52.Kapitel. Traum und Realität

168 22 0
                                    

Nathaniel erwachte schweißgebadet in einen gemütlichen Federbett und sah sich hektisch um. Wie kam er hier her? Wo war er? Moment mal ... dieses Zimmer. Das ... das war sein Zimmer im Palast von Xadrien. Nicht der in der Wüste. Nein der Königspalast in der Hauptstadt. Wie bei allen Göttern kam er hier her? Hatte Daron ihn schon wieder erwischt. Das durfte nicht war sein. Aber wieso war er dann nicht in Ketten? Noch einmal würde sein Vater doch nicht den Fehler begehen ihn frei herum laufen zu lassen. Hektisch schlug er die Decke zur Seite und wollte aus dem Bett als ihn jemand an der Hand packte.
"Schatz wo willst du denn hin?"
Sofort erkannte Nathaniel ihre Stimme und starrte sie ungläubig an. "Avina."
Es war ein so leises Flüstern, dass sie es nicht hätte hören können. Er zog sie in eine Umarmung und nun war sie es, die ihn anstarrte "Huch was? Nathaniel?"
"Ich bin so froh das du hier bist."
"Wo soll ich denn sonst sein?"
"Na in Kalistrien?"
"Was zum Teufel soll ich in Kalistrien?"
Nathaniel war dabei sie loszulassen. War das eine Illusion seines Vaters? War es womöglich sogar Rose?
Sie legte ihm ihre Hände an die Wangen und Nathaniel spürte die Liebe hinter ihrem besorgten Blick. Keine der Illusionen seines Vaters würde das vortäuschen können. Rose wäre ebenfalls nicht fähig, ihn so anzusehen. Sollte das wirklich wahr sein? Er schlang seine Arme erneut um sie. Drückte ihren Körper an seinen und atmete den Geruch ihrer Haare. Das war einfach zu gut für einen simplen Zauber. Es musste Avina sein.
Sie sah ihn noch immer besorgt an. "Nathaniel bitte sag mir, was los ist? Soll ich den Arzt rufen?"
Wieder streifte ihre Hand seine Wange und er bemerkte den Ring an ihren Finger. Wunderschönes schwarzes Metall hielt einen Diamantförmig geschliffenen blauen Edelstein. Er schaute an seine eigene Hand und an seinen einen Finger befand sich ebenfals ein schwarzer Ring der einen kleinen blauen Stein umschmeichelte. Am Finger daneben trug er den königlichen Siegelring von Xadrien und schnappte kurz nach Luft.
"Mir..mir gehts gut." Ungläubig sah er sich noch einmal um und fragte:
"Was ist mit meinen Vater?"
Avina legte den Kopf leicht schief. "Nathaniel geht es dir wirklich gut?"
"Wieso fragst du das nur immer?"
"Weil dein Vater seit Jahren tot ist. Du weißt schon dieser Unfall."
Nathaniel sah sie ungläubig an. "Unfall?" Sie hatten ihn nicht getötet?
"Du weißt schon der Jagdunfall. Ich weiß, du hast ein schlechtes Gewissen aber Verdrängung ist auch keine Lösung."
Nathaniel nickte nur ungläubig und sie fragte noch einmal:
"Sicher das ich keinen Arzt rufen muss?"
"Nein.. ähm ich hab wohl schlecht geträumt." er küsste sie eh sie widersprechen konnte und lächelte anschließend sanft. So wie er es nur konnte, wenn sie bei ihm war. Oder nicht? Das alles war gerade ziemlich verwirrend.
"Wir sollten aufstehen", meinte Avina. "Deine Mutter wartet sicher schon mit dem Frühstück."
Nathaniel blieb beinah das Herz stehen. Seine Wer? Das war absolut unmöglich! Aber sobald er es gehört hatte, rannte er noch in Schlafkleidung durch das Schloss und trat die Tür zum Speisesaal vor Ungeduld beinahe ein. Was er sah, konnte er nicht glauben. Eine Frau deren lange schwarze Locken ihr sanftes Gesicht, mit den schmalen rosa Lippen und den Augen die mit seinen nahezu identisch waren umschlossen. Seine Mutter! Und neben ihr sein Großvater! Nathaniels Beine verwandelten sich augenblicklich in Wackelpudding. Er stand so unsicher, dass er sich mit einer Hand am Türrahmen festkrallen musste, um nicht auf die Knie zu sinken. Seine Mutter war am Leben und sah ein wenig verwundert zu ihm hinüber.
"Nathaniel, was hast du denn an?" Unfähig zu antworten, starrte er sie an und torkelte langsam zu ihr hinüber. Sobald er einen Stuhl zu fassen bekam stützte er sich darauf ab. Er war so erschöpft als hätte er wochenlang nicht geschlafen. Die Frau an die er sich kaum noch hatte erinnern können, stand nun direkt vor ihm. Er legte eine Hand auf ihre. Sie war echt. Sie war wirklich echt! Nathaniel biss sich auf die Lippen. Seine Stimme wollte ihn noch immer nicht so recht gehorchen als er ein "Guten Morgen." herauspresste, weil ihm nichts besseres einfiel. Er war noch immer zu überwältigt, um sinnvoll zu handeln und sein Großvater legte ihm die Hände auf die Schulter.
"Nathaniel geht es dir gut? Du siehst blass aus"
Nathaniel nickte und versuchte das alles irgendwie zu verarbeiten als Avina hinter ihm den Raum betrat.
"Er ist schon den ganzen Morgen so komisch."
"Ich hab nur schlecht geträumt.", protestierte er erneut und drehte sich zu ihr um. Wobei ihn gleich der nächste Schock traf. Ein kleiner Junge stand vor ihm und schlang seine Arme um seine Beine.
"Keine Angst, Papa, es war doch nur ein Traum."
Nun raubte es ihm wirklich das Stehvermögen. Er fiel auf die Knie und schloss den Kleinen in die Arme. Er hatte ein Kind!? Er hatte ein Kind mit Avina!? Das war nun endgültig zu viel für ihn. Er konnte nicht mehr und klammerte sich an den kleinen Jungen als wäre er sein einziger Halt.
"Papa du zerquetscht mich.", jammerte er und Nathaniel löste sich augenblicklich von ihm.
"Tut mir leid..."
Er überlegte, wie er hieß und plötzlich erschien ein Name in seinen Gedächtnis.
"... Darian.", fügte er etwas verzögert hinzu und der Junge lächelte.
"Schon gut, Papa, ich bin stark."
Nathaniel wuschelte ihm durch das schwarze Haar.
"Ja das bist du."
Langsam fand er seinen Halt wieder und stand auf. Das war doch alles einfach viel zu schön, um wahr zu sein. War es doch nur ein Zauber? Aber wozu sollte Daron ein Kind erfinden und sich selbst auslöschen. Er würde sich doch als nett darstellen.
War es also echt? Durfte er so glücklich sein und war dieser ganze Krieg, die Qualen in seiner Kindheit, all das, nur ein böser Traum?
Nathaniel hatte seine Zweifel doch sie verschwanden jedes Mal, wenn er einen von ihnen ansah. Nein er wollte nicht nach Unglück suchen. Er wollte es einfach genießen.

Larwenia - Die Komplette ReiheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt