44. Kapitel. Jionis Plan.

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"Das mit dem Sender wird wohl keine Neuigkeit mehr für euch sein?", fragte die Leopardin als wir uns im Wohnzimmer hinsetzten. Wir schüttelten die Köpfe und beobachteten sie aufmerksam.
Ich saß neben Aman, der mich eng an sich drückte. Wollte er etwa die verlorene Zeit nachholen, indem er mich an sich klammerte? Ich hatte nichts dagegen, da ich seine Nähe und Küsse sehr vermisst hatte, doch hatte ich auch das Gefühl, dass es teilweise auch wegen meines Geruchs war.

"Der Chef, besser gesagt, seine Frau, tobt vor Wut und glaubt, dass Niara und ihre Schwester hinter diesem Massacker im Forschungszentrum stecken. Sie arbeiten an einer Methode mit der sie den Sender genau aufspüren können. Ich glaube nicht, dass es positiv enden wird, wenn sie euch in die Finger bekommen. Wir sollten also so schnell wie möglich dieses Ding loswerden.", sagte sie und deutete auf meine Schulter.

"Und wie sollen wir das anstellen? Der Sender ist winzig.", argumentierte ich, da ich an die beiden Spritzeneinstiche denken musste. Nur in einer der beiden Spritzen, war das Betäubungsmittel gewesen.

"Du unterschätzt die heutige Technologie, Süße.", sagte Jioni und lächelte geheimnisvoll.
"Kommt heute Abend zu mir und wir erledigen das kurz und schmerzvoll. Mit allzu viel Betäubungsmittel kann ich leider nicht dienen, da sich dieses nur um trinkbaren Alkohol handelt. Du wirst also da durch müssen.", erklärte sie mit einem mitleidigem Blick auf mich.

"Was passiert dann mit dem Sender?", schaltete sich Amera plötzlich ein, die sich nahe der Tür niedergelassen hatte und Jioni misstrauisch beobachtete.
"Ich habe schon eine sehr schöne Idee dafür.", grinste die Leopardin und schien vor Begeisterung fast in die Luft zu springen.

"Und sagst du sie uns auch?", fragte Aman neugierig.
"Wir müssen nur einen LKW erwischen und das Teil da drauf werfen. Dann wundern sie sich ganz schnell, weshalb Niara immer und immer wieder die gleiche Strecke entlang läuft, noch dazu auf der Straße."
Ihr fieses Grinsen wäre unheimlich gewesen, wenn sie gegen uns gearbeitet hätte, doch ich musste zugeben, ihr Plan war gut, nur wollte ich keine unschuldigen Menschen in dieses Chaos involvieren.

Ich schüttelte den Kopf.
"Ich will nicht, dass weitere Menschen da mit hineingezogen werden.", klärte ich sie auf. Vor meinem innerem Auge spielten sich Szenen ab, in denen mehrere Geländewagen einen LKW verfolgten und ihn schließlich zum Stehen brachten und den Fahrer in die Mangel nahmen, weil diese Leute dachten, ich sei im Anhänger.
Jioni beobachtete mich interessiert und schien unschlüssig, was sie von dem Ganzem halten sollte.

"Na gut, dann würde ich Fluss oder Meer vorschlagen. Das Wasser müsste es weit genug tragen, dass diese Männer erstmal eine Weile beschäftigt sein werden, bis sie herausfinden, dass der Sender nicht mehr im Körper ist.", meinte sie und lehnte sich in ihrem Sessel zurück.
Sie musterte mich und Amera interessiert und nach einer Weile blieb ihr Blick auf meiner Schulter ruhen.

Was plante sie? Wie wollte sie das Teil entfernen?
Aman räusperte sich.
"Weshalb ist Melanie so außer sich? Ich meine, weniger als Joe's Vater."
Die Leopardin zuckte mit den Schultern.
"Das ist eines der wenigen Dinge, die ich noch nicht weiß. "
Nach einer Weile des Schweigens stand sie auf.

"Ich muss jetzt los und alles vorbereiten. Wir sehen uns heute Abend." Mit einem leisen Klicken der Tür, verließ sie das Haus.

"Willst du das wirklich machen?", fragte Aman und sah mich besorgt an.

"Willst du, dass ich auf ewig mit einem Sender herumlaufe und die Leute, die mich scheinbar jetzt jagen, anlocke?"
Ich würde mein Leben lang nur davonlaufen. Das war nicht das, was ich mir vorgestellt hatte. Er nickte und strich sich die schwarzen Haare aus dem Gesicht. Er sah bei dieser Geste müde aus und der Ausdruck in seinen Augen verriet seine Erschöpfung.

"Ich lege mich nochmal hin, bevor wir nachher zu Jioni gehen." Ich nickte und beobachtete, wie er aufstand und im Schlafzimmer verschwand.
Amera hatte Soel auf ihren Schoß gehoben und sah träumend auf die Ebene hinunter. Soel spielte währenddessen mit den Bändern an ihrem Kapuzenpulli und schien alles um sich herum zu ignorieren.

Nun da ich mit meiner Schwester und ihrem Sohn hier war, wirkte alles zu unrealistisch, als würde ich mir das Ganze nur einbilden. Als wäre es ein Traum und ich würde in Wahrheit gleich in der Zelle aufwachen und feststellen, dass das alles wirklich nicht wahr war. Ich breitete mich auf der Couch aus und genoss, auf dem Bauch liegend, den Augenblick. Es dauerte nicht lange, da bemerkte ich, wie etwas auf meinen Rücken krabbelte und sich dort zusammenrollte. Ich brauchte gar nicht hinsehen, um zu wissen, dass mein Neffe sich auf mir niedergelassen hatte, um ein Nickerchen zu machen. Ich machte es mir bequem und versuchte noch ein bisschen Kraft für später zu tanken.

Sanfte Küsse und Streicheleinheiten im Gesicht holten mich in die Wirklichkeit zurück. Ohne auch nur die Augen aufzuschlagen, schnurrte ich los, während ich bemerkte, dass Soel von meinem Rücken verschwunden und nun eine Decke über mir ausgebreitet worden war.
Seine Stirn legte sich auf meine, während er mit seinen Fingern meinen Hals entlangfuhr. Eine Gänsehaut breitete sich auf meinen Armen aus und ich sehnte mich danach seine Lippen auf meinen zu spüren. Ich suchte nach seinen Lippen und begann ihn zu küssen. Er lächelte in den Kuss hinein.

Er roch frisch geduscht und immer wieder fielen mir kleine Tropfen Wasser aus seinen Haaren auf das Gesicht, die mich etwas erschreckten, wenn sie auf meiner Haut landeten, störten mich aber nicht besonders.

Irgendwann löste er sich sanft von mir und in mir verbreitete sich wieder diese allbekannte  Enttäuschung. Ich könnte noch Stunden mit ihm hier liegen und seine Nähe, Küsse und Berührungen genießen. Ich öffnete die Augen. Hoffentlich konnte er meine Enttäuschung sehen, die er verursacht hatte.

"Ich glaube, deine Schwester ist nun im Bad fertig. Du solltest auch nochmal duschen, bevor wir zu Jioni gehen."

Murrend setzte ich mich auf und starrte zu ihm hinunter.
Hoffentlich bekam sie es auf die Reihe und der Sender war zum Schluss weg. Schweigend lief ich ins Bad und ignorierte alles um mich herum bis ich wieder herauskam. Amera würde mit Soel mitkommen, da sie es für keine gute Idee hielt, allein zurückgelassen zu werden und ich war froh, dass sie sich dafür entschied, denn so war unser kleines Rudel zusammen.

Eine leichte Nervosität breitete sich in mir aus, da ich nicht wusste, was Jioni plante, um das Teil aus meiner Schulter zu bekommen. Leider wurde diese Nervosität nicht weniger als wir das Haus verließen und zu Fuß zu ihr gingen.

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