber wir können hier nicht weg. Kyle wird hier gebraucht, Will muss wegen des Krieges bleiben und mir wurde es verboten zu gehen.", motzte Selina ihn an.
"Wieso habt ihr niemanden geschickt?", fragte er verzweifelt.
"Weil wir niemanden entbehren können und die Reise nach Kalistrien zu gefährlich ist, wenn wir nicht schon auf der Hinreise gefangen oder getötet werden, dann werden wir es mit Sicherheit auf der Rückreise.", meinte Selina. Nathaniel verbarg das Gesicht in den Händen. Wieso hatten sie nichts getan? Er würde selbst gehen und Avina da rausholen.
"Wir mussten darauf vertrauen, dass Avina weiß, was sie tut und wie sie sich aus der Lage befreit.", sagte William beschämt.
"Ich werde sie da raus holen.", sagte er in die Runde.
"Nein! Du ruhst dich erst aus.", sagte Kyle in einem Ton der keinen Wiederspruch zuließ.
"In zwei Tagen wird Selina nach Hagenfels aufbrechen, um sich dort vorerst in Sicherheit zu bringen. Die Lage hat sich zugespitzt und ich will nicht noch länger riskieren, dass sie verletzt wird. Meinst du, du kannst noch zwei Tage hier bleiben? So kannst du deine Route planen und alles zusammenpacken.", sagte Will und es überraschte ihn, dass Selina so einfach ging. Er nickte einfach. Eigentlich hatte er ein riesiges Theater erwartet, aber so wie es schien, hatten sie dieses Thema schon mehrere Tage vorher besprochen. Selina ließ die Schultern hängen und schaute traurig auf Wills Hinterkopf, dann setzte sie sich auf das Sofa und Nathaniel setzte sich dazu, während er von den Problemen erzählte, die sich nach und nach angehäuft hatten.
Als er bei dem Thema Castiel angekommen war, ließ er aus, dass dieser sein Großvater zu sein schien und erzählte nur, dass er von ihm ein Pferd bekommen hatte.
Er endete mit den Wachen von Sumar-Gardo die ihm gehörig auf die Nerven gegangen waren.
"Und wie bist du zu dem Teil da gekommen?", fragte Selina und deutete auf den Fuchs zu seinen Füßen, der leise anfing zu knurren aber Selina ließ sich nicht darauf ein und konzentrierte sich auf Nathaniel.
"Er war auf dem Schiff, wirkte allerding anders als die Dämonen um ihn herum, irgendwie intelligenter. Als ich ihn verletzt am Strand fand, habe ich seine Wunden versorgt und nun weicht er nicht mehr von meiner Seite."
Bevor irgendjemand etwas erwiedern konnte, öffnete sich die Tür und Luke kam herein. Als er Nathaniel sah, blieb er überrascht stehen, konzentrierte sich aber dann auf Will.
"Ihr veranstaltet eine Versammlung, ohne mich einzuladen?", beschwerte er sich und Selina verdrehte genervt die Augen.
"Es geht hier um die Belange von Larwenia und schließt dich damit nicht mit ein.", knurrte sie und trat vor.
"Ich schlage vor, dass wir jetzt unsere Wege gehen und Nathaniel erst einmal in Ruhe lassen. Ich gehe jetzt in die Bibliothek.", sagte sie und warf Nathaniel einen eindeutigen Blick zu, der besagte 'komm nach', dann schlenderte sie nach draußen. Will folgte ihr zur Tür hinaus, Kyle verschwand durch eine Hintertür und Luke lief auch nach einem kurzen Blick auf ihn nach draußen. Natvaniel blieb verdutzt mit dem Fuchs zurück, wartete dann noch einige Minuten und folgte Selinas Anweisung und ging in die Bibliothek.

Larwenia - Die Komplette ReiheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt