26.Kapitel. Auf nach Castrela

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Selina wachte auf, als William ging. Vorsichtig öffnete sie die Augen und beobachtete, wie die beiden Männer im Wald verschwanden. Sie hatte wirklich kein gutes Gefühl bei der ganzen Sache. Als sie weg waren, stand sie leise auf und machte sich auf die Suche nach Isabella.
Diese stand schon am Feuer und kochte irgendetwas.
"Isabella?"
"Ja Kleines?"
"Kann ich dich um etwas Wichtiges bitten?"
"Was denn?"
"Ich muss für ein paar Tage weg. Könntest du in dieser Zeit auf Raphael aufpassen? Ich kann ihn nicht mitnehmen. Das wäre zu gefährlich für ihn."
Sie setzte ihren Hundeblick auf, den sie perfekt beherrschte, da sie ihn bei ihren Eltern viel zu oft angewendet hatte.
Isabella sah sie eine Weile an. "Du kommst aber wieder, oder?"
"Ja ich komme wieder."
"Wieso lässt du ihn nicht bei Avina?"
"Weil sie mitkommt."
"Na gut. Ich achte auf ihn."
"Vielen Dank Isabella. Du rettest alles."
Sie brummte etwas unverständliches und widmete sich wieder dem Essen.
Selina drehte sich um und fing an nach Garett zu suchen. Vielleicht konnte er den Jungen etwas beschäftigen und ihn damit auf andere Gedanken bringen, während sie weg waren.
Sie fand ihn schließlich vor seinem Zelt. Er saß im Schneidersitz vor der Zeltklappe und hielt die Augen geschlossen. Meditierte er etwa?
"Garett?" Er öffnete die Augen.
"Was gibts Selina?"
"Kann ich dich um etwas bitten?"
"Ja wieso nicht?"
"Kannst du für ein paar Tage auf Raphael achten? Isabella behält ihn in ihrer Obhut, aber ich will nicht, dass er zu viel Zeit zum Nachdenken hat. Er müsste beschäftigt werden. Könntest du ihn in dieser Zeit ein wenig in der Schmiede aushelfen lassen? Ich weiß, er ist erst fünf, aber schon sehr reif für sein Alter. Er könnte die Schmiede sauber halten oder so."
"Und wieso kannst du nicht auf ihn aufpassen?"
"Ich muss mit Avina für ein paar Tage weg und etwas wichtiges erledigen."
"Du meinst, ihr wollt Nathaniel und William folgen."
Sie sah ihn verdutzt an.
Er lächelte schief.
"Ich habe sie vorhin dabei beobachtet, wie sie sich weggeschlichen haben."
"Achso. Ja wir werden ihnen folgen. Ich habe echt kein gutes Gefühl dabei, die beiden allein gehen zu lassen."
"Gut, bring Raphael zu mir und macht euch vom Acker, solange die meisten noch schlafen."
Sie lächelte ihn dankbar an.
"Ich danke dir. Du bist der Beste."
"Normalerweise werde ich nicht so betitelt.", grinste er.
Sie lief davon und weckte Raphael.
"Was ist denn?", wollte der Junge wissen.
"Avina und ich müssen eine Zeit lang weg. Ich bringe dich jetzt zu Garett. Er wird auf dich aufpassen."
Der Kleine schaute sie misstrauisch an.
"Du kannst ihm vertrauen, wirklich.", bekräftigte sie.
Er schnappte sich ihre Hand und flüsterte: "Du kommst aber wieder okay?"
"Natürlich komme ich wieder. Ich verspreche es dir."
Er drückte sich an sie und sie erwiderte die Umarmung.
Nach einer Weile riss sie sich los.
"So, ich bringe dich jetzt zu Garett."
Er nickte und leise schlichen sie durch das Lager. Garett empfing ihn mit einem sanften Lächeln. Raphael lief zu ihm und Garett nickte ihr zu.
Sie nickte zurück und lief zu Avina zurück. Sie weckte sie und erklärte ihr schnell ihren Plan. Avina war nicht ganz wohl dabei. Sie hätte den Jungs gleich sagen sollen das sie mit wollte. Nun hinteher zu rennen schien ihr unklug. Zumal sie gute gründe hatten sie zurück zu lassen doch sie würde Selina auf keinen Fall alleine gehen lassen. Also packte sie alles in einen Rucksack und meinte "wir können los"
"Ja einen Moment. Ich verwandel mich nur schnell, so können wir die Zeit wieder aufholen, die wir verloren haben."
Rasch verschwand sie hinter einem Busch und verwandelte sich. Avina sammelte ihre Kleidung ein und stopfte sie in den Rucksack.
"Steig auf!"
"Was ist mit deiner Rippe?"
"Die ist verheilt.", sagte sie knapp.
"Aber ..."
"Willst du nun los, oder nicht?", unterbrach Selina sie genervt.
Grummelnd stieg Avina auf ihren Rücken. Selina rannte los, immer den Spuren von Nathaniel und Will nach.

Nathaniel und Will hatten schon einen guten Vorsprung. Sie würden trotzdem noch den ganzen Tag brauchen, um die Hälfte der Strecke hinter sich zu lassen. Und auch nur die bis zum Fluß. Dann waren sie immer noch auf der falschen Seite. Doch um diese Probleme würden sie sich später kümmern.
Jetzt war erstmal Mittag und sie befanden sich immer noch im dichten Nadelwald.
"Also schon eine bessere Idee, wie du diesen König überzeugen kannst?", fragte Nathaniel und William schüttelte den Kopf.
Damit trat wieder die große Stille ein.
Ohne die beiden Mädchen hatten sie nicht viel zu quatschen und Nathaniels Gedanken waren sowieso ganz woanders.
"Will..." setzte er irgendwann an doch wusste nicht recht, wie er weiter machen soll.
"Was ist denn?", fragte dieser aber und Nathaniel rang sich doch dazu durch.
"Du sagtest, du kannst dich noch in einen Raben verwandeln..."
William nickte und Nathaniel fragte: "Kannst du von oben Ausschau halten?"
"Klar, kein Problem", Will schmunzelte.
"Hast du dich nicht getraut, das zu fragen?"
"Naja, Daron hat dich damals verwandelt. Ich wusste nicht, ob es dir etwas ausmacht diese Form anzunehmen, weil es Erinnerungen weckt."
Jetzt kam er sich deshalb etwas blöd vor. Vielleicht störte ihn im Moment nur seine eigenen Erinnerungen.
"Nein es ist doch ganz cool, ich meine, ich bin jetzt praktisch ein Gestaltwandler", grinste Will und zog sein Shirt aus, damit er anschließend nicht darunter hervorkriechen musste.
Die restlichen Sachen behielt er an. Im Gegensatz zu Selina musste er sie nicht vorher ausziehen, da er kleiner wurde und nicht größer.
Er schloss die Augen und begann sich zu verwandeln. Als er dann das Kribbeln in seinen Armen spürte öffnete er sie und sah wie seine Haut zuerst schwarz wurde und dann aus ihr Federn wuchsen. Mit ein paar kräftigen Flügelschlägen flog er davon und sah sich um.
Bis auf Tannenwipfel und ein paar Vögel konnte er nichts entdecken.
Er wendete geschickt und wollte zurück zu Nathaniel, als einer dieser Vögel auf ihn zu kam. Zuerst fand Will ihn gar nicht so groß, doch als er immer näher kam, wurde ihm seine Täuschung bewusst. Er war riesig und es war nicht mal ein Vogel.
Es war ein Dämon.
Will war als Rabe vielleicht 60 Zentimeter groß, mit einer Flügelspannweite von knapp 120 Zentimetern. Ein Falke war eigentlich gleich groß, doch der der auf ihn zukam, war pechschwarz und doppelt so groß. Am markantesten waren jedoch seine roten Augen. Es war ein Dämon und er hatte sich offensichtlich Will als Beute ausgesucht.
Mit einen Schrei stürzte er sich auf ihn und Will schaffte es nur auszuweichen, weil er sich wie ein Stein fallen ließ.
Dummerweise war ein Falke im Sturzflug viel schneller, als ein Rabe und er hatte ihn schon bald in seinen Krallen. Er drückte ihn zu Boden und versuchte ihm in die Kehle oder die Augen zu hacken. William versuchte sich mit Flügelschlägen zu wehren, als ihm plötzlich einfiel, dass er einen entscheidenen Vorteil hatte. Er schaffte es, sich zurück in einen Menschen zu verwandeln und schlug den Dämon von sich. Er ergriff überrascht die Flucht und Nathaniel kam mit seiner Kleidung angerannt. "Schnell! Zieh dich an! Wir müssen weg."
William warf sich schnell das T-shirt über und rannte mit ihm los.
"Denkst du, wir schaffen das?"
Nathaniel sah ihn kurz ernst an. "Nein, auf keinen Fall. Sie sind zu nah, wenn sie wollen, kriegen sie uns."
"Danke für die Ehrlichkeit", schnaubte Will und schob immer wieder Äste aus dem Weg. Er sprang über einen Baumstamm, eh er fragte: "Wenn wir ihnen nicht entkommen, kannst du sie auschalten? Oder werden sie uns töten?"
"Das ist die Frage", antwortete Nathaniel und in den Moment wurde hinter ihm Gebrüll laut. Die beiden mussten sich nicht umdrehen, um zu wissen, dass es Dämonen waren. William tat es dennoch und sollte es bitter bereuen. Er stolperte über einen Ast am Boden und landete im Dreck.
"Verdammt", fluchend machte Nathaniel kehrt und zog ihn hoch. Da waren sie auch schon von Dämonen umzingelt und auf einem saß sie.
"Rose"
"Nathaniel", sie stieg vom Rücken ihres Dämons. Ein anderer trat zwischen zweien hervor.
"Kyle."
"Nathaniel, Nathaniel, ich bin wirklich enttäuscht", sagte er und Nathaniel rollte mit den Augen, während er die Arme hinter seinem Rücken ließ.
"Spar dir deine Theatralik, oder bist du Daron nun schon so ähnlich."
"Das gerade du das anprangerst ist ja wohl lächerlich", meinte Kyle und Nathaniel konterte: "Tut das hier etwas zur Sache? Ihr sollt mich doch sicher töten. Aber das müsst ihr nicht. Lasst euch doch nicht weiter benutzen!"
"Ich verschwende meine Zeit nicht mit dummen Gerede", rief Kyle und zog sein Schwert.
Nathaniel nahm seine Hände hinter dem Rücken hervor und warf blitzschnell einen Feuerball auf ihn.
Kyle wich aus und griff mit dem Schwert an.
William ging dazwischen und Nathaniel sah geschockt wie ihre Schwerter aufeinander krachten. Hatte der sie noch alle!?
Leider konnte er sich mit dieser Frage nicht lange beschäftigen, denn ein Dämon riss ihn zu Boden.
Nathaniel wälzte sich herum und stieß ihn von sich, doch die Welt drehte sich noch einen Moment und plötzlich spürte er etwas auf seiner Brust.
Rose drückte ihren Absatz auf Nathaniels Brust und hielt ihm die Klinge ihres Schwertes an den Hals. Er wand den Kopf und die Zähne des Panthers berührten die Haut an Williams Hals. Nathaniel fluchte innerlich und Rose sah Nathaniel kalt an.
"Eine falsche Bewegung und er ist tot, genau wie du."
"Du willst mich nicht töten", behauptete Nathaniel und Rose brüllte schon fast.
"Oh doch. Du weißt gar nicht wie sehr! Du bist einer von uns und hast dich gegen uns verschworen."
Nathaniel lächelte traurig. "Rose, ich habe mich nicht gegen euch gestellt, sondern lediglich gegen meinen Vater. Bist du so blind oder willst du es nicht sehen? Er benutzt euch, wie er mich benutzt hat. Wir sind nur Schachfiguren auf seinem Spielbrett."
"Und was ist mit dieser Prinzessin?!?" Sie spuckte ihm die Worte regelrecht entgegen und nun wusste er, worum es ihr wirklich ging.
"Rosie."
"Oh nein, komm mir jetzt nicht mit Rosie!", brüllte sie ihn an.
"Du mieser kleiner Verräter. Du kennst meine Gefühle und ich dachte du empfindest genau so!"
"Mag sein, dass ich das mal geglaubt habe, aber ich hab mich geirrt. Ich wusste gar nicht wirklich was Liebe ist."
"Und sowas sagst du mir ins Gesicht!", schrie sie und ihre Stimme hallte zwischen den Bäumen.

"Und sowas sagst du mir ins Gesicht!"
Diese schrille Stimme drang in ihre empfindlichen Ohren. Avina verkrampfte sich auf ihrem Rücken.
"Das ... das war das Mädchen, das die Dämonen auf mich gehetzt hat."
"Sie haben sie vor uns gefunden. Wir müssen ihnen helfen!"
"Gut, aber sei leise! Ich will mir erst die Situation anschauen."
Sie preschte los. In die Richtung aus der die Stimme kam. Sie kam hinter einer dicken Tanne zum stehen. Entsetzt sah sie auf die Szene die sich vor ihr abspielte. Will wurde von dem pantherähnlichen Dämonen zu Boden gedrückt, während seine Herrin Nathaniel in Grund und Boden schimpfte. Aber da war noch ein Mann. Er hatte blondes Haar und ein kantiges Gesicht. Die Spitze seines Schwertes zeigte auf Williams Kopf.
Avina wollte schon hin rennen, aber Selina hielt sie davon ab.
"Bist du wahnsinnig? Du weißt nicht zu was sie imstande sind."
"Fällt dir etwas besseres ein?",fauchte sie.
Selina dachte einen Moment nach. Ihr kam eine Idee.
"Hoffentlich funktioniert es.", murmelte sie leise.
Sie legte den Kopf in den Nacken und heulte. Bald darauf fing noch ein Wolf an zu Heulen. Und noch einer.

Rose blickte verwirrt umher. Überall begannen Wölfe zu heulen.
"Verdammt! Kyle! Du sagtest, dass sie allein sind."
"Waren sie auch, als ich vorhin mit Hunter geredet hatte. Er sagte, sie seien alleine losgezogen. Dass die Hündin und ihre Freundin noch schliefen."
"Dann hat er sich geirrt, verdammt. Diese Hündin ist hier und bringt sämtliche Wölfe gegen uns auf. Ihre Freundin ist mit Sicherheit bei ihr."
"Also auch seine Freundin...", Kyle begann fies zu lächeln.
"Wie wäre es, wenn wir Jack ein neues Spielzeug mitbringen?"
Nathaniel spürte wie ihm jegliche Farbe aus dem Gesicht wich.
"NEIN! Ihr lasst die Finger von ihr.", brüllte er und sandte eine Druckwelle aus. Diese schleuderte Rose von ihm und den Panther von Will runter.
Schnell rappelte er sich auf und sah sich um. Rose war gegen einen Baum geschleudert worden und nun bewusstlos. Der Panther sprang vor, hob sie vorsichtig auf und flog los. Sämtliche Dämonen setzten zum Flug an, um ihn zu folgen. Kyle sprang auf den Rücken eines Dämonen und sah Nathaniel noch einmal an.
"Das ist noch nicht vorbei, Nathaniel. Wir kommen wieder und sorgen dafür, dass du leidest bis du stirbst."
"Und das werde ich zu verhindern wissen.", rief er ihm nach als er verschwand.
Selina verwandelte sich, zog sich schnell etwas an und ging mit Avina zu den beiden Männern.
Ein Zweig knackte hinter ihm und er verspannte sich.
"Wie kommt ihr auf die bescheuerte Idee uns zu folgen?!?", begann er leise und wurde zum Ende hin immer lauter. Er drehte sich wütend um und sah die beiden Mädchen vernichtend an. Selina zog instinktiv den Kopf ein, doch Avina starrte ihn nur an.
"Vielleicht hast du es ja nicht bemerkt, aber wir haben für die dringend benötigte Ablenkung gesorgt, damit du dich und Will befreien konntest!", sagte sie zornig.
"Nein. Selina hat für die Ablenkung gesorgt. Du hast dich unnötigerweise zur Zielscheibe gemacht.", schrie Nathaniel sie an.
"Willst du wissen, was passiert, wenn sie dich in ihre Finger bekommen?! Du wirst zu Jack gebracht! Er hat keine Scheu davor, anderen das Schlimmste anzutun. Er foltert dich, bis dein Geist bricht und dann wirft er dich weg, weil du nur noch eine leere Hülle bist und ihm keinen Spaß mehr bereitest!", er raste vor Wut.
Selina trat vor Avina."Es reicht, Nathaniel!"
"Und du! Du ermöglichst ihr das alles auch noch. Wenn ich so drüber nachdenke, bist du nicht weniger irre, als die ganzen Gestaltwandler vor dir. Immer auf der Suche nach neuen Konflikten und Prügelleien."
Sie sah ihn entsetzt an. Sie brachte kein Wort heraus. Ihren besten Freund hatte sie wahrlich noch niemals so wütend erlebt. Er wollte gerade wieder anfangen als Will ihm in die Schläfe boxte. Nathaniel sackte zusammen. Avina schluchtzte leise hinter ihr. Auch Selina konnte die Tränen die ihr über die Wange liefen, nicht unterdrücken. Wie konnte er nur?
"Ganz ruhig. Er meint es nicht so."
"Doch. Was mich betrifft, da meinte er es genau so. Avina bekam lediglich seine Sorgen um sie zu spüren."
Will sah zu den beiden auf. Sein Blick hatte vorher auf dem Boden gehaftet.
"Das glaube ich nicht, Selina."
"Glaube was du willst, William. Ich denke, er hat seine Meinung offen und ehrlich preisgegeben."
"Er hat nur Angst. Und ich glaube er hat nie gelernt wie man damit umgeht also lässt er es als kalte Wut raus. Wir sollten hier warten bis er aufwacht.", meinte Will.
"Oder ihn verscharren", knurrte Selina leise und verzog sich hinter einen Baum. Sie verwandelte sich, ohne auf die Kleider zu achten und rannte los.

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