7.Kapitel. Das neue Rudel

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Wir holten das Rudel ein und folgten ihnen in einem gewissen Respektsabstand. Hin und wieder sah mal einer von der Gruppe zu uns, wie um sich zu vergewissern, dass wir noch da waren. Nach einer Weile kam ein Dorf in Sicht. Es war etwas größer als unseres und beanspruchte weitaus mehr Fläche. Misstrauisch beäugten mich die Bewohner des Dorfes, während wir an ihnen vorüber gingen. Nach einer Weile zerstreute sich das Rudel und nur der Mann der uns empfangen hatte, blieb zurück.

"Es mag euch beiden vielleicht etwas befremdlich vorkommen aber hier habe ich das Sagen und niemand anderes sonst. Deshalb werde ich euch vorerst unterbringen und dann über euer weiteres Schicksal innerhalb meines Rudels entscheiden.", sagte er und drehte sich zu uns um.

Er sah aus wie ein typischer Löwenmann. Goldblondes langes Haar, helle dezent golden schimmernde Haut, ein markantes Gesicht mit goldbraunen Augen und einen kräftigen Körperbau. Verdutzt sahen meine Schwester und ich uns an, dann wandten wir unsere Gesichter und Aufmerksamkeit wieder dem Mann zu. Misstrauisch sah er mich an.

"Du bist Niara oder? Sag, wieso sprichst du nicht?", fragte er und ein drohender Unterton hing in seiner Stimme mit. Gerade als ich wirklich antworten wollte, platzte mir meine Schwester dazwischen.

"Sie spricht nicht. Nicht mehr."

Der Typ war wie vor den Kopf gestoßen, als meine Schwester ihm so prompt eine Antwort gab. Auch ich war zu verblüfft, um irgendwas sagen zu können. Verdutzt sah er sie an, doch dann veränderte sich sein Gesichtsausdruck. Irgendwie schien meine Schwester gerade einen schlechten Eindruck hinterlassen zu haben.

"Ach ja? Und wieso nicht?", harkte er nach und sah mich eindringlich an. Ich hätte mich am liebsten verkrochen. Der Mann war mir jetzt schon nicht geheuer.

"Sie hat miterlebt, wie unsere Schwester von Wilderern getötet wurde und ist seitdem stumm.", erklärte sie ihm und warf mir einen kurzen, eindringlichen Seitenblick zu. Er trat einen Schritt auf mich zu und ragte vor mir auf.

"In meinem Rudel ist kein Platz für Schwäche also sieh zu, dass du das ablegst, sonst muss ich zu Maßnamen greifen, die dich zum Sprechen bringen.", sagte er mit einem Grinsen bei dem es mir eiskalt den Rücken hinunterlief. Ich nickte und sah zu Boden, damit er endlich von mir wegging und ich nicht ausrastete, weil er mir zu nah war. Er wandte sich von mir ab und deutete uns, ihm zu folgen. Meiner Schwester warf ich einen fragenden Seitenblick zu und suchte nach einem Grund, weshalb sie das gesagt hatte. Jetzt war ich gewissermaßen gezwungen worden, den Mund zu halten. Es stimmt schon, seit Amandlas Tod habe ich wenig gesprochen, aber mich jetzt als stumm zu bezeichnen, war die Krönung.

Amera ignorierte meinen Blick und lief hinter dem selbsternannten König her und mal wieder blieb mir nichts anderes übrig, als ihr hinterher zu laufen.

Nach einer Weile blieb er vor einer kleinen Lehmhütte stehen und wandte sich wieder zu uns. Mir wäre es tausendmal lieber gewesen, wenn wir nicht auf das Rudel mit diesem Alphamann gestoßen wären. Die ganze Sache war mir nicht geheuer.

"So, das hier ist eure Hütte und euer vorübergehendes Zuhause, bis ich mich entschieden habe, ob ihr bleiben dürft oder nicht.", damit drehte er sich um und ging weiter seiner Wege. Amera und ich gingen in die kleine Lehmhütte und sahen uns um. Innen bestand sie nur aus einem Raum und war nicht größer als sie von außen aussah. In dem kreisrunden Raum waren zwei Decken auf dem Boden ausgebreitet und zwei weitere lagen zusammengefaltet auf jeweils einer Decke. Skeptisch sah ich meine Schwester an und flüsterte dann:

"Wieso hast du mich jetzt für stumm erklärt? Was für einen Nutzen hat das?", fragte ich in der Hoffnung, endlich von ihr eine Antwort erhalten zu können.

"Ich habe eben das Gefühl gehabt, dass es nochmal nützlich sein könnte und bitte bemühe dich, diesen Schein aufrecht zu erhalten.", bat sie und sah mich flehend an.

"Na schön aber, wenn ich darin nicht bald einen Sinn finde, breche ich das ab.", sagte ich leise und setzte mich auf eine Decke. Amera nickte und setzte sich neben mich.

"Tut mir leid. Ich wünschte, es wäre alles anders gekommen, dass wir nicht vertrieben wären, dass unser Rudel nicht von fremden Löwen überfallen wurde und dass Amandla nicht gestorben wäre." Etwas überrascht sah ich zu ihr. Ihre Stimme klang bei den letzten Worten etwas kratzig und ich nahm sie in den Arm als ich die Tränen in ihren Augen sehen konnte. Nun ließ sie ihrer aufgestauten Trauer endlich freien Lauf. Die Trauer, die sie über drei Tage verdrängt hatte. Ich bewunderte sie für ihre Selbstbeherrschung und manchmal konnte sie echt verbohrt sein, doch wenn sie Gefühlsausbrüche hatte, konnte ich den Drang nicht unterdrücken, sie zu trösten und einmal die verantwortungsvolle Schwester zu sein. Dies war einer dieser seltenen Momente, in denen ich für sie da sein musste und nicht sie für mich. Hoffentlich wurde alles besser, jetzt da wir ein Rudel gefunden hatten, das bereit war uns aufzunehmen.

Löwen - Das Geheimnis der SavanneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt