23. Kapitel. heiterer Abend.

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Aman lief voraus und führte mich auf einem Trampelpfad durch hohes Gebüsch. Ich lief vorsichtig, denn einige der Büsche hatten lange Dornen und die in der Flanke oder im Fuß stecken zu haben, war ganz und gar nicht angenehm. Als Junges hatte ich mir so ein Teil mal in die Pfote gerammt, als meine Schwestern und ich durch die Büsche gerannt sind und nicht auf den Boden geachtet hatten. Unsere Mutter hatte uns später am Abend alle Dornen mühseelig herausgezogen.

Aman schien die Dornen zu ignorieren oder bemerkte sie erst gar nicht. Er lief stur durch das Dickicht und blickte nur hin und wieder nach hinten, um sich zu vergewissern, ob ich noch da war. Wir mussten mehrere Kurven laufen und wahrscheinlich machten wir einen riesigen Umweg.

"Wenn wir zurückgehen, nehmen wir die Straße.", sagte ich bestimmend, als ein Dornenast nur um Millimeter meinen Kopf verfehlte, den Aman zurück gebogen hatte. Ruckartig wandte er mir den Kopf zu und blieb stehen. Er hatte einige Meter Vorsprung, da ich ja vorsichtig und langsam lief.

"Wieso?", fragte er verwirrt.

"Weil ich keine Lust habe, mir später die Dornen aus den Händen, Füßen oder sogar dem Kopf zu ziehen.",maulte ich und schloss zu ihm auf.
Er schnaubte belustigt und lief weiter.

Eine gefühlte Ewigkeit später kamen wir endlich am Fuß des Berges an und vor uns erstreckte sich eine weite Ebene. Ich konnte die Zebras, Gnus und Antilopen riechen, die sich nun langsam zum schlafen bereit machten.
Das Restlicht der Sonne verschwand und leise schlichen wir vorwärts. Das hohe Gras bot uns die Deckung die wir benötigten, um nah genug an unsere Beute heran zu kommen. Aman überließ nun mir die Führung und blieb auf Abstand.

Verunsichert hob ich den Kopf, um mir einen Überblick zu verschaffen.

Eine riesige Mischherde hatte sich über die Ebene verteilt und graste friedlich und ungestört.
Ich konnte hören, wie die Kälber der Gnus umhertollten und sich unbesorgt von ihren Müttern entfernten, welche sie wieder zurückriefen.

Ein Kalb und seine Mutter waren in unserer Nähe, doch ich wollte kein Jungtier angreifen, jedenfalls nicht, solange ich nicht auf jeden Brocken Fleisch angewiesen war, den ich zwischen die Zähne bekommen konnte.

Ich schlich noch ein ganzes Stück weiter, bis ich erneut stehen blieb und horchte.
Eine humpelnde Antilope schleppte sich in der Nähe herum und ließ sich schließlich ins Gras fallen.
Das war die perfekte Beute.
Ich roch kein Blut in der Nähe, weshalb ich davon ausging, dass das Bein gebrochen war, auf welchem sie so massiv hinkte.
Kurz achtete ich auf die Windrichtung aber diese verlief so, dass mein Opfer uns nicht wittern konnte. Leider rochen mich dafür wenige der anderen Tiere. Ich hörte Schnauben und warnendes Stampfen von den Tieren, doch da es inzwischen stockfinster war, konnten sie nicht sehen, wo wir waren.
Die Tiere waren in Alarmbereitschaft und auch die verletzte Antilope schnaubte ängstlich.

Noch ein Stückchen schlich ich nach vorne, bis ich mein Opfer sah. Es wandte alarmiert den Kopf in meine Richtung und ich verließ meine Deckung, sprang auf und dem sich aufrappelnden Tier an die Kehle. Es lies einen erstickten Schrei los und alle Tiere, die in der Nähe waren, flüchteten panisch.

Ich biss der Antilope die Luftröhre durch und wartete bis sie aufgehört hatte auszutreten. Aman warf sich auf den Fleischberg und fing an zu fressen.
Ich versuchte nach einer Weile, auch an etwas von dem Fleisch zu kommen, an dem er gerade fraß, doch fauchend drängte er mich zurück. Er handelte aus einem Instinkt heraus.

Als er dann satt wurde und nur noch auf dem Fleisch herumkaute, ließ er mich an den Bauch des Tieres und mich sattfressen.

Nachdem wir noch eine Weile auf der Wiese gelegen und das Blut abgeleckt hatten, machten wir uns wieder auf den Heimweg. Hinter uns hörte ich Hyänen lachen und zum fressen rufen.
Ob es aber normale Hyänen oder Gestaltwandler waren, konnte ich nicht sagen.

Löwen - Das Geheimnis der SavanneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt