17.Kapitel. Dämonenblut

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"Und das wäre?", fragte Selina misstrauisch.
"Ich hatte den Auftrag von meinem Vater bekommen, euch binnen eines Monats zu finden und zu ihm zu bringen. Heute hätte ich euch abliefern müssen."
"Und was machst du jetzt?" Avina schaute ihn fragend an.
"Ich werde allein gehen und um eine Verlängerung bitten. So bekomme ich neue Informationen und ihr seid vorerst nicht gefährdet durch andere Magier, die mein Vater um sich schart."
"Und wie willst du so schnell hinkommen?", fragte Will.
"Ich werde mich entweder teleportieren oder Nyx um Hilfe bitten."
Sie nickten.
Er wandte sich zum Gehen, doch Selina lief nochmal zu ihm und umarmte ihn.
"Viel Glück", murmelte sie und ging ein Stück zurück.
Avina trat an ihn heran und schaute ihm lange in die Augen. Dann legte sie die Arme um seine Schultern und zog sich hoch. Sie gab ihm einen leichten Kuss auf die Lippen, sagte: "Pass auf dich auf.", und zog sich zurück.
Er wollte noch etwas sagen aber sie zeigte mit dem Zeigefinger zum Höhleneingang. "Geh jetzt! Wir besprechen das später."
Er drehte sich um und verschwand.
Selina starrte sie verdattert und Will entgeistert an.
"Was?", fragte sie leicht gereizt und auch etwas verlegen.
"Ich hätte nicht erwartet, dass du ihn küsst.", murmelte Will.
"Find dich damit ab!", rief sie und stolzierte aus dem Raum.
"Jap, jetzt musst du dich damit abfinden.", kicherte Selina.

