Der König blickte von der Lichtung, auf der er stand, auf sein in der ferne liegendes Schloss, das von der untergehenden Sonne in ein orangenes Licht getaucht wurde. Die weißen Banner und feine silbrige Bänder, die an einer langen Reihe eisener Pfähle befestigt worden waren, wehten in der sanften Brise; der Herbst lag in der Abendluft, jener Geruch der verfärbten Blätter und nasser Erde, den Jareth so liebte. Voller Stolz blickte er auf sein Reich, das von jenem Augenblick im Ballsaal an, in vollster Pracht und Glanz erstrahlte.
Die Lichtung war von saftig grünen Baumkronen gesäumt, der Boden von weichem Gras bedeckt; alles gedieh, brachte schönste Blüten hervor und die Kobolde freuten sich über die herausragende Ernte an Beeren, die sicherlich einen wunderbaren Wein ergeben und das säuerliche Gebräu ersetzen würden. Auch seine Untertanen hatten den Wandel ihres Herrn schnell bemerkt: er war immer noch streng zu ihnen, doch niemand hatte mehr zu befürchten, in das Moor des ewigen Gestanks gehängt zu werden. Als einer von den älteren Goblins stolperte, nachdem er um eine Audienz bei Jareth gebeten hatte, war der König von seinem Thron aufgestanden und hatte dem kleinen Wesen wieder auf die Füße geholfen, etwas, das wahrlich noch nie passiert war. „Lass das nicht zu deiner Gewohnheit werden", hatte er das kleine Wesen geschalten, doch es lag kein Groll in seiner Stimme, eher eine Belustigung.
Als er seinen Blick schweifen ließ, erblickte er Sarahs Freunde. Den kleinen Hogbart - nein, Hoggle -, den Fuchs und den haarigen Riesen; der Riese trug einen Blumenkranz um seinen massigen Hals, während die anderen beiden offenbar ihre besten Sachen trugen; Hoggle zuckte zusammen, als er den Blick seines Königs bemerkte, und war noch überraschter, als dieser ihm zulächelte. Doch Hoggle wurde von einer anderen Erscheinung abgelenkt, welche er nun mit offenem Mund bestaunte, nicht ohne Sir Didymus mit einem Stoß in die Rippen darauf aufmerksam zu machen; der Riese brummte zufrieden.
Jareth tat es ihnen nach, und ein wohlwollendes Lächeln stahl sich auf seine Lippen.
Auf dem schmalen Weg, der von den Pfählen gesäumt wurde, erschien Sarah; das schneeweiße Kleid, das sie trug, besaß eine lange, spitzengesäumte Schleppe, die über den Boden glitt, als sie langsam auf die Gesellschaft zukam. Ihre hellen Schultern lagen frei, während Stulpen aus derselben Spitze von den leicht gepufften Ärmeln an ihre Handgelenke reichten; auf der Brust funkelten Kristalle, die das Licht brachen. In ihr dunkles Haar waren kleine, weiße Blüten und dieselben silberfarbenen Fäden, wie sie sie schon einmal getragen hatte, eingeflochten. Vor ihrer Brust hielt sie einen Strauß Blumen, die einen herrlichen Duft verströmten. Auf ihren Lippen trug sie den Hauch eines roten Lippenstifts, ihrer Lieblingsfarbe; sie lächelte schon fast schüchtern, als sie näher trat, und konnte nicht ahnen, wie sie ihre Freunde - und den König - mit ihrem Auftritt verzückte. Sie war wunderschön.
Sarah wusste, dass sie endlich Zuhause angekommen war, als sie ihre Freunde und den Mann, den sie liebte, dort stehen sah. Alle Blicke waren auf sie gerichtet, und sie schenkte ihnen ein Lächeln. Sie hätte nicht glücklicher sein können.
Jareth hatte besonders edle und elegante Kleidung gewählt; er trug ein schwarzes, knielanges Jackett, das mit funkelnden Steinen bestickt war und dazu ein cremefarbenes, hochgeschlossenes Rüschenhemd, an dessen Kragen ein großer, schimmernder Diamant befestigt war. Dazu hatte er dunkle Hosen und hohe Stiefel gewählt, und sie erkannte, dass einzelne Strähnen seines Haars ebenso schwarz waren. Seine Haltung war stolz und aufrecht, sein Lächeln ehrlich. Er war wahrlich attraktiv, trotz - oder gerade wegen - seines extravaganten Auftretens.
Als sie vor Jareth inne hielt, reichte dieser ihr die Hand und sie legte ihre in seine; Sarah errötete, als er sich verbeugte und einen zarten Kuss darauf hauchte, nur um ihr im nächsten Augenblick zuzuflüstern, wie wunderschön sie war. Hoggle verließ seinen Platz, kam auf sie zugewatschelt und stellte sich vor sie, im Hintergrund das Panorama des Schlosses und Labyrinths. Der König wusste von Sarahs Träumen dieses einen Tages und hatte Hoggle eingeweiht; der Zwerg wusste nun genau, was zu tun war.
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I will be your slave
FantasíaSarahs Rückkehr aus dem Labyrinth liegt einige Jahre zurück, und doch holen sie die Erinnerungen immer wieder ein. Als ihr Leben völlig auf den Kopf gestellt wird, ist sie gezwungen, zurück zukehren, sich neuen Problemen und Gefühlen zu stellen - u...