26.Kapitel. Eindringling

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Glücklicherweise schien keiner der Büffel an einer Löwenjagd interessiert zu sein und beobachteten mich lediglich abwartend, bis ich im Gebüsch verschwunden war.

Der Weg zum Haus zog sich endlos hin. Zum einen, weil ich an den Stellen mit den Dornen langsamer lief und zum anderen, weil es bergauf ging und ich ein Kind auf dem Rücken trug.

Als wir schließlich am Haus ankamen, war ich außer Atem, Magdalena totmüde und die Nacht schon über uns hereingebrochen.

Ich machte uns schnell noch ein paar Brote und danach fiel Magdalena auch schon ins Bett.

Ich hingegen blieb noch eine Weile wach und dachte über Aman nach.

Ich wünschte mir seltsamerweise, dass das mit ihm vielleicht Bestand haben würde, doch was, wenn er gar nicht der Typ dafür war? Wenn er sich nichts langfristiges vorstellen konnte? Oder überhaupt etwas mit mir?

Wieso brachte mich dieses Kind auf solche Gedanken? Vorher hatte es mich doch auch nicht interessiert. Frustriert schlug ich mit den Fäusten auf mein Kissen ein.

Ich baute schon wieder Luftschlösser auf und machte mir Hoffnung, wo keine war.
Ich würde gehen, sobald meine Schwester hier war. Sie würde mich sowieso nicht mit ihm allein lassen. Sie würde ihm nur misstrauen und mich überreden wollen, mit ihr zu verschwinden. Sie würde sich hier keine Sekunde entspannen können.

Tief atmete ich durch und versuchte an gar nichts mehr zu denken, doch sobald ich die Augen schloss, konnte ich sein Gesicht vor mir sehen.
Erst nach einer Weile schlief ich ein.

Jedoch war meine Ruhe nicht von Dauer.
Irgendetwas weckte mich in der Nacht und ich spürte, dass etwas nicht stimmte.

Angespannt und mit geschlossenen Augen lag ich da. Irgendjemand war im Haus. Ich spürte seine Anwesenheit ganz deutlich. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und ich wagte es meine Augen einen Spalt weit zu öffnen. In diesem Zimmer konnte ich nichts von einem Eindringling erkennen und ich öffnete sie komplett.

Im Flur konnte ich Schritte hören, die langsam näherkamen und, wie sich der Verursacher dieser Schritte bemühte, leise zu sein.

Nun setzte ich mich auf und horchte.
Scheinbar öffnete er gerade irgendeine Tür, denn es quitschte leise und die Schritte entfernten sich.

Zitternd vor Anspannung atmete ich durch.
Wer war es?
Amaniel konnte es nicht sein. Er würde nicht so durch sein Haus schleichen und das konnte er aufgrund seines Körpergewichts auch gar nicht. Dieser Fremde bewegte sich leise und vorsichtig. Ohne einen Laut zu verursachen, stand ich auf und fuhr die Krallen aus.
Wer immer es war, Aman wäre bestimmt nicht mit dem Besuch dieses Eindringlings einverstanden.

Vorsichtig schlich ich zu meiner halboffenen Schlafzimmertür und lugte in den Flur hinaus.

Die Haustür stand weit offen und eine kühle Brise wehte durch das Haus und trug einen fremdartigen Geruch mit sich.
Es war eindeutig ein Mann und niemand, dessen Geruch ich je wahrgenommen hatte, allerdings auch kein Gestaltwandler, womit ich deutlich im Vorteil war, denn falls er mich angreifen würde, konnte ich mich immernoch vollständig verwandeln.
Angestrengt betrachtete ich die verschiedenen Türen im Flur, um zu erfahren, hinter welcher er verschwunden war. Die Küchentür und auch die Tür zum Esszimmer waren geschlossen. Mein Blick wanderte weiter.

Mit Entsetzen stellte ich fest, dass alle Türen geschlossen waren.
Alle, außer Magdalenas Schlafzimmertür. Sie war nur leicht angelehnt und das Licht, das durch ihr Fenster und die Tür in den Flur flutete, wurde kurz unterbrochen.

Entsetzt riss ich die Augen auf und lief zu der angelehnten Tür.
Schwerer Atem war zu hören und leise Schritte hallten durch den Raum.
Vorsichtig sah ich um die Ecke und durch den Türschlitz in das Zimmer.

Löwen - Das Geheimnis der SavanneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt