15. Kapitel. Töten oder getötet werden

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Ich unterdrückte den Würgereiz und versuchte meinen Körper unter Kontrolle zu bekommen, doch gelingen wollte mir dies nicht so wirklich. Ich zitterte wie Espenlaub. Mein Instinkt riet mir zu fliehen, doch wenn ich dies tat, würde Hodari mich töten lassen. Da war ich mir sicher, ohne dass es ausgesprochen wurde, denn wenn ich einem anderen Rudel davon erzählen würde, würde es Maßnahmen ergreifen, um die Menschenjagd zu verhindern. Trotz meiner bemühten Selbstbeherrschung konnte ich nicht verhindern, dass ich erschauderte. Weshalb brachte dieses Rudel Menschen um? Ich bemerkte einen Blick auf mir ruhen und sah zu demjenigen, der mich anstarrte.

Amera sah mir in die Augen und flüsterte.

"Ich bin deiner Meinung. Menschen zu jagen ist Kannibalismus, gefährlich und falsch, aber bedenke, dass wir nur so in das Rudel aufgenommen werden können.", sagte sie und ihre Augen flehten mich an. Ich wollte schon gar nicht mehr in dieses Rudel aufgenommen werden und das aus verschiedenen Gründen. Der Alpha war ein Arsch, die Ernährung falsch und an sich gefiehl mir gar nichts hier.

Ich schüttelte den Kopf. Bei dieser Jagd würde ich nicht mitmachen, um keinen Preis der Welt.

Ihr Gesichtsausdruck war verzweifelt.

"Stell dir vor, dass es nur Fleisch ist. Bitte Niara." Ich wollte wieder den Kopf schütteln, da bemerkte ich, dass wir beobachtet wurden. Ich sah unaufällig hinter Amera und sah wie Hodari uns beobachtete. Er stand zwar einige Meter von uns entfernt aber ich konnte wetten, dass er uns belauscht hatte.

Ich nickte. "Na schön.", sagte ich mit zusammengebissenen Zähnen und wandte mich wieder dem Tal zu. Hodari lief flink und leise den Hang hinunter, während der Rest ihm etwas langsamer folgte. Ich schloss mich als letztes an. Ich würde bestimmt keinen Menschen im Schlaf töten. Amera hatte Recht, es war Kannibalismus, doch wieso machte sie da mit? Weshalb wollte sie unbedingt in dieses Rudel? Konnten wir nicht einfach weiterziehen und ein anderes Rudel suchen, das bereit war uns aufzunehmen? Wieso ausgerechnet dieses?

Ich verfluchte sie innerlich, während ich den steilen Hang hinabstieg, der nur spärlich mit Gras und ein paar Hecken bewachsen war. Die Hecken boten großartigen Schutz, das musste man sagen. Wenn man am Tag einen Angriff auf dieses Dorf durchgeführt hätte, wären die Hecken ein wunderbarer Sichtschutz. Irgendwann kamen wir dann schließlich unten an und Hodari gab uns die Anweisung, uns im Dorf zu verteilen und die Augen nach möglichen Frühwarnsignalen wie Hunden Ausschau zu halten und wenn, diese sofort auszuschalten. Ich trennte mich von den anderen und schlich zwischen den Hütten entlang. In einigen hörte ich die ahnungslosen Dorfbewohner schnarchen, in anderen Babys, die im Schlaf brabbelten und in einer großen langen Hütte konnte ich Schafe und Ziegen hören, die unruhig vor sich hin meckerten und mähten. Sie hatten uns offenbar schon gerochen und gerieten nun in Panik. Langsam lief ich weiter, darauf bedacht kein Geräusch von mir zu eben. Plötzlich hörte ich links neben mir ein Kettenrasseln. Hier war wirklich ein Hund. Er war an seiner Hütte festgekettet. Ich bewegte mich langsam auf ihn zu und er begann mich anzuknurren. Mir kam ein Gedanke. Vielleicht konnte ich so ein paar Menschenleben retten und ich könnte einfach sagen, dass ich den Hund nicht rechtzeitig bemerkt hätte. 

Ich ging noch näher an ihn heran und er fing an zu kläffen. Ungefähr zwei- bis dreimal, bis ich ihn angriff, um ihn zum Schweigen zu bringen, damit es nicht auffiel. Er jaulte ängstlich und bemühte sich, sich zu wehren, doch meine Reißzähne fanden schnell genug seine Kehle, ehe er mir ernsthafte Verletzungen zufügen konnte. Ein paar Kratzer waren nicht schlimm, im Vergleich zu einer Bisswunde. Schreie, Gebrüll und Gefauche zerrissen die Luft. Durch das Bellen waren viele der Dorfbewohner aufgewacht und griffen nun verängstigt zu ihren Waffen. Im Gegenzug griffen nun die lauernden Löwen an. Hektisch sah ich mich um, als die ersten Schüsse fielen. Wer, in diesem zeitlich zurückgebliebenem Dorf, hatte eine gottverdammte Schusswaffe? Ich sah keinen Sinn mehr darin hierzubleiben, also suchte ich den schnellsten Weg hinaus. In den Gassen rannten Menschen sowie Löwen umher. Zwischenzeitlich sah ich einmal Amera, die auf den Rücken eines Mannes sprang und ihm in den Nacken biss. Sie hatte ihre Entscheidung gefällt und ich meine. Ich rannte flüchtig weiter und achtete dabei genaustens auf meine Umgebung, damit ich nicht aus Versehen in jemanden hinein rannte oder vor den Schützen geriet. Ich rannte um die nächste Ecke und sah endlich den Ausgang des Dorfes. Ich beschleunigte meine Schritte und hatte nur noch Augen dafür. Ich rannte dem Tor entgegen, hinaus aus diesem Höllenloch und ... lief in jemanden hinein.

Löwen - Das Geheimnis der SavanneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt