41. Kapitel. Fakten auf dem Tisch

492 29 5
                                    

Ein Schmerz im Nacken weckte mich schließlich und ich stellte fest, dass wir immernoch im Auto saßen, dieses jedoch stand. Stirnrunzelnd sah ich mich im Auto um. Nur Amera, Soel und ich waren noch hier. Aman war nirgends zu sehen.

"Er musste mal raus, frische Luft schnappen.", erklärte meine Schwester mir mit wissendem Lächeln.

"So schlimm?", fragte ich und versuchte, das schadenfrohe Lächeln meiner Schwester zu ignorieren.
"Er reisst sich schon zusammen und es kostet ihn alle Kraft sich nicht auf dich zu stürzen.", sagte sie lachend und ich vergrub mein Gesicht in den Händen. Peinlich ...
Ich ahnte, was er durchmachen musste. Bei meinem Vater und seinen Brüdern hatte ich oft genug gesehen, wie sie von ihren tierischen Instinkten beeinflusst, teilweise sogar übernommen wurden.
Aman musste also seine ganze Konzentration aufbringen, um sich halbwegs auf die Straße zu konzentrieren.
Soel schien das Lachen seiner Mutter gar nicht zu stören, er schlief einfach weiter. Erst als Aman wieder in das Auto stieg und die Tür schloss, blinzelte er verschlafen.
Stumm schaltete Aman den Wagen wieder an und fuhr zurück auf die Straße.

Es dauerte noch eine gefühlte Ewigkeit, bis ich endlich wieder die bekannten Berge und Hügel vor mir auftauchen sah. Wir waren fast zuhause. Die Vorfreude auf ein weiches Bett war groß.
Plötzlich spürte ich kleine Hände auf meiner Schulter und es erklang ein Schnüffeln.

"Aha, du bist das! Du riechst so gut.", rief mein Neffe, der nach Menschenjahren nicht älter als drei sein konnte.
Ich verschluckte mich an meiner eigenen Spucke, während Aman das Auto aprupt zum Stehen brachte. Wir wurden in die Gurte gedrückt und Soel noch in letzter Sekunde von Amera gepackt, bevor er vornüberkippen und sich verletzen konnte.

Entsetzt ruhten nun alle Blicke auf Aman, der mittlerweile seine Krallen ausgefahren und ins Lenkrad gedrückt hatte, sodass sie tiefe Spuren hinterließen.
Er sah uns nicht an. Angespannt saß er auf seinem Sitz und versuchte sich unter Kontrolle zu bringen.

"Niara ... fahr du den restlichen Weg nach Hause. Wir treffen uns da.", sagte er keuchend und stieg aus. Ich konnte noch beobachten, wie er sich verwandelte und im hohen Grad verschwand. Ich stieg aus, sammelte seine Kleidung auf und kletterte auf der Fahrerseite wieder in das Auto.
War es wirklich so schlimm?
Diese Frage stellte ich mir, bis wir endlich die kleine Bergstraße hinauf fuhren, die zum Haus führte, auch wenn Amera sie mit ihrem Lachen beantwortete.

Amera beobachtete wachsam ihre Umgebung und stieg kurz nach mir aus, während sie Soel deutete erst einmal im Auto zu warten.
Missmutig gehorchte er seiner Mutter und beobachtete uns durch die Scheiben.

Als wir feststellten, dass die Luft rein war, holte Amera ihn aus dem Auto und während die beiden sich auf dem Grundstück umsahen, ging ich ins Haus. Müde warf ich mich auf das Bett, in dem ich schon einige Nächte verbracht hatte. Amera und Soel würden schon ohne mich zurecht kommen. Als ich auf der Matratze lag, stieg mir Amans wunderbarer Duft in die Nase. Ich kuschelte mich tief in die Kissen und schlief wieder ein.

Sanfte Küsse am Hals weckten mich, die schließlich zu einem Knabbern wurden, als er bemerkte, dass ich wach war. Ich seufzte auf und genoss seine Liebkosungen. Ich drehte den Kopf um mir einen Kuss abzuholen, den er mir sofort leidenschaftlich auf die Lippen drückte. Meine Augen waren immernoch geschlossen, doch ich "sah" mit meinen anderen Sinnen. Ich spürte seinen Körper ganz nah an mir, hörte seinen leicht keuchenden Atem und roch seinen Duft.

"Du machst mich fertig.", keuchte er mit rauer Stimme, als er wieder mit seinen Lippen meinen Hals entlang fuhr.
"Ich weiß. Dafür bin ich wie geschaffen.", hauchte ich mit einem Lächeln zurück und strich mit meinen Fingern sanft über seinen T-shirtlosen Oberkörper.

Plötzlich riss er sich von mir los und legte sich keuchend auf den Rücken.
"Wir sollten das nicht tun.", murmelte er und ich wusste nicht, ob er das zu sich selbst oder zu mir sagte.
Kaum, dass sein Körper meinen nicht mehr berührte, spürte ich eine große Enttäuschung in mir aufkeimen.

Löwen - Das Geheimnis der SavanneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt