Oberhalb der Straße, fand ich schließlich einen Unterschlupf in dem ich zumindest über die Mittagshitze bleiben konnte. Meine Schulter schmerzte und ein paar Mal gab das Bein nach, doch der Drang, so weit wie möglich von hier weg zu kommen, war größer als der Schmerz.
Diese Höhle war schon lange verlassen, ziemlich klein und bestand eigentlich nur aus einem kleinen Loch in den Felsen, über dem ein kleiner Felsvorsprung als Schattenspender diente, aber für einige Stunden sollte ich hier meine Ruhe haben.Nun da ich lag, hämmerte der Schmerz durch meinem ganzen Körper und mir entschlüpfte ein leises Wimmern.
Während der Tag weiter vorranschritt und immer mehr Hitze mit sich brachte, lag ich in der kleinen Höhle und grübelte darüber nach, was ich als nächstes tun sollte.
Ich konnte unmöglich nach Hause zu meinen Eltern. Ich konnte auch nicht zu Aman zurückgehen. Irgendetwas in mir blockte diese Möglichkeit ab, obwohl ich diesen Kater eigentlich mochte.
Ob ich zu Amera gehen konnte?
Vielleicht konnte ich unbemerkt ins Dorf gelangen und mit meiner Schwester reden.
Aber was würde passieren, wenn ich mit ihr redete?
Würde sie mir zuhören?
Oder mich hinauswerfen und es alle mitbekommen lassen, sodass ich am Ende Freiwild war?Ich musste das Risiko eingehen, wenn ich nicht allein leben oder ein anderes Rudel aufsuchen wollte.
Als die Hitze ihren Höhepunkt erreicht hatte, zwang ich mich zu einem kurzen Nickerchen.
Es brachte nur wenig Erholung, da ich nur oberflächlich schlief, um mich verteidigen zu können, falls Gefahr drohte. Ich hörte Amans Rufe nach mir, welche kurz darauf, von seiner Löwenstimme ersetzt wurde als er nach mir brüllte. Ich reagierte nicht. Nicht ein einziges Mal. Warum auch? Ich war nicht seine Löwin und das würde ich auch nie sein.Bei Einbruch der Dämmerung, brach ich auf. Langsam wurde es kühler und das geschäftige Treiben auf der Ebene wurde ruhiger. Das Loch über der Straße ließ ich hinter mir und lief langsam und vorsichtig den Berg hinab. Die Schulter schmerzte noch immer und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass sie noch mehr Probleme machen würde.
Unten auf der Ebene angekommen, beobachtete ich genau meine Umgebung. Niemand wollte von Büffeln überrascht werden, die hinter Bäumen oder Büschen standen.Die Nacht brach ein und Stille breitete sich aus. Die Tiere begannen, sich zu sammeln und hinzulegen. In meiner Nähe sammelten sich ein paar Gazellen, welche entschlossen schnaubten, als sie mich rochen. Langsam lief ich weiter und suchte mir verzweifelt ein Versteck in dem ich die Nacht verbringen konnte. Hier auf der Ebene konnten mich die Beutetiere mühelos tottrampeln, wenn sie mich als Bedrohung betrachteten und da sie sowieso jedes Raubtier als Bedrohung sahen, war dieses Gelände gar nicht sicher für eine verletzte Löwin. Meine Schulter schmerzte stark und endlos zog sich das Gelände hin, bis ich endlich etwas fand.
Einen hohen Baum, in dessen Krone so leicht kein anderes Raubtier klettern konnte.Mühseelig war das Klettern und nach etlichen Versuchen erklomm ich schließlich den untersten Ast.
Kraftlos ließ ich mich darauf nieder und sah gedankenverloren zu Boden.
Mein Instinkt sagte mir, ich solle weiterziehen, da ich mich immernoch in Amans Revier aufhielt und ich einfach hier weg musste. Diesen Drang konnte ich nur schwer unterdrücken, da ich meine Schulter schonen musste.
Leise seufzte ich auf.
Wieso hatte ich diesen Drang, Abstand zwischen Aman und mich zu bringen?Ein paar Äste über mir raschelte es leise und ein leichtes Kratzen auf Holz war zu hören.
Ich hätte wissen müssen, dass man hier niemals allein war. Ich verkrampfte mich. Der Geruch fiel mir jetzt erst auf.
"Normalerweise würde ich jetzt spotten, weil eine Löwin ihre Sinne nicht einzusetzen weiß.", flötete eine sanfte, melodische Stimme in der allerdings auch eine misstrauische Schärfe lag.
Meine Baummitbewohnerin kletterte einige Äste näher an mich heran und ließ sich auf einen Ast nieder, von dem wir beide uns ansehen konnten, dieser lag etwas höher in meinem Blickfeld, weshalb ich den Kopf zu ihr hinaufwandte.
Die junge Leopardin betrachtete mich mit schiefem Blick.
"Ausnahmsweise spotte ich heute nicht. Du siehst echt schlecht aus.", sagte sie und lächelte auf eine Art und Weise, die ich nicht einzuschätzen wusste. Es war ein freundliches Lächeln in dem, trotz der Worte, ein Hauch von Spott lag. Ihre Gestalt war schmal, fast zierlich, doch irgendetwas sagte mir, dass sie zwar schwach aussah, dennoch sehr viel Stärke in sich hatte.
"Danke.", murmelte ich und kniff die Augen zusammen. Die Welt begann sich zu drehen.
Weshalb wurde mir jetzt auch noch schwindelig?"Du kippst mir jetzt aber nicht vom Ast, oder? Der Aufprall könnte wehtun."
"Was du nicht sagst.", knurrte ich leise.
"Ich wüsste nicht, was ich mit dir anstellen sollte, wenn du da unten liegst. Wäre möglich, dass ich dann deine Existenz ignoriere.", plapperte sie weiter.
Die Welt drehte sich stärker und verzweifelt krallte ich mich am Ast fest.
"Naja aber ich lasse dich heute hier schlafen, wenn es dir so schlecht geht.", sagte sie munter. Konnte sie ihre Klappe nicht halten? Wie konnte man so munter plappern, wenn der Gesprächsteilnehmer gleich ohnmächtig vom Baum kippte?
Verzweifelt drückte ich die Stirn gegen den Ast und hoffte so, etwas Stabilität zu bekommen. Langsam veränderte sich mein Bewusstsein und ich bekam nur am Rande mit, dass diese Leopardin aufgehört hatte mit mir zu reden und nun mit etwas außerhalb meines Sichtfeldes redete."Na das wurde aber auch Zeit!", motzte sie.
"Tut mir leid. Ich musste noch etwas erledigen.", antwortete ihr eine männliche Stimme, die von weitem her erklang.
"Mal wieder für deinen Vater?", fragte sie schippisch.
Als sie darauf keine Antwort bekam, atmete sie tief und hörbar durch, ehe sie weitersprach.
"Okay, hier ist deine Freundin. Ich habe nur das Gefühl, dass sie nicht mitbekommt, was hier gerade abgeht. Sie wird gleich vom Baum fallen.", sagte sie nüchtern und wie aufs Stichwort verlor ich schließlich endgültig den Halt, doch statt auf dem Boden aufzuprallen, fiel ich in irgendjemandes Arme, die mich fest umschlossen.
"Danke Ji.", sagte mein Träger, während ich endgültig der Dunkelheit glitt.
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Löwen - Das Geheimnis der Savanne
ParanormalAfrika. Hitze. Sonne. Savanne. Wilde Tiere. Das ist das Bild, das wir alle im Kopf haben, wenn wir an diesen Kontinent denken, doch was, wenn es noch mehr gibt? Etwas, das vor uns normalen Menschen versteckt und geheim gehalten wird? Wenn die Tiere...