Gastfreundschaft

669 38 14
                                    

Sarah fand sich in einem Raum wieder, den sie zuvor noch nie gesehen hatte. Rote Samttapete mit wundervollen Mustern zierten die hohen Wände, ein Feuer brannte im Kamin und strahlte eine angenehme Wärme aus. Zwei große bequeme Stühle im selben Rotton wie die Tapete standen davor und luden zu gemütlichen Leseabenden ein.
Ein großes Himmelbett mit beeindruckenden Schnitzereien stand in der Nähe des großen Fensters und zwei volle Bücherregale in unmittelbarer Nähe davon.
Vor dem Bett befand sich eine große Truhe, die geöffnet war. Sarah warf einen Blick hinein und stellte fest, dass sich Teile ihrer Kleidung darin befanden, aber auch barock anmutende Stücke, wie Jareth sie stets trug. Sie schloss die Klappe und wandte sich erschrocken um, als sie ein Räuspern hörte. Ein Goblin mit einem weißen Mützchen auf dem Kopf stand in der Tür, unschlüssig, ob er eintreten sollte oder nicht.
„Was willst du?", fragte Sarah und musterte das kleine Wesen misstrauisch, als könnte es sie jeden Moment angreifen.

Der Goblin deutete mehrmals eine knappe Verbeugung an, bevor er sprach. „Seine Majestät wünscht, mit euch zu Abend zu speisen. Er erwartet Euch, sobald Ihr Euch frisch gemacht habt." Mit derselben Geste wie zuvor verschwand das kleine Wesen genauso schnell, wie es gekommen war und gab Sarah nicht einmal die Möglichkeit, Einwand einzulegen. Sie wusste doch nicht einmal, wo er sie erwarten würde?
Sarah empfand dieses Treffen ebenso unangenehm wie die Tatsache, dass sie in diesem Schloss untergebracht war, aber wenigstens konnte sie den König fragen, wann sie ihre Freunde endlich sehen durfte und so wühlte sie in der Kiste und fischte sich frische Jeans und ein graues Sweatshirt heraus, um dann auf die schwere Holztür zuzusteuern, hinter der sich ein Badezimmer befand, wie ihr ein grobschlächtiger Goblin erklärt hatte, als sie das Zimmer bezogen hatte.
Kaum hatte sie die Tür geöffnet, hatte es ihr den Atem verschlagen. Der gesamte Raum bestand aus weißem Marmor und es duftete verführerisch; in der Mitte befand sich eine gewaltige Badewanne, daneben ein Tischchen, auf dem verschiedene Flakons standen.
Aus einem Brunnen, der die Form einer großen Fee besaß, sprudelte klares Wasser, ein großer Spiegel zierte rundete das Bild ab, das sich Sarah bot. So etwas Luxuriöses hatte sie noch nie gesehen.
Sie beschloss, dass ein Bad ihr wohl wirklich guttun würde. Mit einem Mal schoss Wasser in die Wanne, ohne dass Sarah einen Handgriff getätigt hatte. Natürlich, die Magie ...
Rasch entledigte sie sich ihrer Kleidung und sank in das angenehme Wasser, das sie augenblicklich entspannte. Neugierig griff sie nach einem der kleinen Fläschchen, öffnete es und schnupperte daran. Der Duft war betörend; eine Mischung aus Veilchen und überreifen Himbeeren, sodass sie einige wenige Tropfen davon in das Wasser gab.

Sarah schloss die Augen und genoss die Wärme, die ihren Körper durchströmte. Ihre Sorgen und Schmerzen waren wie fortgespült.
Als sie letztendlich ihr Bad beendet hatte, war es draußen bereits dunkel geworden. Sie hatte nicht den blassesten Schimmer, wie viel Zeit vergangen war und so kleidete sie sich rasch an und kämmte ihr noch nasses Haar. Hastig öffnete Sarah die Tür, doch was sie vorfand, waren nicht mehr ihre Räumlichkeiten.
Sarah befand sich in einem Saal, von dessen hohen Decken mehrere Lüster von beeindruckender Größe hingen und ihn in ein warmes Licht tauchten. Vor dem Kamin, in dem Flammen loderten, befand sich ein sehr langer Tisch und jeder einzelne Platz wurde von Menschen - oder waren es andere Wesen? Sie wusste es nicht - besetzt. Das Gelächter und die vielen Stimmen füllten den Raum und ließen Sarahs Nervosität steigen.
Jemand zupfte an ihrem Rockzipfel. Augenblick, dachte sie, ich trage doch gar keinen ...
Sie blickte herab, um zu sehen, wer sie berührt hatte und was vor sich ging. Tatsächlich trug Sarah ein meerblaues Kleid aus feinstem Satin, das mit funkelnden kleinen Kristallen übersät war und das Dank des engen Schnittes ihrem Körper und vor allem ihrem Dekolletee schmeichelte. Ihr dunkles Haar fiel in großen Locken, die an einigen Stellen von silbernen Fäden durchzogen waren, auf ihre Schultern.
Der kleine Goblin quiekte, um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Es war derselbe, der Sarah zuvor die Botschaft überbracht hatte.

I will be your slaveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt