Das hätten sie wohl nicht getan wenn sie gewusst hätten, in was für Schwierigkeiten Nathaniel und Avina wirklich steckten.
Antonia war ins Lager zurück maschiert und direkt zu Chris gerannt. Sie wollen abhauen, uns im Stich lassen, um irgendetwas für diesen Nathaniel zu erledigen. Da war ihm der Kragen geplatzt. Sie hatten die beiden abgefangen und nun saßen sie schon eine ganze Zeit in dem großen leeren Zelt, das eigentlich für Versammlungen gedacht war. Eine ganze Weile lang schimpfte Nathaniel über Antonia, dann wurde es totenstill.
Irgendwann seufzte Avina: "Warum teleportierst du uns nicht einfach hier raus?"
"Das wäre falsch. Wenn wir jetzt gehen, wie sieht das dann aus?"
Avina seufzte erneut, doch sie wusste, dass er recht hatte. Verschwanden sie jetzt, würden sie ihnen nie wieder über den Weg trauen.
"Warum muss alles immer so kompliziert sein?"
In dem Moment wurde die Zeltplane zur Seite geschoben und Chris kam herein. Doch nicht nur er, sondern auch Antonia. Wie sollte es auch anders sein?
Nathaniel schüttelte nur den Kopf. "Ich wusste ja, dass sie ein manipulatives Miststück ist, aber ich hätte nicht gedacht, das du so dumm bist, ihr auch nur ein Wort zu glauben."
"Mit glauben hat das nichts zu tun", antwortete Chris.
"Sie hat mir gesagt, ihr wolltet abhauen und wir haben euch beide zufällig mit drei Pferden im Wald entdeckt. Außerdem sind der Prinz und Selina verschwunden."
"Und weil ihr so überreagiert, wenn man mal kurz verschwindet, haben wir nichts gesagt. Ich hab ja gesehen wie du reagierst, wenn man mal ein paar Tage weg ist."
"Also ich finde das alles sehr mysteriös", meinte Antonia und ließ ihm keine Zeit sich zu verteidigen, sondern sprach gleich weiter. "Selina hat etwas von einen Problem gesagt. Deinen Problem. Was hast du für Probleme?"
"Gar keine!", fuhr Nathaniel sie an und Antonia grinste zufrieden und wandte sich an Chris. "Siehst du, ich wusste es. Weisst du, was ich glaube. Er und Selina sind Spione. Sie sollen den Prinzen und die Prinzessin in eine Falle locken."
"Das ist doch Schwachsinn!", rief Avina und Antonia lächelte süßlich. "Armes Prinzesschen, so eine schlechte Menschenkenntnis. Du glaubst wohl, er hat tatsächlich Gefühle für dich? Was weißt du schon über ihn? Er erzählt doch keinem was."
Avina wollte protestieren und sie anschreien, dass er es nur nicht jedem erzählt, doch auf einmal bekam sie den Mund nicht mehr auf. Was sollte das?
Nathaniel hatte sie scheinbar verzaubert. Das Gespräch verlief in gar keine gute Richtung und wenn sie glaubten, er hätte sie an der Nase herum geführt, war zumindest sie aus dem Schneider.
Als Avina also nicht antwortete, redete Antonia weiter. "Weisst du, ich hab ihn beobachtet und ich bin mir ziemlich sicher, dass er schwarze Magie beherrscht."
Nathaniel verschränkte die Arme. "Ihr habt nichts von mir zu befürchten."
"Also leugnest du es nicht?", fragte Chris und Nathaniel sah ihn ernst an. "Jeder hat eine Vergangenheit. Mache sind darauf stolz, andere nicht. Zählen tut allein die Zukunft und man kann auch schlechte Dinge für gute Taten nutzen."
"Ich nehme an das heißt, ja."
Nathaniel seufzte. "Hast du mir überhaupt zugehört? Ich tue hier niemanden etwas. Ich bin keine Gefahr für das Lager oder Avina"
"Wenn das so ist, macht dir das doch sicher nichts aus", sagte Chris und deutete auf das Seil, das über seiner Schulter hing.
"Nur bis alle Fragen geklärt sind"
"Wenn ich fliehen wöllte, wäre ich bereits weg", antwortete Nathaniel, aber Chris bestand darauf.
"So sind nunmal die Regeln hier."
Nathaniel seufzte. "Na schön, damit du endlich kapierst, dass ich hier niemanden schaden will."
Avina sah ihn geschockt an, aber so ein kleines Seil würde ihn nicht aufhalten können.
Er ließ sich von Christian in die Mitte des Zeltes führen. Dort stand ein relativ stabiler Balken, der das Ganze aufrecht erhielt. Seine Hände wurden dahinter zusammen gebunden, doch als der Strick fest gezogen wurde, erwartete Nathaniel eine unangenehme Überaschung.
Ein Schauer lief durch seinen Körper und er sackte auf die Knie. Avina konnte wieder sprechen und brüllte sofort: "Was macht ihr mit ihm?"
"Ganz ruhig, in das Seil sind nur Kristalle eingewoben, die schwarze Magie unterdrücken."
Als Nathaniel das hörte, konnte Avina sehen, wie schockiert er war. Damit hatte er definitiv nicht gerechnet. Nun saßen sie ganz schön in der Tinte. Er hatte geplant, sich im Notfall weg zu teleportieren, wenn die Situation zu kritisch wurde, doch das konnte er nun vergessen.
"Prinzessin, Ihr könnt gehen," sagte Chris und Avina stützte die Hände in die Hüfte.
"Ich geh ganz sicher nirgendwo hin. Er hatte es nicht verdient, dass ihr so misstrauisch seid."
"Das glaub ich schon", meinten die beiden und schoben sie damit aus dem Zelt.
Nathaniel tat die ganze Nacht kein Auge zu. Er machte sich zu viele Gedanken, aber versuchte sich immer wieder einzureden, dass es keinen Grund dazu gab. Er hatte nichts getan. Nichts das ihnen schadete oder von dem sie überhaupt wussten. Außerdem wusste niemand, wer er ist. Es gab eigentlich nichts, worum er sich Sorgen machen müsste. Aber auch nur eigentlich. Diese Antonia war fast so manipulativ und eigennützig wie sein Vater. Er traute es ihr zu, alle gegen sich auf zu bringen.
Draußen tat sich etwas. Er sah Schatten vor dem Zelt hin und her laufen. Dann wurde die Plane zur Seite geschlagen und Chris kam rein. Antonia ebenfalls und zu Nathaniels Überraschung füllte sich das Zelt weiter.
"Was sollt das jetzt werden?", sprach er seinen Gedanken laut aus und Chris trat vor ihn.
"Ich sagte doch, du sitzt nur hier, bis alle Fragen geklärt sind. Das ist unsere Art das zu tun."
"Warum fühl ich dann wie ein Verbrecher vor Gericht?"
"Hm ... ich weiß nicht, warum du dich wie ein Verbrecher fühlst, du kannst es uns gerne erzählen", mischte sich Antonia ein und Nathaniel funkelte sie böse an. Wenn er hier raus war, würde diese Ziege mal ganz unglücklich stolpern, so viel war sicher.
"Lass ihn Antonia, hier wollen alle hören, was er zu sagen hat und wir entscheiden gemeinsam was danach passiert."
"Ihr seid doch echt bescheuert! Ich helfe wo ich kann und hab sogar versucht euch zu unterrichten und das ist jetzt der Dank?!"
Chris beugte sich zu ihm hinunter "Ich hab dich doch gewarnt. Keine Geheimnisse." Er setzte sich wie alle anderen und fragte: "So ich geb dir nochmal die Chance es zu sagen. Wer bist du und was willst du hier?"
"Jedenfalls nicht gefangen in einem Zelt hocken. Es geht dich einen Dreck an, wer ich bin. Was wirft man mir überhaupt vor? Was habe ich gemacht?", fragte Nathaniel. "Habe ich jemanden verletzt? Nein!
Habe ich gestohlen? Nein!
Ich hab auch keinen ermordet und ich habe niemanden von diesem Lager erzählt! Ist es ein Verbrechen mal zwei Tage weg zu sein und einem kleinen Jungen zu helfen?"
Chris lies sich davon nicht weich kochen. "Nein, aber Schwarze Magie ist eins."
"Pah. Oh ja tut mir sehr leid, dass ich euch einen tollen Trainingsplatz geschaffen hab und das Lager vor Daron verberge, obwohl das gerade nicht mehr möglich ist, da so ein Idiot meine Magie blockiert."
Einige fingen an zu tuscheln, eh ein älterer Mann das Wort ergriff. Nathaniel kannte seinen Namen nicht, aber er hatte ihn öfter mit Avina gesehen.
"Das Lager wird von Steinen mit weißer Magie geschützt und nicht von dir."
Nathaniel lachte kurz.
"Ja die haben ja schon an eurer Schule so gut funktioniert."
Der Mann schwieg und schien darüber nachzudenken, als mal wieder diese Ziege alles versaute.
"Ich glaube nicht, dass du uns schützt, ich glaube, du bist ein Spion."
"Hast du Beweise für diese Anschuldigung?", fragte Garett. Nathaniel würde dem Alten noch danken, gleich nachdem er der Tussi das Maul gestopft hatte.
"Nein habe ich nicht", gab Antonia zu und Nathaniel war erleichtert, doch dann stand sie auf und verließ das Zelt. Er starrte ihr wie die meisten ziemlich verwirrt hinterher, bis sie zurück kam und sich hinter ihr auf der Zeltplane eine weitere Siluette abzeichnete. Ein Mann betrat das Zelt und Nathaniel schluckte. Er senkte sofort den Blick, um seinen aus dem Weg zu gehen und Antonia erklärte: "Das ist Valentin, ein Freund von mir, der früher auch auf der Kristallakademie war. Er hat als Wache auf dem Schloss gedient und wurde bei Darons Übernahme gefangen genommen, konnte aber fliehen als die neuen Wachen durch einen ausflippenden Dämonen abgelenkt wurden. Er kann uns vielleicht weiter helfen."
Nathaniel fluchte innerlich. Er hatte diesen Kerl gesehen, als er im Kerker nach Will und Selina gesucht hatte. Er war erst beim zweiten Mal maskiert zurückgekehrt und das hieß, er hatte auch ihn gesehen.
Valentin kniete sich vor ihm runter und Nathaniel starrte noch immer den Boden an. Seine Haare gingen ihm ins Gesicht und er konnte nur noch beten.
Es nutzte nichts. Valentin packe ihn grob am Kinn und zog es hoch, um ihn ins Gesicht zu sehen. Die Erkenntnis blitzte nahezu sofort in seinem Augen auf und er wich zurück. "Das..."
"Was ist? Hast du ihn erkannt?", fragte Cris und Nathaniel wusste das er hier weg musste. Er zog wie ein Irrer an den Fesseln, doch alles, was er damit bewirkte waren aufgeschürfte Handgelenke, während Valentin durchs ganze Zelt brüllte. "Das ist Darons Sohn!"
Alle Blicke klebten sofort an ihm und Christian fragte: "Bist du dir sicher?"
Valentin nickte. "Ich habe ihn durch mein Zellenfenster auf dem Hof gesehen. Kurz vor diesem Angriff bei dem ich entkommen konnte."
Jetzt richteten sich alle Blicke auf Nathaniel. Nur Chris sah Antonia an. "Du hattest Recht."
"Hatte sie nicht! Ich bin kein Spion! Ich steh auf eurer Seite!"
Chris stand auf.
"Genug! Schluss mit diesen Lügen! Denkst du ernsthaft, dass auch nur ein Einziger hier dir noch glaubt?"
Damit hatte er wohl recht. Das tat definitiv keiner.
"Das ist doch lächerlich. Darons eigener Sohn stellt sich gegen ihn? Wer soll dir dieses Märchen abkaufen?"
"Es ist kein Märchen! Es ist die Wahrheit!"
"Du willst doch nur deine Haut retten."
"Warum hätte ich Avina und Will befreien sollen, wenn ich gegen sie wäre?"
"Damit wir dir trauen natürlich."
Nathaniel seufzte. "Aber natürlich die größte Gefahr frei lassen, um einen kleinen Haufen Rebellen zu überzeugen. Das ist doch Schwachsinn. Ein kleiner Dämonenangriff und ihr wärt erledigt."
"Wer weiß, ob du sie überhaupt befreit hast", meinte Antonia. "Oder ob sie wirklich eine Gefahr sind. Für mich wirkt es, als hättest du die beiden verhext. Du arbeitest mit dieser Gestaltwandlerin zusammen. Wer weiß, wo sie mit dem Prinzen hin ist."
"Jetzt versuch nicht, Selina da mit rein zu ziehen, du einversüchtige Ziege! Du raubst uns noch den Sieg mit deinem Eigenenutz."
Antonia lachte. "Dir will ich auch den Sieg rauben. Du bist unser Feind."
"Falsche Schlange!"
Antonia scheuerte ihm eine. "Von einem wie dir, lasse ich mich nicht beschimpfen.
"Schluss jetzt! Setzt euch!", befahl Chris und Antonia stolzierte zurück auf ihren Platz, eh er weiter sprach.
"Wir werden gemeinsam sein Urteil fällen."
Verdammt, er musste hier wirklich verschwinden. Okay konzentrier dich. Versuchte er sich innerlich zu beruhigen. Er hatte seit er zurück war, nicht mehr gezittert. Vermutlich hatte sein Vater ihm, doch irgendwie Dämonenblut eingeflößt. Schwarze Magie ging nicht, also musste er sich darauf konzentrieren. Er starrte auf den Boden, sodass keiner merkte, dass er die Augen schloss und sich konzentrierte. Er suchte nach der Kraft des Dämonenbluts in seinen Körper und schon bald wurde die Unterhaltung um ihn herum, durch ein eintöniges Rauschen und ein regelmäßiges Pochen unterbrochen. Sein Herzschlag und das Rauschen von Blut in seinen Körper. Er spürte die Kraft und mit einem Mal drückte er sich mit voller Wucht gegen den Balken. Er hörte das Brechen von Holz und das Zelt fiel in sich zusammen. Die Plane legte sich über ihn und er rutschte nach unten, um sich von dem Stamm zu befreien. Das Problem war, dass sein Gewicht dabei zusätzlich mit dem Balken seine Fesseln auf den Boden presste und der Überraschungsmoment vorbei war, als er endlich ohne das Holz in seinem Rücken unter der Plane hockte.
"Haltet ihn!", hörte er einige brüllen und andere mit "Wo ist er!?", antworten.
Er kämpfte sich mehr oder weniger kriechend unter der Plane entlang, da seine Hände noch immer hinter seinen Rücken gefesselt waren. Er war langsam, doch langsam wurde es leichter. Er musste sich dem Ausgang nähern.
"Nagh", plötzlich fuhr ein wahnsinniger Schmerz durch seinen Schädel und alles wurde schwarz.
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Larwenia - Die Komplette Reihe
FantasíaKurzbeschreibung: Avina wollte lediglich auf eine Schule für Magie doch dann wird ihre beste Freundin entführt und nicht nur das. Der Feindliche König des Nachtbarlandes Xadrien übernimmt die Herrschaft in Larwenia. Wie sollen die zwei Mädchen gege...