Nathaniel landete wenige Meter vom Schlosstor entfernt. Ihm war etwas mulmig zumute. In den Wochen bei dem Drachen hatte er viel Zeit zum Nachdenken gehabt. Besonders das mit dem Dämonengeruch ging ihm nicht aus dem Kopf und das hies er musste seinem Vater einige Fragen stellen. Er beschwor noch ein starkes Schutzschild um sich herum, um sicher zu gehen, dass er Avina wiedersehen konnte.
Er ging auf das Tor zu und die Wachen öffneten es sofort während sie tunlichst den Blickkontackt mit ihm vermieden. Der Weg über den Hof und die Treppen hoch, kam ihn wie eine Ewigkeit vor.
Schließlich stand er vor der Tür zum Thronsaal und wartete, bis die Wachen auch diese Tür öffneten.
Sein Vater saß auf seinem Thron und lächelte ihm entgegen, doch als er merkte, dass er allein gekommen war, wurde sein Lächeln starr und ausdruckslos.
"Guten Abend Vater."
"Sohn." Er nickte ihm zu. "Wie ich sehe, bist du ohne meine Gäste aufgetaucht." Er zog seinen Dolch und pulte damit den Dreck unter den Fingernägeln hervor.
Nathaniel wusste, dass sein Vater keine Scheu haben würde ihn zu verletzten wenn er ihn enttäuschte. Das hatte er schon öfter getan und deshalb behielt er den Dolch lieber im Auge. "Nein habe ich nicht, aber ich bin ihnen dicht auf den Fersen."
Sein Vater stand auf und ging auf ihn zu.
Nathaniel ließ sich nicht einschüchtern. "Ich hätte da einige Fragen."
"Dann frag!", forderte Daron und es platzte regelrecht aus Nathaniel heraus. "Haben wir eigentlich Dämonen in der Familie?"
Sein Vater sah ihn irgendwie überrascht aber vorallem entgeistert an. "Nein, warum fragst du, Junge?"
"Naja, weil ich auf meiner Suche einen Drachen begegnet bin und mir gesagt wurde, dass ich nach Dämon stinke. Nicht äußerlich, sondern mein Blut. Und dann dachte ich.. naja ich weiß nicht besonders viel über meine Mutter. Du hast mir nichtmal gesagt, was mit genau mit ihr passiert ist, geschweigeden wer sie eigentlich war. Also hätte es durchaus sein können" er versuchte beiläufig zu klingen, doch eigentlich hatte er durch all das ziemlich viel darüber nachgedacht "Was ist eigentlich aus ihr geworden?" Er wusste das in der Bevölkerung erzählt wurde das sie einen Unfall hatte, doch nichts genaues und er wusste nicht ob das die Wahrheit war.
"Was denkst du denn? Sie wurde aufmüpfig und mich hat das genervt."
Nathaniel musete such zusammenreisen um nicht zusammenzuzucken. Er wusste genau was sein Vater damit sagen wollte und versuchte seine Wut herunter zu schlucken. Eigentlich hätte es ihn nicht besonders überraschen sollen. Immerhin war er nie traurig wenn sie doch mal zur Sprache kam, doch er war irgendwie nie auf den Gedanken gekommen, schließlich war sie seine Mutter. Wie konnte er sie so einfach töten nur weil sie ihn ein wenig nervte. "Und wieso hast du sie gleich umgebracht?"
"Meine Güte!" Daron konnte sich offenbar überhaupt nicht erklären wieso ihn das so plötzlich interessierte doch er ging auf seine Frage ein und erklärte "Sie war immerso emotional und deshalb mit bestimmten Erziehungsmaßnahmen nicht einverstanden. Es war einfachnur anstrengend ständig mit ihr Diskutieren zu müssen und sie hätte dichnur verweichlicht. Ich sag ja immer Emotionen sind Zeitverschwendung!.", fuhr sein Vater ihn an, eh er wieder ruhig wurde "Aber nein sie war keine Dämonin. Wir haben keine Dämonen in der Familie" er schaubte verächtlich "Wäre ja auch zu widerwärtig. Als ob ich mir einen Dämon ins Bett hole. Nein, der Grund warum du so stinkst, ist, weil du im Laufe deines Lebens schon ziemlich viel Dämonenblut von mir bekommen hast."
Nathaniel erstarte. Es dauerte eine Gefühlte Ewigkeit bis er das Gesagte verarbeitet hatte und begriff was es bedeutet. Ihm wurde schlecht. Sein Magen zog sich zusammen und er konnte es nicht glauben. Ungläubig starrte er das widerwärtige Wesen an, das sich sein Vater nannte. "Du hast ... WAS?!?", brüllte er ihn an. Es gab viel das er verzeihen konnte, aber DAS!? Dämonenblut!? Er hatre ihn Dämonenblut gegeben!? Wie konnte er das nur tun? Das war widerwärtig!
"Du hast, während deines Lebens immer wieder Dämonenblut von mir verabreicht bekommen." Er sagte das so vollkommen gefühlos, als handelte es sich um Milch und Nathaniel versuchte nicht vollkommen durchzudrehen. "Dürfte ich erfahren, was das sollte?"
"Dämonenblut macht dich stärker, mordlustiger und aggressiver." Argumentierte sein Vater und er konnte es nicht fassen. Das waren seine Gründe!? "Ist das dein Ernst!? Sowas führt dazu, dass ich mich ohne zu zögern in kämpfe stürtze und dabei ohne nachzudenken mein Leben aufs Spiel setze."
"Ganz genau.", sagte Daron freudestrahlend und bei diesem Anblick konnte sich Nathaniel nicht mehr zusammenreißen. "Du widerwärtiges, krankes Schwein!" Schrie er ihn an. Sein Leben schien an ihm vorbei zu rauschen. Alles was sein Vater getan hatte und plötzlich Begriff er es. Er war nicht sein Sohn. Er war nur sein Werkzeug. Seine Waffe. Daron hatte keine Ahnung was gerade in ihm vor ging. Er holte mit der Hand aus und schlug ihm ins Gesicht. Mit der Hand, die den Dolch hielt. "Pass auf was du sagst, Junge.", knurrte er bedrohlich.
Nathaniel tastete vorsichtig die Haut in seinen Gesicht entlang. Aus einem riesigen Schnitt an dem unteren Bereich seiner Wange, pulsierte das Blut und blieb an seinen Fingern kleben. Er starte auf die rote Flüssigkeit  und brüllte ihn an "Bist du verrückt?!"
Doch Daron meinte nur "Reg dich nicht so auf! Du weißt doch wie gut deine Wunden verheilen", er grinste selbstsicher. "Was denkst du warum? Verstehst du, ich hab das nur zu deinem besten getan."
"Nie wieder!", brüllte Nathaniel und fragte sich ob Daron das tatsächlich selbst glaubte oder ob er ihn nur für dumm verkaufen wollte. Eins stand jedenfalls fest "Ich werde nie wieder Dämonenblut trinken!"
Daron lachte. "Das glaube ich nicht. Weisst du noch, du warst nur einmal in deinem Leben wirklich krank. Ich wollte testen, was passiert, wenn du es nicht mehr nimmst und hab dir ungefähr drei Monate nichts mehr gegeben."
Nathaniel sah ihn geschockt an. Er erinnerte sich. Es hatte recht harmlos angefangen. Er hatte dich schlapp Gefühlt, doch dann kam irgendwann das Zittern dazu und unheimmliche Kopfschmerzen. Nach einer Weile ging es ihm so schlecht, dass er dachte er müsste sterben und etwas später wäre er am liebsten gestorben statt das noch länger zu ertragen. Dieser Mistkerl hatte ihn praktisch auf Drogen gesetzt, von denen er nicht mehr los kam. Er wollte nur noch weg. Weg von diesem Scheusel. Er konnte seine Nähe keine Sekunde länger ertragen.
Er schritt durch die Tür und hörte nur noch wie sein Vater schrie. "Eine Woche."
Es war ihm egal. Als ob er ihm wirklich den Gefallen tun würde noch einmal wiederzukommen! Nein niemals! Er schritt schnell durch das Schloss und schließlich über den Hof auf das Tor zu.
Kaum war er hindurch geschritten teleportierte er.

Selina hörte ein dumpfes Geräusch auf dem Stein und schrak auf. Sie weckte Avina neben sich auf und deutete ihr, dass sie etwas gehört hatte. Auch der Drache hob den Kopf und starrte zum Eingang der Schlafhöhle, bereit jederzeit Feuer zu speien, wenn es ein Eindringling war.
Jemand sprach vor dem Eingang. "Ist gut. Ich bins nur." Das war definitiv Nathaniel.
Avina sprang auf und rannte ihm erleichtert entgegen. Auch Selina war erleichtert, nun da sie ihn sicher wusste. Avina war total nervös gewesen und hatte nicht eine Sekunde still gehalten.
Selina stand ebenfalls auf und kam ihn entgegen, hielt aber inne als sie sein Gesicht sah."Nathaniel. Du blutest.", sagte sie vorsichtig.
Avina, die sich sofort um seinen Hals geschlungen hatte, ohne ihn genauer anzusehen, wich erschrocken zurück.
"Ich weiß." war alles was er dazu sagte, doch seine Stimme zitterte.
"Wer war es?"
"Daron." Er spuckte den Nsmen regelrecht vor ihre Füße und Selina fiel sofort auf, dass er den neuen König nicht mehr seinen Vater nannte.
Sie konnte nicht glauben, dass Väter ihren eigenen Kindern so etwas antun konnten.
"Komm, ich kümmere mich um die Wunde.", sagte Avina und zog einen Edelstein aus ihrer Gürteltasche. Sue hatte in der Bibliothek des Drachen auch einige Bücher über Edelsteinmagie gefunden und einige Dinge gelernt.
Sie lud den Stein mit dem Wunsch auf, Nathaniel zu heilen und als er glühte, hielt sie ihm den Edelstein an die Wange. Er schloss die Wunde, bevor er zu Staub zerfiel, hinterließ aber eine Narbe. "Tut mir leid, die Narbe wird wohl noch bleiben."
"Sehr gut. Danke." Er sah ihr lange in die Augen und sie sah die unruhe die er zu unterdrücken versuchte. Irgendwas wütete in seinen Gedanken, doch sie wollte ihn nicht bedrängen. Sie sagte stattdessen "Ich hab versprochen dir etwas zu erklären" dann nahm sie ihn an der Hand und führte ihn hinaus.

Als sie weg waren, seufzte Selina.
"Was ist los?", fragte Will besorgt.
"Es sieht wohl so aus, als ob wir uns auf einen Krieg vorbereiten sollten."
"So sah es am Anfang schon aus, aber jetzt widmen wir uns erst einmal kleineren Sorgen, zum Beispiel, wie wir die Pferde finden und mich zurück verwandeln.", sagte er sanft.
Er wusste nicht wie groß ihre Sorge, wegen des Verwandelns war, aber das behielt sie auch lieber für sich.
Der Drache mischte sich ein.
"Also das Pferdeproblem ist gelöst. Ich bin gestern an meiner anderen Höhle vorbeigeflogen und habe gesehen wie sie darin standen und schliefen. Ich könnte euch runterbringen, sobald ihr das wollt."
Will grinste sie an."Siehst du? Ein Problem weniger."
Damit blieb nur noch eine ihrer größeren Sorgen. Konnten sie Will zurück verwandeln oder nicht?
Sie hatte keine Ahnung das mit Nathaniels Besuch im Schloß ein neues Problem hinzugekommen war.

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