20.Kapitel. Antonia

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Avina starrte an die Zeltwand. Die zwei hatten vermutlich gedacht, sie würde schlafen, da sie ihnen den Rücken zugewandt hatte. Doch sie hatte das meiste mitbekommen. Vorallem den Kuss. Ob die zwei daran dachten was wird, wenn das alles vorbei war. William war der Kronprinz, es wurde eigentlich erwartet, dass er sich eine Prinzessin zur Frau nimmt. Aber das waren Probleme in weit entfernter Zukunft.
Jetzt müssten sie sich erstmal den Menschen vorstellen, damit sie wussten, dass sie und ihr Bruder noch lebten. Danach würde sie mit William sprechen, wie sie weiter vorgehen wollten. Sie stand auf und streckte sich. Die anderen schliefen noch.
Selina lag auf Wills Brust und beiden schien das zu gefallen, denn sie wirkten irgendwie glücklich.
Sie ging raus aus dem Zelt und begann, das Lager zu erkunden, aber erst wollte sie Kassiopeia besuchen, um sich zu vergewissern, ob es ihm gut ging.
Der schwarze Hengst stand auf einer Wiese nicht weit vom Lager entfernt. Sie hatten ihn abgesattelt und die Taschen und das Sattelzeug in ihr Zelt gelegt. Sie pfiff und er kam freudig angetrabt.
"Wie gehts dir, mein Großer?"
Er schnaubte zufrieden und stupste sie mit seinen weichen Nüstern an.
Sie lachte leise und streichelte ihm den Hals, bevor sie zurück ins Lager ging. Sie kam am Lagerfeuer an und setzte sich kurz auf einen der Baumstämme, als plötzlich etwas ihre Schulter berührte. Avina wirbelte herum und zog blitzschnell ihr Schwert. Christian sah überrascht auf die Klinge an seinem Hals.
"Gute Reflexe.", sagte er.
"Danke.", sagte sie und steckte ihr Schwert wieder weg.
"Ich wollte dich fragen, ob ich dich etwas herumführen kann."
"Klar kannst du. Ich wollte es schon auf eigene Faust erkunden."
"Es ist leider nicht groß. Die meisten Menschen unterwerfen sich Daron und sagen nichts, was sie und ihre Familie in Gefahr bringen könnte und Soldaten und Krieger werden sowieso getötet, damit man die Aufstände so gering wie möglich halten kann."
"Wir müssen uns überlegen, was wir tun, damit noch mehr Menschen sich uns anschließen."
"Ich habe bereits zehn Reiter losgeschickt, die Menschen suchen sollen, die sich gegen Daron wehren wollen. Sie verbreiten auch im ganzen Königreich das Gerücht, dass Ihr und Euer Bruder noch lebt."
"Gut, dann müssen wir warten bis diese Männer zurück kommen, um uns Bericht erstatten zu können."
"Ihr seid erstaunlich anders, als eine Prinzessin, wie man sie sich vorstellt."
"Ich weiß. Das wurde mir vor einigen Monaten von Selina schon gesagt."
"Ich finde sie komisch, ihre Augen sind beängstigend und sie ist ein Gestaltwandler."
"Ein sehr umgänglicher Gestaltwandler. Sie ist nicht wie andere Gestaltwandler."
"Und wieso hat sie mich dann angegriffen?"
"Nicht sie hat dich angegriffen. Du hast sie angegriffen und versucht sie aus der Fassung zu bringen. Du hast sie herausgefordert und sie hat ihren Platz in der Rangordnung des Stärkeren klar gemacht. Was sowas angeht ist sie doch etwas eigenwillig"
Daraufhin brummte er etwas wie: "Ich hab dieses Lager aufgebaut. Ich bin der Chef.", was Avina aber nicht zu hundert Prozent verstehen konnte und es deshalb ignorierte. Sie wollte sich die Gelegenheit herumgeführt zu werden nicht verderben. Das war die beste Möglichkeit sich einen Blick über das Lager zu verschaffen. Es waren größtenteils chaotische kleine Zelte. Es gab allerdings auch zwei große. Eins als Versorgungszelt mit Speeren darum herum in den Boden gesteckt um wilde Tiere fern zu halten. Das andere diente als Versammlungsraum, um Dinge zu planen und zu besprechen. Es gab darin eigentlich nichts, als eine Landkarte und ein paar Schreibutensilien. Lange hielten sie sich dort nicht auf und gingen weiter zum Essensplatz. Das Feuer brannte bereits und Isabella wuselte herum, um das Frühstück zu machen. Als sie Christian entdeckte, lief sie zu ihm hinüber.
"Wir brauchen dringend mehr Gemüse."
"Und wo soll ich das her nehmen?"
Sie zuckte mit den Schultern und er meinte: "Wir haben hier genügend Fleisch. Koch damit."
"Pass mal auf, Jungchen", sie tippte ihn mit einer Möhre gegen die Brust.
"Ihr Männer glaubt zwar immer, Fleisch ist alles aber ohne Vitamine seht ihr ganz schnell alt aus."
Chris hob besänftigend die Hände. "Okay, ich kümmer mich irgendwie darum."
"Du könntest jemanden zum Pilzesammeln schicken", schlug Avina vor und die Köchin grinste.
"Siehst du das Mädchen weiß, von was sie redet."
Cris verdrehte die Augen und ging schnell weiter um die Diskussion zu beenden. Avina folgte ihm und fragte: "Na gibt es noch irgendwas zu sehen?"
"Hmm nicht wirklich", meinte Christian und in dem Moment tauchte Nathaniel auf.
"Nein gibt es wirklich nicht. Sie sind nicht gerade gut organisiert. Sie haben nicht mal einen Trainingsplatz um diesen Bauern das kämpfen beizubringen."
Chris seufzte. "Wer soll es ihnen beibringen? Ich habe zu viel zu tun und hier gibt es keine weiteren Krieger außer die Schüler deren Ausbildung nicht mal beendet war. Die beiden Lehrer haben auch genug zu tun das lager zu bewachen"
Nathaniel überlegte kurz, doch Avina kam ihm zuvor.
"Wir sollten das zusammen besprechen. Heute Nachmittag."
Chris schien kurz skeptisch, nickte aber dann. "In Ordnung wir werden eine Versammlung abhalten."
Damit verabschiedete er sich und suchte ein paar Leute die er zur Pilzesuche schicken konnte. Außerdem überlegte er, wo er mehr Gemüse her bekommen sollte.

Larwenia - Die Komplette ReiheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt